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Zug

Wegen Corona entsorgten die Zuger 2020 sehr viel mehr Karton und Glas – und Güselsäcke waren so gefragt wie WC-Papier

Die Auswertung der Entsorgungszahlen zeigt die Auswirkungen der Coronamassnahmen auf. So fielen beispielsweise in den Ökihöfen 466 Tonnen mehr Altglas an.
Harry Williams hilft den Kunden im Ökihof Zug beim Entsorgen von Karton. (Bild: Matthias Jurt (17. März 2021))
Die Zeba-Chefin Heidi Oswald. (Bild: PD)
Ab 2030 sollen alle Abfallsäcke in Unterflurcontainern landen. (Bild: Stefan Kaiser (Baar, 5. September 2018))

Raphael Biermayr

Raphael Biermayr

Raphael Biermayr

Für manche mag die Wahrheit im Wein liegen. Für alle gilt jedoch sicher, dass sie im Güsel zu finden ist. Was lässt sich denn für das Pandemiejahr 2020 aus dem Abfall und den in den Zuger Ökihöfen gesammelten Wertstoffen im Vergleich zu 2019 herauslesen? Obwohl es natürlich auch Essiggurken in Gläsern gibt, kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen: Es wurde mehr Alkohol zu Hause getrunken. Die Menge an gesammeltem Glas nahm nämlich um 13 Prozent zu. Und obwohl auch Eier in Kartons verpackt sind, ist naheliegend, dass mehr Pakete versandt wurden: Elf Prozent mehr Karton nahmen die Ökihöfe entgegen.

Beides kann nicht erstaunen. Denn einerseits sind Restaurants, Bars und Clubs bekanntlich mehrere Monate lang mit reduzierten Öffnungszeiten belegt oder geschlossen worden. Andererseits sprechen Post und private Paketlieferdienste im Zusammenhang mit 2020 von einem Rekordjahr.

Vergleichbare Abfallmenge wie 2019

Die Angaben zu den Zuger Sammelstellen stammen von Heidi Oswald, der Geschäftsführerin des Zweckverbands der Einwohnergemeinden für die Bewirtschaftung von Abfällen (Zeba). In absoluten Zahlen entspricht das 282 Tonnen mehr Karton und 466 Tonnen mehr Glas. Ausserdem kamen 2020 rund 21'000 Tonnen – also 21 Millionen Kilogramm – Güsel zusammen. Das sei ein vergleichbarer Wert wie im Vorjahr, sagt Oswald. Allerdings hätte sich die Verteilung von Gewerbe und Haushalten pandemiebedingt zu Gunsten Letzterer verschoben.

Das hat die Zeba-Chefin nicht überrascht – im Gegensatz zu Folgendem: «Im März 2020 wurden 47 Prozent mehr Gebührensäcke gekauft als im Vorjahreszeitraum.» Über die Gründe dafür liesse sich nur spekulieren. Heidi Oswald sagt:

«Wir gehen von Hamsterkäufen aus.»

Schliesslich fielen zwei Märzwochen in den ersten Lockdown. Güselsäcke waren im vergangenen Frühling also gleich wertvoll wie WC-Papier.

Da die Behörden der Entsorgung die sogenannte Systemrelevanz zubilligten, sind die Ökihöfe während der Pandemie stets geöffnet gewesen. Zeitweise gab es Lenkungen der Kundenströme unter Zuzug von Sicherheitspersonal. Das sorgte für längere Schlangen, als sie in manchen Gemeinden beispielsweise an Samstagvormittagen unter normalen Umständen zu beobachten sind.

Geduld – zumal beim Anstehen – ist bekanntlich nicht jedem gegeben. Wie hat sich das verordnete Warten auf den Ökihöfen ausgewirkt? Laut Heidi Oswald hätten die meisten «wegen des Verständnisses für die besondere Situation relaxt darauf reagiert». Es hätten sich allerdings auch «wenige Vorfälle» ereignet, auf die die Zeba-Geschäftsführerin nicht näher eingehen will.

Überwachung bei Unterflurcontainern?

Beinahe wöchentlich wird irgendwo im Kanton Zug ein Unterflurcontainer (UFC) in Betrieb genommen. Das hat System, lautet das erklärte Ziel des Entsorgungszweckverbands doch, bis zum Jahr 2030 keine Strassensammlungen von Abfallsäcken mehr vorzunehmen. Jene sollen stattdessen in zentral in den Siedlungen gelegenen UFC landen. Die Begründung für diese Absicht: Weniger Verkehr in den Quartierstrassen und mehr Sauberkeit, auch weil die Säcke nicht mehr von Tieren aufgebissen werden können.

Ein Nachteil kann die Verlockung sein, die Unterflurcontainer als öffentliche Abfallkübel zu betrachten und den Güsel gebührenfrei darin zu entsorgen. Laut der Zeba-Geschäftsführerin Heidi Oswald stelle das derzeit kein Problem dar. Wie will man das in den im Erdboden versenkten, mehrere Meter tiefen UFC überhaupt feststellen? «Die Werkhofangestellten und die Entsorgungsfirmen haben ein Auge darauf», sagt Heidi Oswald, «und dann gibt es ja auch noch die soziale Kontrolle.» Sollte es dereinst ein Problem geben, würde der Verband den Einsatz von Überwachungskameras in Erwägung ziehen.

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