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Obwalden

Wie soll sich Sachseln entwickeln?

Am Podium des Innerschweizer Heimatschutzes ging es auch um das Spannungsfeld zwischen Entwicklung von Neuem und Bewahrung von Historischem. Dabei formulierte der Sachsler Gemeinderat ein ehrgeiziges Ziel.
Die Dorfansicht von Sachseln.  (Bild: Romano Cuonz)

Matthias Piazza

Wohnungen und Fabriken brauchen Land. Damit soll aber nicht verschwenderisch umgegangen werden. Verdichtetes Bauen und Siedlungsentwicklung nach innen sind die Schlagworte. Gleichzeitig soll das historisch entstandene Ortsbild nicht verunstaltet werden. Flickenteppiche mit unzusammenhängenden verstreuten Siedlungen sind zu vermeiden. Wie Sachseln mit diesem Spannungsfeld umgeht, diskutierten am Donnerstagabend unter der Leitung von Remo Reginold, neuem Präsidenten des Innerschweizer Heimatschutzes (IHS), der Obwaldner Regierungsrat und Baudirektor Josef Hess, der Sachsler Gemeinderat Florian Spichtig (Departement Liegenschaften, Sicherheit), die Landschaftsarchitektin Tanja Gemma und der pensionierte Raumplaner Walter Büchi.

Tanja Gemma fand, dass man die Planungen aus Sicht der Landschaft anschauen müsse. «Wie geht man mit Kulturflächen um? Wo sind die Naherholungsräume?» Diese gelte es zu erhalten und zu fördern. «Wenn wir Raumplanung machen, dann planen wir mit Grund und Boden, der nicht uns gehört. Das ist ein Problem, um das ich die Raumplaner nicht beneide», merkte Josef Hess an, unter dessen Lead der Kanton 2019 den neuen kantonalen Richtplan verabschiedet hatte, der sozusagen die Rahmenbedingungen für die künftige Siedlungsentwicklung vorgeben soll.

Auch Private seien in der Pflicht

Er erzählte von seinen Beobachtungen in China, wo teilweise ganze Siedlungen dem Erdboden gleichgemacht würden, wenn etwas Neues geplant sei. Hierzulande hat das Private einen grossen Stellenwert. Auch der Begriff Bestandesgarantie wird grossgeschrieben. Der pensionierte Raumplaner Walter Büchi nahm die Planer eines Projektes in die Pflicht. Diese seien die Advokaten der abwesenden Privatpersonen. Doch auch Private müssten ihre Verantwortung im Sinne einer Ortsentwicklung zum Wohle aller wahrnehmen. «Eigentum verpflichtet.» Dabei müssten sich Planer, Behörden und Öffentlichkeit besser aufeinander abstimmen.

Tanja Gemma fand, dass Chancen vergeben würden, weil die Behörden eine zu grosse Angst vor Eingriff ins Private hätten. «Mit einem runden Tisch würden sich sehr schöne und gelungene Lösungen bieten», gab sie sich überzeugt. Bei der Frage nach den Erwartungen an den kantonalen Richtplan und dem Sachsler Pendant, dem Masterplan, erwähnte sie als ihre Herzensangelegenheit, dass Freiräume als Ganzes erhalten werden sollen. «Zusammenwachsen von Siedlungen wäre Gift.» Der Baudirektor und ehemalige Forstingenieur riet bei dieser Gelegenheit den Gemeinden, in ihren Siedlungsplanungen auch den Klimawandel zu berücksichtigen, der im Sommer mehr Hitzetage mit sich bringen werde.

Florian Spichtig formulierte gegen Ende des bis auf den letzten Platz besuchten Podiums im Sachsler Restaurant Bahnhof ein ehrgeiziges Ziel. «Wir wollen unser schützenswertes Ortsbild bewahren, ohne aktives Leben aus den alten Mauern zu vertreiben. Wir wollen den Wakkerpreis gewinnen.» Damit zeichnet der Schweizer Heimatschutz Gemeinden aus, die bezüglich Ortsbild- und Siedlungsentwicklung besondere Leistungen vorzeigen können. Hierzu gehören insbesondere das Fördern gestalterischer Qualität bei Neubauten, ein respektvoller Umgang mit der historischen Bausubstanz sowie eine vorbildliche Ortsplanung, die Rücksicht auf die Anliegen der Umwelt nimmt.

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