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Luzern

Wespen machen sich diesen Sommer rar – wieso es heuer nicht brummt

Sie können zwar lästig sein – doch eigentlich sind Wespen friedliche Tiere. Ihr markantes Summen hört man dieses Jahr allerdings selten. Eine Expertin erklärt warum.
Manchmal lästig, aber insbesondere nützlich: Wespen jagen Insekten wie Mücken und Fliegen. (Bild: Steffen Schmidt/Keystone)

Reto Bieri

Aufmerksamen Zeitgenossen ist es wohl aufgefallen: Dieses Jahr sind nur wenige Wespen unterwegs. Der Grund: «Im Frühling war es relativ lange kalt und nass, was keine idealen Bedingungen für Wespen darstellt. Viele Königinnen sind damals aufgrund der Temperaturen gestorben und konnten so kein Volk aufbauen», sagt Andrea Oelhafen. Sie ist Umweltberaterin beim Ökoforum Luzern, der Umweltberatungsstelle von Stadt und Kanton Luzern.

Normalerweise sind Wespen im August und September besonders aktiv. «Die meisten Arten haben zu diesem Zeitpunkt ihre Volksstärke erreicht», begründet Oelhafen. Ein Volk der Deutschen Wespe könne beispielsweise bis zu 8000 Individuen zählen. Oelhafen:

«Da herrscht ein reges Gehen und Kommen, denn die Arbeiterinnen sind daran, den Nachwuchs mit Futter zu beliefern.»

Wespen decken ihren Futterbedarf durch Nektar. Die Jungtiere im Nest sind für ihre Entwicklung aber auf proteinreiche Nahrung angewiesen. Dazu jagen die Wespen Insekten wie Mücken und Fliegen. «Da diese Futterquelle im Herbst nicht mehr genügend vorhanden ist, kommen Wespen gerne an unsere Tische und bedienen sich von unserer Nahrung», so Andrea Oelhafen weiter.

In der Regel harmlos

Dies betreffe hauptsächlich die Gemeine und die Deutsche Wespe, da sie ihre Volksstärke später im Jahr erreichen und die Anzahl Individuen sehr viel höher sei als beispielsweise bei der Feldwespe, die nur rund zehn bis 30 Individuen pro Volk umfasst. Lediglich diese zwei der insgesamt neun Wespenarten in der Schweiz – zu denen übrigens auch die Hornisse zählt – können lästig werden. «Dies, weil sie sich, wie erwähnt, im Herbst für unser Essen interessieren, um den Proteinbedarf der Jungtiere zu decken», sagt Oelhafen.

Abgesehen von Allergikern, sind Wespen für Menschen ungefährlich und in der Regel völlig harmlose, friedliche Tiere, solange sie in Ruhe gelassen werden.

«Sie jagen für uns lästige Insekten und spielen bei der Bestäubung eine wichtige Rolle.»

Nestfund: Zuerst die Wespenart bestimmen

Durch Insektenschutzgitter an Fenstern und dem Lichterlöschen gelangen Wespen weniger oft in die Wohnung, rät Andrea Oelhafen. Wenn eine Hausbesitzerin oder ein Hausbesitzer ein Wespennest entdeckt, solle man laut der Expertin als Erstes die Wespenart bestimmen lassen. «Denn wenn es sich nicht um die Deutsche oder die Gemeine Wespe handelt, kann das Nest gut toleriert werden, das heisst, man kann es am Ort belassen.» Auch ein Zusammenleben mit der Deutschen und Gemeinen Wespe sei möglich. Oelhafen:

«Hier braucht es unter Umständen eine Abschirmung oder Umlenkung des Einfluglochs.»

Falls sich das Nest an einem ungünstigen Ort befindet, zum Beispiel beim Kinderspielhaus, dem Gartenhaus oder der Eingangstüre, kann das Nest von einer Fachperson umgesiedelt werden. Von einer Vernichtung mit Mitteln aus dem Handel rät Oelhafen ab. «Sie enthalten Stoffe, die für Mensch und Umwelt giftig sind.» Ist dennoch eine chemische Vernichtung nötig, also wenn das Nest weder toleriert noch umgesiedelt werden kann, sollte ebenfalls eine Fachperson beigezogen werden.

Hinweis: Weitere Infos unter www.umweltberatung-luzern.ch

  • Das Nest nicht erschüttern, Abstand halten, Hektik vermeiden
  • Fenster mit Fliegengitter absichern
  • Bei Tisch nicht herumfuchteln, Wespen mit einem Wasserzerstäuber besprühen, Esswaren abdecken, Getränke mit Strohhalm trinken, Räucherstäbchen einsetzen
  • Das Volk stirbt im Herbst ab, das Nest kann im Winter entfernt werden
  • Bei Stichen in Mund oder Atemwege oder bei Personen mit Allergie: Sofort ärztliche Hilfe anfordern
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