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Luzern

Wenn Gedanken und Träume spazieren gehen: Luzerner Studenten lancieren einen Themenweg

Mitten in der Coronakrise schaffen künftige Sozialpädagogen im idyllischen Rüediswiler Moos einen Gedankenweg. Das Ziel: In Gedanken durch die Natur spazieren und so in diesen unsicheren Zeiten dem Alltag entfliehen.
Julia Imboden bei einem der neun Posten des Gedankenwegs «Noema». (Bild: Hannes Bucher)

Hannes Bucher

Eine grosse Schar Störche kreist an letzten Sonntagnachmittag über dem Rüediswiler Moos bei Ruswil, die Vögel lassen sich auf einem abgeernteten Feld nieder und ruhen sich aus. Sie lassen sich auch von den Spaziergängern nicht stören, die sich zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls in dieser idyllischen Landschaft aufhalten. Auffällig viele Leute sind eben hier unterwegs. Gruppenweise oder einzeln gehen sie auf dem Feldweg gemächlich vorwärts, halten an einzelnen Stationen inne, diskutieren, lachen, schreiben, skizzieren etwa in ein aufgelegtes Buch.

Nun, das Ganze hat seine Bewandtnis. Die Spaziergänger absolvieren einen Parcours, den vier Studierende der Höheren Fachschule für Sozialpädagogik Curaviva in den letzten Tagen auf einer gut zwei Kilometer langen, durchwegs rollstuhlgängigen Strecke installiert haben. Mit «Noema – der Gedankenweg» haben die künftigen Sozialpädagogen das Wegstück überschrieben. Es ist im Rahmen einer sozialpädagogischen Projektarbeit ihrer Schule entstanden.

In unsicheren Zeiten dem Alltag entfliehen

«Einen Ort finden, wo man in Gedanken durch die Natur spazieren und so in diesen unsicheren Zeiten dem Alltag entfliehen kann.» So formulieren Salome Pfister (Horw), Lukas Bieri (Ruswil), Samira Schardt (Littau) und Andrea Iten (Oberägeri) das Ziel ihres Projekts. Im Rüediswiler Moos haben sie diese stimmige Umgebung gefunden. «Wir wollten bewusst weg von der Stadt, um die Bewohner in die Natur zu locken», sagt Andreas Iten. Rüediswil sei auch gut an den öffentlichen Verkehr angebunden. Am letzten Sonntag wurde der Weg offiziell eröffnet.

Neun ästhetisch stimmige Posten empfangen die Besucher. Scheinbar simple Fragen wie etwa «Was kann ich gut?», «Wohin möchte ich verreisen?» und auch «Worüber habe ich zuletzt herzhaft gelacht» lösten wohl gerade durch ihre Einfachheit angeregte Diskussionen unter den Teilnehmern aus. Damit wird auch ein weiteres Ziel der Initianten erreicht – die Teilnehmer sollen nicht allein unterwegs sein, sondern ihre Gedanken, Wünsche und Träume mit anderen teilen. Die Werke von vier Künstlerinnen und Künstlern der Stiftung Brändi bereichern und ergänzen das sinnliche Erlebnis eindrücklich. So zeigt etwa der Surseer Ruedi Blättler mit seiner farbigen Illustration auf, wie vielfältig sein persönliches Beziehungsnetz ist. Er lud die sonntäglichen Besucher auf herzliche und motivierende Weise ein, über ihr eigenes soziales Eingebundensein nachzudenken.

Weg steht bis am 6. September

«Riesige Freude» hatten die vier künftigen Sozialpädagogen über den grossen Besucheraufmarsch am Eröffnungstag. Die Teilnehmer zeigten sich durchwegs begeistert. «Megacool» fand etwa die Stadtluzernerin Julia Imboden das Projekt. Mit Schwung schlug sie ihren Nagel auf der Weltkarte bei «Mexiko» ein, als es darum ging, eine Reisewunschdestination zu markieren. Nein, natürlich nicht jetzt in der Coronazeit wolle sie dahin, aber der Wunsch sei einfach schon lange da.

Nun, träumen darf man ja, dazu lädt ja «Noema – der Gedankenweg» gezielt ein. An der Moosguetstrasse in Rüediswil ist Träumen, Sinnieren, Verweilen noch bis zum kommenden 6. September möglich. Der Weg ist für jedermann frei zugänglich. «Nachher müssen wir abbauen, damit die Landwirte wieder über das Land verfügen können», sagt Andrea Iten. Wie wäre es, diesen Weg woanders, in einer anderen Gemeinde vielleicht, wieder zu installieren? Grundsätzlich könnten sie sich dies vorstellen, sagen die vier Initianten. Sie wären jedenfalls offen für allfällige Anfragen.

Hinweis: Weitere Informationen unter www.gedankenweg.ch

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