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Luzern

Wenn Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen

Die doppelbödige italienische Farce «Die Kunst der Komödie» wird auf der Bühne des Somehus ebenso kunstvoll umgesetzt.
Szene aus «Die Kunst der Komödie». (Bild: Hannes Bucher)

Hannes Bucher

Da ist die Kleinbühne im Somehus Sursee, mit dem hölzernen Bürotisch der neueingesetzten Präfektin ausgestattet, ein glitzernder Vorhang im Hintergrund, eine Wendeltreppe, die nach oben führt. Karge Zimmerpflanzen begrenzen die Bühne, ein Rino-Gaetano-Song ist zu hören. In dieser eher kargen Szenerie wird in der Folge eineinhalb Stunden farbiges, pralles Alltagsleben ausgebreitet.

Alltagsleben? Wirklich? Sind es tatsächlich Leute aus dem Ort, die der neu eingesetzten Präfektin de Caro ihre Alltagssorgen schildern? Oder sind es raffiniert inszenierte Auftritte professioneller Theaterleute, welche die Präfektin im wahrsten Sinn des Wortes bös «über den Tisch ziehen»?

Es gäbe Grund für Letzteres, hat doch zu Beginn Campese, der Leiter einer Theatergruppe bei der Präfektin vorgesprochen. Sein Theater ist abgebrannt, in einem leidenschaftlichen Appell hat er de Caro um Hilfe gebeten. Diese ist zwar Theaterliebhaberin seit frühester Jugend und lässt sich mit dem Theatermann auch auf eine spannende Debatte über Sinn und Zweck des Theaters ein, ob nun «Chabis und Rüebli» oder doch Shakespeare auf der Bühne gespielt werden soll.

Statt namhafter Unterstützung will sie den leidenschaftlichen Hilferuf aber nur mit einem Reisegutschein abgelten. Irrtümlicherweise händigt ihm aber der Sekretär eine Liste der Personen zu, welche heute wegen ihrer Alltagssorgen bei der Präfektin einen Termin haben: Jede Menge Skurriles, Komisches und auch Tragisches wird nun in der Folge ausgebreitet, vom Arzt und dem Apotheker, dem Pfarrer, einer Lehrerin und dem Paar vom Land. Doch immer wieder die Frage: Was ist echt, was Scharade? Die Präfektin und ihr Sekretär rätseln. Das Publikum ebenso. Eine mögliche Antwort: Alles ist Sein und gleichzeitig auch Schein. Theater. Doppelbödiges.

Hohe Spielliga

Es ist grossartig, was anderthalb Stunden hindurch pausenlos auf der Bühne im Somehus abgeht: Viel Spiellust mit ansteckender Spielleidenschaft wird ausgelebt und entfaltet und nimmt das Publikum in Bann. «Die Kunst der Komödie oder: Aug am Schlüsselloch», der Klassiker des italienischen Autors, Schauspielers und Regisseurs Eduardo de Filippo (1900–1984) wird zum intensiven Theatererlebnis.

Es zeigt sich, das Ensemble des Somehus spielt auf einer ausgesprochen hohen Amateurtheater-Liga. Regisseur Livio Andreina ist denn auch «sehr zufrieden» nach der Aufführung und hat «riesig Freude». «Sie machen es alle unglaublich gut.» Livio Andreina, selbst gebürtiger Italiener, hat sich an der italienischen Originalversion orientiert, das Stück aber stark gekürzt. Das bekommt der Fassung. Ohne Längen, sprudelnd, Schlag auf Schlag geht es vorwärts, teils atemlos. Der Funke oder vielmehr das Feuer springen über zum Publikum.

«Wir leben auch vom Publikum», sagt Andreina. «Es ist ein wechselseitiges Geben und Nehmen. Theater darf Spass machen, muss aber auch berühren.» Gerade das «Nehmen» bekommt in der aktuellen Zeit besonderes Gewicht – speziell auch im Hinblick auf Lebensfreude, Komik und Unbekümmertheit. Entsprechend aufgeräumt wirken denn auch die Besucher nach dem Stück: So sagt etwa Sepp de Vries aus Beromünster spontan: «Ein toller Abend. Es tut gut in dieser Zeit, die Lust und der Spielspass der Darsteller drücken durch und wirken nach.»

Alle Infos und Ticketvorverkauf: www.somehuus.ch/programm

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