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Luzern

Verlag erwischt bei Broschüre über Sursee das falsche Städtli – und auch sonst lief einiges schief

Bei einer 76-seitigen Infobroschüre über Sursee hat jemand einen gewaltigen Bock geschossen: Auf dem Titelbild prangt das Städtli von Sempach. Der verantwortliche Verlag sorgt damit in der Region nicht das erste Mal für Kopfschütteln.

Evelyne Fischer

Evelyne Fischer

Dieser Fund im Briefkasten sorgt in Sursee derzeit für Wirbel: Der Solothurner Verlag Proinfo CH AG, der sich laut seiner Website unter anderem auf «Informationen über ausgewählte Schweizer Gemeinden» spezialisiert hat, gab jüngst eine Broschüre über Sursee heraus, mit einer Auflage von 6300 Exemplaren. Dabei leistet sich Proinfo einen ordentlichen Fauxpas: Auf dem Titelbild hat der Verlag das falsche Städtli erwischt – jenes von Sempach.

Auch im Innern ist die Broschüre, die einen offiziellen Anstrich erweckt, nicht über alle Zweifel erhaben: So wird beispielsweise die Adresse des Luzerner Kantonsspitals in Luzern angegeben, beim «eSports Verein Sursee» rutschte die Infobox des EHC Sursee rein, beim Kulturwerk 118 stehen die Kontaktdaten der Jugendmusik. Und das «Gewerbe vor Ort» enthält Einträge bis nach Baar und Reiden.

Stadtrat hatte keine Kenntnis von der Broschüre

Die Stadt Sursee distanziert sich von der Broschüre. «Der Stadtrat hatte keine Kenntnis über deren Erscheinen», sagt Sozialvorsteherin und Stadtrats-Vizepräsidentin Jolanda Achermann Sen (SP), die den Stadtpräsidenten ferienhalber vertritt. Die Broschüre sei nicht per se schlecht gemacht, sagt Achermann.

«Aber das falsche Titelbild hat Verwirrung gestiftet und der Verwaltung zahlreiche Telefonate beschert.»

In welcher Form der Stadtrat reagiere, bespreche man an der nächsten Ratssitzung. Die jetzige Ausgabe ist der 12. Jahrgang. Achermann wäre nicht bekannt, dass bereits bei früheren Ausgaben Fehler aufgetaucht wären.

Das falsche Titelfoto rückt auch Sempachersee Tourismus in ein schlechtes Licht. Denn als Bildnachweis wird der Verein genannt. «Wir nehmen für uns in Anspruch, dass wir wissen, wie die Surseer Altstadt aussieht», sagt Geschäftsführer Peter Regli.

«Für uns ist der Fehler ärgerlich, für den Herausgeber einfach peinlich.»

Für die beiden Seiten von Sempachersee Tourismus im Innern habe man das «Gut zum Druck» erhalten. Für die übrigen verwendeten Fotos habe sich Proinfo nicht mit Sempachersee Tourismus abgesprochen.

Der Foto-Lapsus kursiert mittlerweile auch in den sozialen Medien. In der Facebook-Gruppe Du besch vo Soorsi wenn... wird das Titelblatt der Broschüre eifrig kommentiert:

Bei der Bilderbeschriftung fehlte es an Sorgfalt

Schriftlich hält Proinfo fest, man habe «mit Schrecken» erfahren, dass fälschlicherweise ein Bild von Sempach verwendet wurde. Leonita Daka, die stellvertretende Geschäftsführerin, schreibt:

«Dieser Fehler ist uns peinlich und wir entschuldigen uns bei unseren Lesern, Kunden und den Behörden von Sursee und Sempach.»

Passiert sei der Fehler bei einem ehemaligen Mitarbeiter, der in seinen Dateien «nicht die geforderte Ordnung hatte». Erstellt wurde die Broschüre durch eine neue und nicht ortskundige Mitarbeiterin, «welche sich auf die Infos des Vorgängers verlassen musste». Der verwendete Bilderordner sei fälschlicherweise mit «Sursee» statt mit «Sempach» beschriftet gewesen.

Peter Regli, Geschäftsführer von Sempachersee Tourismus, erhielt dieselbe Erklärung: «Wir haben Proinfo für die Vorversion Bilder zur Verfügung gestellt, die jetzt falsch eingesetzt worden sind.» Proinfo will fehlerhafte Bilder «schnellstmöglich von der Website nehmen». Daka hält fest: «Für die Proinfo CH AG sind solche Fehler Neuland. Wir schämen uns für dieses Versehen und werden in Zukunft mit noch grösserer Vorsicht ans Werk gehen.» Fragen zur Finanzierung und zur fehlenden Rücksprache mit der Behörde lässt sie unbeantwortet.

Firma sorgte schon in Küssnacht für Wirbel

Entgegen Dakas Aussagen ist der Lapsus jedoch kein einmaliges Versehen: Auch rund um Küssnacht war kürzlich eine Infobroschüre verschickt worden. Und auch diese enthielt Fehler und führte unter «Gewerbe vor Ort» Einträge von Inserenten ausserhalb des Bezirks auf (Artikel vom 17. Januar).

Rolf Schüpfer, Geschäftsführer von Proinfo, erklärte damals einen Teil der mangelhaften Daten ebenfalls mit einem ehemaligen Mitarbeiter. Auch konnte er nicht ausschliessen, dass einzelne Bilder unrechtmässig beschafft worden sind.

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