Aufgrund eines Aktionsplans passiert laut Eveline Lüönd von der Gesundheitsförderung Uri schon viel im Kanton Uri im Bereich Palliative Care, der professionellen Begleitung todkranker Menschen in ihrer letzten Phase des Lebens.
Es ist die Phase eines erkrankten Menschen, wenn während eines chronisch fortschreitenden Krankheitsverlaufs die Aussicht auf Heilung nicht mehr gegeben ist und die Medikation dahingehend angepasst wird, die mit der Krankheit einhergehenden belastenden Symptome zu lindern. Aber Palliative Care beinhaltet nicht nur das. Vielmehr «ist es auch eine Haltung in unserer Gesellschaft gegenüber dem Thema Endlichkeit, Vergänglichkeit, nicht eine Haltung wie in der Gesundheitsversorgung, die die Krankheit bekämpft, den Tod bekämpft, sondern eine Haltung, die aufs Leben fokussiert», erklärt der Geriater und Palliativarzt Dr. Roland Kunz in seinem Input. Das heisst, das Leben zu gestalten im Bewusstsein, dass es jederzeit zu Ende sein kann, aber trotzdem nicht nur noch einfach auf das Ende zu warten.
Das sei eine sehr grosse Herausforderung für alle, seien es Pflegende, Ärzte oder andere beteiligte Personen, wie zum Beispiel Friseurinnen. Und so gab es in den Workshops zu den Themen «Spiritual Care», «Anspruchsvolle Gespräche», «Das interprofessionelle Team» und «Medizinische Fragestunde rund um Palliative Care» auch Redebedarf und viele Fragen aus dem Publikum wie: «Wann ist der richtige Zeitpunkt, mit Patienten und auch den Angehörigen von Palliative Care zu sprechen?», «Wie geht man um mit der Gratwanderung zwischen Hoffnung und Realität?» oder «Darf ich zum Beispiel als Pflegeperson auch spirituelle Gespräche mit den Patientinnen und Patienten führen, wenn ich darauf angesprochen werde? Wie gehe ich mit der Spiritualität der Betroffenen um?»
Sanfter Übergang durch Interprofessionalität
Überall im Gesundheitsbereich, aber gerade auch im Palliative Care ist die Zusammenarbeit zwischen den Professionen von eklatanter Wichtigkeit, denn nur so kann verhindert werden, dass hochkomplexe akute Situationen für alle Beteiligten und ein langer Leidensweg für Patientinnen und Patienten entstehen. Ein wichtiges Anliegen von Referent Olaf Schulz von Pallia Viva ist deshalb, dass die verschiedenen an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen mehr zusammenwirken, um zum gegebenen Zeitpunkt eine palliative Begleitung einzuleiten, je nachdem, wie sich der Krankheitsverlauf gestaltet. Idealerweise ist es ein schleichender Prozess als Übergang von einer abnehmenden medizinischen Gesundheitsversorgung hin zu einer sich erweiternden Palliative-Care-Versorgung.
In diesem Prozess spielt eine der Situation angepasste Kommunikation eine wichtige Rolle. Aber wie macht man das? Es ist nicht einfach, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Worte zu finden. Dr. Roland Kunz sagt es in seinem Workshop über «Anspruchsvolle Gespräche» mit Max Frisch: «Man soll dem Kranken die Wahrheit hinhalten wie einen Mantel, in den er hineinschlüpfen kann, wenn er will – und sie ihm nicht wie einen nassen Fetzen um die Ohren schlagen.»
Einander als Menschen begegnen
«Spiritual Care gehört im Hospiz Zentralschweiz zur Palliative Care und hat eher mit einer Haltung als mit Intervention zu tun», erklärt Seelsorgerin Karin Klemm aus dem Hospiz Zentralschweiz in Luzern. Sie ermuntert die Zuhörenden, sich auf Gespräche mit dem Patienten beziehungsweise der Patientin einzulassen, denn: «In der Palliative Care achten wir uns darauf und nehmen wir ernst, wenn Impulse, auch wenn es spirituelle sind, zu uns kommen, egal, welche Profession wir haben.» Das helfe auch den Betreuenden: «Wenn wir etwas wissen, was einen Menschen trägt, gehen wir getroster in das Zimmer», fährt sie fort und ermuntert die Pflegefachpersonen, den Patientinnen und Patienten nicht nur als Berufsfrau und -mann, sondern auch als Mensch zu begegnen.
www.gesundheitsfoerderung-uri.ch