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Luzern

Wer steht hinter den Wahlvorschlägen für Jörg Stalder? Horwer Gewerbler und Kirchenvertreter sind verärgert

Zwei Wahlvorschläge für Jörg Stalder (L20) suggerieren, die Kirche und der Gewerbeverein stünden dahinter – doch dem ist nicht so. 2019 hatte Stalder ein ähnliches Vorgehen bei seinem Konkurrenten noch kritisiert.
Astrid David Müller und Jörg Stalder. (Bilder: Jakob Ineichen und
Boris Bürgisser)

Roman Hodel

Als einziger der fünf bisherigen Horwer Gemeinderäte hat Jörg Stalder (L20) Ende März die Wiederwahl nicht geschafft – allerdings fehlten ihm dazu bloss 21 Stimmen. Am 28. Juni kommt es nun zum Duell mit Herausforderin Astrid David Müller (SVP).

Für den Immobilien- und Sicherheitsvorsteher sind gleich elf Wahlvorschläge eingegangen, die den Wahlunterlagen beigelegt werden. Neben jenem seiner Partei sind da welche mit Namen wie «Naherholung» oder «Jugend für Jörg».

Zwei dieser Wahlvorschläge sorgen nun allerdings für Diskussionen im Dorf. «Engagement Kirche» heisst einer davon. Bei der katholischen Kirchgemeinde sind deswegen Reaktionen von Mitgliedern eingegangen, die sich über die Wahlempfehlung der Kirche wunderten. «Die katholische Kirchgemeinde hat nichts mit dieser Liste zu tun und distanziert sich klar davon», sagt Kirchgemeindepräsident Michael Bussmann und ergänzt, dass dies der Meinung aller Kirchenrats-Mitglieder entspreche.

Die Kirche könne politisch Stellung beziehen, zu kirchenrelevanten Themen wie etwa der Freiwilligen- oder Jugendarbeit. Er sagt:

«Ich finde es jedoch nicht opportun, wenn Exponenten der Kirche Wahlempfehlungen abgeben würden.»

Eingereicht wurde die Liste von Romeo Zanini, der bis 2019 Pastoralraumleiter war. Bussmann sagt: «Viele Bürger bringen seine Person immer noch mit der Kirche in Horw in Verbindung. Darum finde ich sein Vorgehen nicht richtig und ungeschickt.»

Romeo Zanini, der inzwischen als Seelsorger in Littau tätig ist, aber noch in Horw wohnt, sagt: «Ich kenne Jörg Stalder seit vielen Jahren, er engagiert sich für die Kirche und deshalb habe ich die Liste eingereicht, als Privatperson wohlverstanden.»

Gewerbeverein muss sich schon wieder erklären

Der zweite Wahlvorschlag Stalders, der für Irritation sorgt, trägt die Überschrift «Gewerbe Horw». Dahinter steht nicht der Gewerbeverein Horw, wie dessen Präsidentin Barbara Binggeli betont: «Die Stimmberechtigten, welche für die Liste unterschrieben haben, sind auch nicht Mitglied bei uns.» Eingereicht wurde der Wahlvorschlag vom Horwer Grüne-Kantonsrat Hannes Koch, der Mitbesitzer des Krienser Velociped ist. Laut Binggeli habe man alle Mitglieder informiert, «denn der Gewerbeverein äussert sich gemäss Statuten nicht politisch». Der Vereinsvorstand freue sich aber, dass mit David und Stalder zwei Vereinsmitglieder für den noch offenen Gemeinderatssitz kandidieren. Stalder ist schon seit vielen Jahren Mitglied – David seit Kurzem.

Interessant ist: Bereits im Juni 2019 musste Binggeli manche Mitglieder wegen eines ähnlichen Vorgehens beruhigen. Um den frei werdenden Sitz von Gemeinderat Robert Odermatt (SVP) kämpften Jörg Stalder, Francesca Schoch (FDP) und Oliver Imfeld (SVP). Letzterer warb auf einem Flugblatt mit der Überschrift «Gewerbe Horw» für ein Wahlpodium – und für seine Person. Der Gewerbeverein distanzierte sich von dem Flyer. Ausgerechnet Stalder ärgerte sich am meisten über den politischen Stil von Imfeld. Zu unserer Zeitung sagte er damals: «Ich bin seit 19 Jahren Mitglied im Gewerbeverein Horw und weiss, dass dieser sich politisch neutral verhält – deshalb ist dieses Flugblatt bewusst irreführend.»

Jörg Stalder findet nun, dass das Flugblatt von Imfeld und seine Wahlvorschläge nicht miteinander vergleichbar seien: «Beim Flugblatt war unklar, wer dahinter steht und man konnte es auch nicht zurückverfolgen. Bei meinen Wahlvorschlägen hingegen kann sich jeder Horwer auf der Gemeindeverwaltung erkundigen, wer unterschrieben hat.» Stalder versteht die Empörung nicht – er sagt:

«Als Mitglied des Gewerbevereins bin ich ein Teil des Horwer Gewerbes und als Mitglied des Kirchenchors bin auch ein Teil der Kirche.»

In Horw gilt Stalder als bestens vernetzt und vielseitig engagiert. Das verhalf ihm – neben den fachlichen Kompetenzen – zur Wahl. Hat er denn die vielen Wahlvorschläge überhaupt nötig? «Sie zeigen meine breite Verankerung», sagt er und fügt an: «Und vielleicht ist es auch eine Reaktion meiner Wähler, dass gewisse Parteien eine Wahlempfehlung gegen mich ausgesprochen haben.»

Gemeint ist damit die CVP, welche Astrid David Müller am 28. Juni zur Wahl empfiehlt – «im Sinne der Konkordanz», wie es seitens der Partei heisst. Die SVP-Kandidatin selber zeigt sich «überrascht und befremdet» über die eingereichten Wahlvorschläge für Stalder: «Es stellt sich hier für mich die Frage, ob nicht ein Missbrauch und ein bewusster Täuschungsversuch vorliegt.» Immerhin werde auf den ersten Blick suggeriert, die Kirche und der Gewerbeverein würden sich politisch positionieren und Stalder zur Wahl als Gemeinderat empfehlen.

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