Markus Zwyssig
Markus Zwyssig
Der Werkhof für den Betrieb der Kantonsstrassen im Galgenwäldli – in unmittelbarer Nähe zur Motorfahrzeugkontrolle – ist komplett veraltet und muss dringend erneuert werden. Die fünf Betriebsgebäude an der Gotthardstrasse bei der Schächenbrücke stammen zum Teil aus den 1950er-Jahren. Sie haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, wie es im Bericht und Antrag des Regierungsrats an den Landrat heisst. Die Tragstruktur und Erdbebensicherheit sind mangelhaft. Grosse Teile der Arbeitsräume können nicht oder nur schlecht beheizt werden. Wegen der fehlenden Heizungen können Schneeräumungsmaschinen im Winter nicht genügend abgetaut werden, was ihre Einsatzbereitschaft beeinträchtigt. Auch können die heutigen Auflagen zum Brandschutz oder zur Arbeitssicherheit der Mitarbeitenden nicht mehr eingehalten werden.
Nun soll im Schattdorfer Rossgiessen in unmittelbarer Nähe des Tellparks ein Ersatzneubau entstehen. Bereits im September 2017 hat der Landrat einen Projektierungskredit von knapp einer Million Franken genehmigt. Jetzt wird es immer konkreter. Der Werkhof für den Betrieb der Kantonsstrassen soll die nächste Hürde nehmen. Am 25. August entscheidet der Urner Landrat über den Baukredit von 10,9 Millionen Franken.
Der Werkhof sei eine grosse, aber wichtige Investition, sagt Baudirektor Roger Nager dazu. «Wir bauen eher günstiger, als vergleichbare Projekte, dies vor allem, weil wir uns auf das absolut Notwendige beschränken.» Die Ausgaben für den Werkhof sind im Finanzplan ausgewiesen.
Den Standort auf eine andere Parzelle verlegt
Jedoch wird der Werkhof nicht am zuerst geplanten Standort gebaut. Die Gemeinde Schattdorf äusserte grosse Vorbehalte und argumentierte, dass ein Werkhof an der verhältnismässig prominenten Lage nicht gewünscht und auch nicht akzeptiert werde. Der Standort im Industriegebiet im Schattdorfer Rossgiessen wird vom Kanton nicht in Frage gestellt. Im Sinne einer guten Partnerschaft mit der Standortgemeinde wurden jedoch weitere Alternativen gesucht. Eine Parzelle weiter südlich neben den Hallen der Zgraggen Fahrzeugvermietung & Carreisen wurde evaluiert und von der Gemeinde klar favorisiert.
Nach mehreren intensiven Gesprächen zeigte sich der Kanton bereit, auf die raumplanerischen Anliegen der Gemeinde einzugehen. Die Überprüfung zeigte, dass für den Werkhof der Platz zu knapp ist und eine Teilfläche einer weiteren Parzelle beansprucht werden muss. Die Eigentümerin ist aber nicht bereit, nur eine Teilfläche zu veräussern, weshalb die ganze Parzelle erworben werden muss. Für das Werkhofprojekt werden jedoch nicht beide Parzellen mit einer Gesamtfläche von 9645 Quadratmetern benötigt. Die Reservefläche dient als zukünftige strategische Reserve und könnte als Zwischennutzung im Baurecht abgetreten werden.
Roger Nager bezeichnet den Standort als sehr gut. Dieser habe in der breiten Evaluation am besten abgeschnitten. «Es ist wichtig, dass die Kleinfahrzeuge zentral stationiert sind, damit sie schnell an Ort und Stelle sind und vor den Einsätzen keine langen Anfahrtswege haben.» Dass man nun auf Wunsch der Gemeinde Schattdorf eine andere Parzelle bebaue, bringe keine betrieblichen Nachteile mit sich, so Nager.
Die Felgendreher Olfs Köchling Architekten aus Berlin, die über eine Niederlassung im sankt-gallischen Azmoos verfügen, haben den Projektwettbewerb für den neuen Werkhof gewonnen (wir berichteten). Ihr Projekt Buddy hat sich im anonymen Wettbewerb gegen elf andere Projekte durchgesetzt. Der Entwurf habe die Jury durch «seine betriebliche Effizienz in einem kompakten Gebäude» überzeugt.
Das Projekt sieht ein zweigeschossiges kompaktes Gebäude vor, das aus Betonwänden und einem auf einer Seite überragenden Holzdach besteht. Die Felgendreher Olfs Köchlin Architekten GmbH baut aktuell in Bülach (ZH) einen Werkhof. Auch dort waren sie als Sieger aus dem Projektwettbewerb hervorgegangen.
Fotovoltaik, Autobahn-Leitplanken und Recyclingbeton
Beim geplanten Bau im Schattdorfer Rossgiessen wird auf Nachhaltigkeit gesetzt. Der Kanton habe eine Vorbildwirkung und das wolle man berücksichtigen. So wird das Gebäude im Minergie-P-Standard gebaut. Wärme und Warmwasser wird ausschliesslich durch den Einsatz erneuerbarer Energie gewonnen. Für die Stromproduktion wird es au dem Dach eine Fotovoltaikanlage geben. Die Fassade bildet ein robustes Gewand aus gebrauchten Autobahn-Leitplanken. Auch beim Beton wird auf Nachhaltigkeit gesetzt: verwendet wird Recyclingbeton.
Der Ball für den Bau der neuen Drehscheibe für den Unterhalt des Urner Kantonsstrassennetzes liegt nun beim Landrat. Erteilt er in der August-Session kommende Woche dem Baukredit von 10,9 Millionen Franken grünes Licht, werden die Urnerinnen und Urner am 28. November an der Volksabstimmung darüber entscheiden. Im 3. Quartal 2022 soll mit dem Bau begonnen werden. Etwas mehr als ein Jahr später würde dann der Neubau im 4. Quartal 2023 bezugsbereit sein. 2024/2025 sollen Umzonung und Landverkauf der Teilfläche Galgenwäldli erfolgen.
Die landrätliche Baukommission beantragt, dem Baukredit für den Ersatzneubau des Werkhofs Betrieb Kantonsstrassen zuzustimmen.