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Luzern

Werkdienste am Anschlag: Güselkübel sind wegen Take-away-Abfalls viel zu schnell voll

Beizen coronabedingt zu, Take-aways offen – das wirkt sich drastisch auf die Abfallberge im öffentlichen Raum aus. Die Stadt Luzern muss an Hotspots teils viermal täglich Kübel leeren.
Auch ausserhalb der Hotspots überquellen die Kübel öfter – so wie hier auf der Allmend. (Bild: hor (Luzern,
12. April 2021))
Eine der sieben Recyclingstationen der Ufschötti. (Bild: PD/Stadt Luzern)
Überfüllte Güselkübel bei einer Ebikoner Grillstelle. (Bild: PD/Gemeinde Ebikon)

Roman Hodel

Roman Hodel

Roman Hodel

Diese Szene liegt nur wenige Tage zurück: Ein Mitarbeiter des städtischen Strasseninspektorats leert an einem sonnigen Frühlingsnachmittag unter der Woche am Schweizerhofquai die Abfallkübel, notabene schon zum zweiten Mal an jenem Tag. Als er gut eine Stunde später erneut vorbeifährt, traut er seinen Augen kaum. Manche Kübel sind schon wieder voll. «Es ist extrem, was im öffentlichen Raum derzeit an Essen und Trinken konsumiert wird», sagt Florian Aschbacher, Leiter Betrieb und Strassenunterhalt. Hauptgrund dafür: Die Leute essen – weil die Restaurants coronabedingt geschlossen sind – gezwungenermassen mehr Take-away. Das produziert wiederum Unmengen an Abfall.

Gemäss Aschbacher werden die Kübel an den Hotspots wie etwa dem Schweizerhofquai oder Bahnhof, vor allem am Wochenende, mittlerweile drei- bis viermal täglich geleert. Dabei stünden dort fast nur noch grosse Abfallkübel mit 110 oder 150 Liter Fassungsvermögen sowie Solar-Abfallhaie mit Presssystem, welche nochmals fünf- bis siebenmal mehr Güsel schlucken. Hinzu kommen neue Hotspots wie der Mühlenplatz. «Dort hatten wir bislang nie Probleme, die Kübel reichten problemlos – und jetzt sind sie ständig überfüllt», sagt er und erklärt sich das Phänomen mit den dort geschlossenen Beizen, die teils Take-away anbieten.

Grosse Container statt kleiner Kübel

Grundsätzlich sei die take-away-bedingte Zunahme der Güselmengen bei den öffentlichen Kübeln überall dort «deutlich» feststellbar, wo es Grünanlagen hat. Beispielsweise auch auf dem Inseli, beim Nordpol/Reusszopf oder im Gebiet Richard-Wagner-Museum.

Die Stadt hat deshalb reagiert: Wie bereits im letzten Sommer stellt sie da und dort schwarze Container mit 240 Liter Fassungsvermögen auf. So unter anderem auf dem Europaplatz und neu auch auf dem Mühlenplatz. In der Ufschötti sind seit Ostern gar sieben Recyclingstationen in Betrieb – drei mehr als letztes Jahr. Schliesslich hat das Strasseninspektorat die Anzahl Leerungstouren wieder auf das Niveau vor Corona hochgefahren. Immerhin gibt es laut Aschbacher im Gegenzug auch Entspannungen:

«Weil die Clubs und Bars geschlossen sind, verzeichnen wir zumindest in den Nächten am Wochenende klar weniger Abfall in der Innenstadt.»

Auch die Gemeine Ebikon stellt eine «drastische Zunahme» von Abfall im öffentlichen Raum fest, wie Mediensprecher Roland Beyeler sagt:

«Unser Werkdienst ist manchmal fast am Verzweifeln.»

Im Vergleich zum letzten Frühling habe sich sowohl die Abfallmenge wie auch der Aufwand zum Leeren und Reinigen der Kübel verdoppelt. Diese werden aktuell dreimal wöchentlich geleert. Mehr Leerungen seien aus Ressourcengründen gar nicht möglich, und mehr Kübel würden auch nichts bringen. Als Beispiel nennt Beyeler den neuen Bushub beim Bahnhof: Von den sechs Kübeln sind drei oft überfüllt, die anderen aber leer. Eine Option sei Videoüberwachung an den Hotspots. Aktuelle Erfahrungen zeigen, dass Kameras eine abschreckende Wirkung auf Abfallsünder haben.

Doppelt so viel illegal entsorgter Abfall

In der Gemeinde Emmen wird die Videoüberwachung von Sammelstellen ebenfalls zum Thema, wie Bauvorsteher Josef Schmidli (CVP) sagt: «Wir haben letztes Jahr auf dem ganzen Gemeindegebiet doppelt so viel illegal entsorgten Abfall weggeräumt wie 2019 – 105 statt 45 Tonnen.» Betroffen seien neben Sammelstellen sämtliche Spielplätze, Grillstellen und alle Orte, wo sich viele Leute draussen aufhalten. Auch viele Güselkübel seien doppelt so voll wie noch vor Corona. Schmidli sagt:

«Im Moment bleibt uns nichts anderes übrig als aufräumen, aufräumen, aufräumen.»

In der Stadt Kriens werden die Güselkübel-Touren «im Rahmen des Machbaren an kritischen Stellen» intensiviert, sagt Mediensprecher Benedikt Anderes. Als Hotspots gelten etwa der Dorfplatz, das Freigleis und der Sonnenberg. So sei das Team des Werkunterhalts auch an Feiertagen wie Ostern unterwegs. Zudem werde man eine Sensibilisierungskampagne konzeptionell aufsetzen. Schliesslich habe man die Take-away-Geschäfte am Dorfplatz und in der Gallusstrasse schriftlich aufgefordert, vor ihrem Geschäft einen Abfallbehälter aufzustellen und ihre Kundschaft darauf hinzuweisen, dass der Abfall zu ihnen zurückgebracht werden soll.

Horw setzt neu auch auf Recyclingstationen

Marcel Küng, Leiter Werkdienste bei der Gemeinde Horw, fallen die vielen Pizzaschachteln und Styroporboxen zwar ebenfalls auf. Das sei aber seit ein paar Jahren schon so. Um den Abfallbergen an beliebten Rastplätzen beizukommen, startete die Gemeinde bei der Rüteliwiese daher einen Pilotversuch mit fünf Recyclingstationen. Das Projekt basiert auf der Kampagne «Sag uns, wo es eine braucht» von PET-Recycling Schweiz und läuft bis Mitte September. Man kann Alu und PET vom restlichen Abfall getrennt einwerfen. Sollte es sich bewähren, sind gemäss Küng an weiteren Rastplätzen solche Stationen denkbar. Er sagt:

«Ich bin positiv überrascht, wie viel Alu wir in den ersten Tagen schon sammeln konnten.»

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