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Engelberg

Weindegustationen: Wenn aus einer Idee eine Tradition wird

Als Robi Banz und Seppi Waser vor 40 Jahren in Engelberg zur Weindegustation eingeladen haben, war die Welt dieses Getränks noch eine andere. Vieles hat sich in der Zwischenzeit verändert. Geblieben ist die Veranstaltung.

Für Seppi Waser ist der Genuss eines schönen Weins verbunden mit dem Eintauchen in die Geschichte und Produktion dieses edlen Getränks.
Bild: Bild: Beat Christen (Engelberg)

Wenn die Idee für eine Veranstaltung umgesetzt und dann während 40 Jahren Bestand hat, darf man diesem Anlass durchaus in die Kategorie Tradition stellen. 1982 hatte der Engelberger Getränkehändler Robi Banz die Idee mit der Durchführung einer Weinausstellung und konnte damit auch seinen Schulkollegen und Detaillist Seppi Waser begeistern. «Wir wussten nicht, ob überhaupt jemand kommen würde. Und dann wurden wir buchstäblich überrannt», erinnert sich Seppi Waser. Heute ist klar: Die Ausstellungen der beiden wurden zur Institution. Und es ging auch dann weiter, als 2007 Robi Banz überraschend verstorben ist und dessen Frau Anita wie selbstverständlich diese Veranstaltung mit am Leben hielt. Mit dem Verkauf der Getränkehandlung an Marco Staubli steht nun dieser als Partner an der Seite von Seppi Waser. Gestern fand Wine & Dine statt. Dieses Wochenende folgt die Weindegustation im Hotel Bellevue-Terminus beim Bahnhof Engelberg.

Leidenschaft und Hingabe

Seppi Waser hat in den vergangenen 40 Jahren in Sachen Wein viele Hochs und auch Tiefs erlebt. Ein Tiefpunkt war etwa dann, als viele Weinbauregionen mit ihren Massenproduktionen das Fass buchstäblich zum Überlaufen gebracht hatten. «Umso mehr freute ich mich, dass sich ab den 1990er-Jahren in Sachen Qualität vieles wieder zum Guten wandte.» Wein ist für den heute 70-Jährigen nach wie vor Leidenschaft und Hingabe. Wenn heute an einer Weindegustation die Besucher ihre Handys zücken und mit all den Apps die Weinklassierungen erkunden, erzählt er lieber die Geschichten, die hinter den Produkten stehen. Seppi Waser kennt sich nicht nur mit den edlen Säften aus, er kennt auch die Produzenten persönlich. In der Schweiz ebenso wie in den klassischen französischen Weinbauregionen wie Bordeaux. An die grosse Glocke hat er dies nie gehängt. Sein Fachwissen blitzt auch heute noch, spätestens an grossen Degustationen mit Weinkennern, auf. «Meine Frau Käthi hat mich in all den Jahren unterstützt, wenn ich die Koffer für eine Weinreise gepackt habe oder zu einer Weindegustation wegfuhr.»

Spezielle Lokalitäten aufgesucht

Als das Gespann Banz/Waser mit seinen Weindegustationen begann, waren Weine der Marken Beaujolais, Kalterersee, aber auch Dole und Veltliner hoch im Kurs. «Ein Flasche Châteauneuf-du-Pape wurde nur an ganz hohen Feiertagen oder zu einem speziellen Anlass entkorkt. Weine aus Spanien waren im Gegensatz zu heute damals kein Thema», erinnert sich der Weinkenner. Ebenso lebhaft sind die Erinnerungen an die verschiedenen Lokale, wo sie jeweils ihre Gäste zu den Degustationen empfangen haben. Da wurden die Engelberger Kinoräumlichkeiten ebenso zum Degustationslokal umfunktioniert wie der Jugendstilsaal im damals schon geschlossenen Café Barell, die Werkstatt der Kloster-Schreinerei oder das Talmuseum. «Immer wieder speziell waren die Ausstellungstage, wenn wir mit unseren Weinen bei einem anderen Gewerbetreibenden wie Holzkunst Blatter oder Wohneinrichtungen Stohr Gastrecht geniessen durften.»

Spitzen-Winzerinnen zu Gast

Kramt Seppi Waser in seinen Erinnerungen, dann ist es so, als ob die einzelnen Ereignisse erst gestern stattgefunden hätten. Ein Highlight überstrahlt jedoch alle anderen. «Unsere Weindegustationen waren die Initialzündung für die heute noch bestehende Engelberger Gewerbeausstellung, die im nächsten Jahr wieder stattfinden wird», freut sich der Weinfreak. Doch vorerst gilt es noch, die letzten Vorbereitungen für die Jubiläumsveranstaltung abzuschliessen. Mit Madleine Mercier und Johanne Dayer waren gestern zwei Spitzen-Winzerinnen aus dem Wallis beim Wine & Dine zusammen mit Weinfachmann Max Gerstl zu Gast. Die Frage, ob dies für ihn die letzte Weindegustation sei, beantwortet er diplomatisch mit einem Leuchten in den Augen: «In meinem Alter plant man von Jahr zu Jahr.»

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