notifications
Zug

Wenn eine alte Dampflok wieder zum Leben erwacht: Die historische Ausstellung zum Zug Fäscht ist eröffnet

Zugs erster Bahnhof von 1864 steht wieder an seinem alten Standort neben der reformierten Kirche – zumindest als temporäre Nachbildung. Die multimediale Ausstellung im Innern ist Teil des Zug Fäschts.
Nicht nur der alte Bahnhof wurde temporär wieder aufgebaut, auch das Modell einer Lokomotive findet sich in der Ausstellung. Im Bild Philipp Schweiger (Co-Projektleiter) und Daniel Christen (Kommunikation und Szenografie) vom Organisationskomitee des Zug Fäschts. (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 18. August 2022))
Grossformatige Bilder führen durch die bewegte Zuger Bahngeschichte. (Bild: Stefan Kaiser
(Zug, 18. August 2022))
Eine animierte Reise durch historische Landschaft. (Bild: Stefan Kaiser
(Zug, 18. August 2022))

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

1897 – ein Jahr, das in den lokalen Geschichtsbüchern zu wenig präsent ist. Das findet der Zuger Historiker und Schriftsteller Michael van Orsouw. Damals wurde die neue Bahnlinie Thalwil-Zug-Art-Goldau eröffnet. Vor 125 Jahren wurde Zug mit Verbindungen nach Luzern und Zürich zu einem bedeutsamen Bahnknoten. «Das war der Auftakt für das moderne Zug, wie wir es heute kennen», so van Orsouw

In der Stadt Zug kann man sich gegenwärtig sogar in die Zeit davor, nämlich 1864, als Zug noch einen Kopf- und keinen Durchfahrtsbahnhof hatte, zurückversetzen lassen. Neben der reformierten Kirche an der Ecke Bundesstrasse/Alpenstrasse wurde am Originalschauplatz der damals eröffnete Sackbahnhof als temporärer Pavillon nachgebaut.

Auch in dessen Innern dominiert die Vergangenheit. Hell erleuchtete Bildtafeln dokumentieren die Eisenbahngeschichte ab 1864. Gestern fand vor grossem Publikum, unter anderem bestehend aus Zuger Polit- und Kultur-Prominenz, die Vernissage der Ausstellung zur Zuger Bahngeschichte statt – rund zwei Wochen vor dem grossen Zug Fäscht am 3. September.

Die einzigartigen grossformatigen Bilder lassen einiges aus den verschiedenen Epochen entdecken, unterstützt durch auf den Punkt gebrachte, kurze Erklärungen. Das Highlight bildet die nachgebaute, mannshohe Dampflokomotive. Unscheinbar ganz in schwarzer Farbe steht sie in der Nähe des Eingangs.

Lokomotivführer Leo Bättig nimmt die Besucher auf eine Fahrt mit

Mit Hilfe modernster Film-, Animations- und Projektionstechnik erwacht sie aber zum Leben. Die nachgebaute Lokomotive dampft schnaubend durch die historische Landschaft von 1897. Lokomotivführer Leo Bättig nimmt die Besucher mit, erklärt seine Arbeit und auch jene des Heizers Heinz, der für die Strecke von Zürich nach Luzern rund eine Tonne Kohle in den Heizkessel schaufeln muss.

Das Drehbuch dazu verfasste die Zuger Autorin und Theaterfrau Judith Stadlin. «Es ist eine emotionale Art von Geschichtsvermittlung», sagt Michael van Orsouw, der für den historischen Inhalt verantwortlich war. Genau wie er, betonte auch Projektleiter und Gestalter Daniel Christen die zentrale Rolle des ersten Bahnhofs für die Entwicklung des damals ländlich geprägten Kantons.

Der erste Bahnhof steht heute in Wollishofen

Das damalige Bahnhöfli von Jakob Friedrich Wanner gibt es übrigens immer noch. Das Gebäude ist heute noch in Zürich Wollishofen als Bahnhof im Einsatz.

Ganz einfach sei es nicht gewesen, dieses Projekt zu realisieren, so Christen. Neben der Finanzierung, die nur durch die Unterstützung verschiedener lokaler Institutionen und Unternehmen möglich war, sei der Pavillon selber eine grosse Herausforderung gewesen. Dieser musste einerseits stark verdunkelt werden, damit die Projektion ihre Wirkung entfalten kann und andererseits wasserdicht sein, damit die ganze verbaute Technik keinen Schaden nimmt.

Der erste, der zweite und der dritte Bahnhof

Der «Dampfkochtopf», wie Schaffner Leo Bättig seine Lok nennt, schnaubt derweil unbeeindruckt weiter. Bättig erzählt, dass sich nicht alle Zugerinnen und Zuger über die Entwicklung in Richtung Moderne gefreut haben. Viele hatten Angst vor den grossen Maschinen und der Veränderung, die sie mit sich brachten.

Diese Thematik wird auch von den Bildtafeln aufgenommen. Angefangen von den ersten Plänen zu einem Bahnanschluss für Zug, in chronologischer Abfolge über den zweiten Bahnhof, der mit der neuen Streckenführung 1897 eingeweiht wurde. Den Bau des dritten, heutigen Bahnhofs und der Einführung der Zuger Stadtbahn.

Die Ausstellung auf dem Vorplatz der Reformierten Kirche Zug ist ab Freitag,
19. August, bis Freitag, 2. September 2022, täglich geöffnet von 10 bis 16 Uhr (ausser am 23. August von 14 bis 16 Uhr, und am 30. August, dann ist sie geschlossen). Am Zug Fäscht vom 3. September ist der Pavillon von 15 bis 22 Uhr offen.

Kommentare (0)