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Kolumne «Seitenblick»

«Was, DU bist Carmen Rogenmoser?»

Wer ist man eigentlich und wie wirkt man auf andere? Eine kurze Begegnung brachte unsere Autorin ins Grübeln.

«Was, DU bist Carmen Rogenmoser? Dich habe ich mir ganz anders vorgestellt»: So wurde ich letztens begrüsst. Auf meine Nachfrage, wie sich denn meine Erscheinung von der Vorstellung unterscheidet, folgte Schweigen. Dann gab es einen abrupten Themawechsel.

Der kurze Austausch liess mich nicht los. Ich konnte damit irgendwie aber auch nichts anfangen. Was die Aussage wohl bedeutet? Wie mag ich auf andere wirken und welche Vorurteile eilen mir voraus? Als Person, deren Namen fast täglich in einer Lokalzeitung erscheint, bin ich es gewohnt, dass die Leute ab und zu aufhorchen, wenn ich sage, wie ich heisse. Obwohl ich als Rogenmoser glücklicherweise auch etwas in der Masse untergehe – mindestens im Ägerital.

Dass ich beim erwähnten Treffen aber trotz konkreter Nachfrage ohne kurze Erklärung einfach so stehen gelassen wurde, verunsicherte mich. Im Grunde genommen ist uns das allen aber nicht fremd: Es braucht nicht viel und schon hat man von einem Menschen ein bestimmtes Bild im Kopf. Dieses zu revidieren, ist meist nicht so einfach. Der erste Eindruck bleibt eben hängen.

Zudem habe ich schon oft erlebt, dass die Eigen- und Fremdwahrnehmung nicht ganz übereinstimmen. Vielleicht trifft das ja auch auf mich zu.

Dieses Phänomen gibt es übrigens auch bei der äusseren Erscheinung: Die Frau auf dem kleinen Bild, das diesen Text begleitet, das bin schon lange nicht mehr ich. Fast sieben Jahre Alltag, zwei Kinder, Jonglieren zwischen Familienleben und Job, Schlafmangel und die gegenwärtig globale unsichere Lage, das hat Spuren hinterlassen.

Bewusst wird mir das allerdings nur, wenn ich auf Leute treffe, die ich von früher kenne und schon länger nicht mehr gesehen habe. «Mann, ist die (oder der) alt geworden» – dieser fiese Gedanke blitzt in solch einer Situation gelegentlich auf. Dem Gegenüber wird es wohl nicht anders gehen.

Ausgesprochen wird das selbstverständlich nicht. Und es spielt ja eigentlich auch keine Rolle – man ist, wer man ist. Nach längerem Überlegen bin ich zum Schluss gekommen, dass es vielleicht auch gar nicht schlecht ist, wenn man andere zwischendurch überraschen kann – egal ob positiv oder negativ. Hauptsache, man weiss selber, wer man ist.

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