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Luzern

Werthenstein: Anwohner wehren sich gegen Neubau des Betonwerks

Die Imbach AG möchte die Betonproduktionsanlage an der Kleinen Emme durch einen Neubau ersetzen. Das löst im angrenzenden Wohngebiet auf Wolhuser Boden Frust und Widerstand aus.
Wehren sich gegen den Neubau des alten Betonwerks (im Hintergrund): Alain Gabriel und Elisabeth Zingg. (Bild: Nadia Schärli, Wolhusen 26. November 2018)

Stephan Santschi

Der Ausblick im Wohngebiet Kommetsrüti ist idyllisch. Ein Gerüst auf der anderen Seite der Kleinen Emme, das 32 Meter in den Himmel ragt, kündigt jedoch eine Veränderung an. Die Makies AG, die 2017 die Werthensteiner Imbach AG gekauft hat, plant die Betonproduktionsanlage durch einen Neubau zu ersetzen. Dieser soll rund 30 Meter weiter nördlich zu stehen kommen, womit er näher ans Quartier rückt. «Unsere Lebensqualität wird dadurch erheblich eingeschränkt», sagt Anwohnerin Elisabeth Zingg (68). «Die einzigartige Aussicht in die Hügel- und Berglandschaft wird zerstört. Zudem fürchten wir grössere Lärm- und Staubbelastungen.»

Schon jetzt sei die Situation schwer erträglich. Das Betonwerk nehme teils schon um 5.15 Uhr den Betrieb auf und halte die Mittagspause nicht ein. «Wir möchten das Projekt nicht verhindern. Aber wir wünschen, dass uns das neue Betonwerk nicht direkt vor die Nase gestellt wird.» Gemeinsam mit zwölf Mitstreitern hat Zingg Einsprache eingereicht. Vor kurzem wurden erste Verhandlungen geführt. Auch zwei weitere Personen wehren sich auf baurechtlichem Weg. Zu einer Einigung kam es nicht. «Die Gemeinde lässt die Bewohner vollkommen im Regen stehen. Die Behörden unterlassen nichts, um dieses Projekt mit Ausnahmebewilligungen und Anpassungen der Gefahrenzonen zu bewilligen», ärgert sich Zingg.

«Planen keinen Ausbau unserer Kapazität»

3,5 Millionen Franken kostet der Neubau, der Ende 2019 in Betrieb gehen soll. Laut Makies-Geschäftsführer Urs Marti ist das bisherige Beton- und Kieswerk veraltet. Die leichte Verschiebung des Standorts werde aus verkehrs- und sicherheitstechnischen Gründen nötig. Marti betont, dass sich alles innerhalb der kantonalen Vorgaben bewege. «Unsere Abklärungen haben ergeben, dass weder der Verkehr noch die neue Anlage für mehr Lärm sorgen werden. Wir planen keinen Ausbau unserer Kapazität; mit der modernen Anlage können wir aber die Standzeiten verkürzen. Lastwagen verlieren weniger Zeit.» Und was ist mit den zuweilen ungewöhnlichen Arbeitszeiten? «Frühmorgens kommt das sehr selten vor. Da wir uns in einer Arbeitszone befinden, dürften wir am Mittag aber sogar durcharbeiten. Wir brauchen etwas Vorlauf, um auf der Baustelle zu sein, wenn der Kunde dort seine Arbeit beginnt.»

Marti versteht den Frust von einem Teil der Anwohner, erachtet die Reaktionen aber als etwas gar emotional. «Wir versuchen hier etwas Vernünftiges hinzustellen. Klar darf man anderer Meinung sein. Nun aber beispielsweise zu behaupten, die neue Anlage werde massiv höher, entspricht nicht der Wahrheit. Das bestehende Werk ist 25 Meter hoch, die neue Turmanlage 29. Das sind nur vier Meter mehr.» Lediglich der Elevator werde sich auf 32 Meter erstrecken. «Aufbauten haben wir aber auch auf dem alten Gebäude.»

Gemeindepräsident gibt sich wortkarg

Aktuell läuft das Bewilligungsverfahren. «Wenn sich der Gesuchsteller im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben bewegt, hat er einen Rechtsanspruch auf eine Baubewilligung», sagt Werthensteins Gemeindepräsident Beat Bucheli (CVP). Auf die Frage, ob Ausnahmebewilligungen erteilt werden müssten, geht er nicht ein. In Sachen Gefahrenkarte verweist er an den Kanton. Fakt ist, dass das Firmengebiet wegen Hochwasser und Felssturz in der Gefahrenzone liegt. Mit Mauern und dem Einrichten von sensiblen Anlagen in mindestens drei Metern Höhe soll dem Hochwasserschutz Rechnung getragen werden. Bereits im Frühjahr 2018 ist die Badfluh gesichert worden, nachdem zwei Jahre davor ein Felssturz Gebäudeschäden und eine Überschwemmung der Kleinen Emme verursacht hatte. «Dadurch konnten die Risiken auf dem ‹Imbach›-Areal massiv reduziert werden. Es ist aber nicht so, dass nun mit gar keinen Ereignissen mehr zu rechnen ist», erklärt Urs Zehnder, Abteilungsleiter für Naturgefahren beim Kanton. Bauen unter Auflagen sei aber möglich.

Für Elisabeth Zingg und ihre Gleichgesinnten ist das Vorgehen nicht akzeptabel. Sie weiss von einem Lärmschutzgutachten, das ein Ergebnis knapp unterhalb des Grenzwerts ergeben habe. «Gemessen wurde aber nur an einer Stelle. Die angrenzenden Terrassenhäuser liegen höher, dort wird es lauter werden.» Für sie steht fest: «Mit etwas mehr Verständnis der Gemeinde und ein bisschen Willen von Herrn Marti wäre eine Einigung möglich.» Sollte das Projekt bewilligt werden, werde man mit dem Anwalt Rücksprache nehmen. «Wenn wir eine Chance auf Erfolg sehen, wenden wir uns ans Gericht.»

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