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Luzern

Warum mich eine Busfahrt in die 1980er-Jahre zurückkatapultiert

Im «1er»-Bus erlebt der Schreibende, wie Teenager ihre Frühlingsgefühle ausleben. Dabei fällt zu seiner Überraschung mehrfach ein nicht druckreifes Wort, das er selber schon lange vergessen hat.
Im «1er» erlebt man so einiges. (Bild: Manuela Jans-Koch (26. November 2020))

Roman Hodel

Busfahren mag ich. Was man da alles erlebt! Kürzlich sass ich im «1er». Das Fahrzeug stoppt, eine Haltestelle in Kriens. Draussen stehen zwei Jungs und zwei Mädels, schätzungsweise um 16 oder 17 Jahre alt. Offenbar zwei Päärli. Man umarmt sich, gibt sich innige Küsse – und sagt sich ciao. Diese Blicke zueinander! Junge Liebe eben. Lange her bei mir. Trotzdem – oder gerade deshalb – bin ich gerührt.

Das ändert sich, als die Typen in den Bus steigen – die Mädchen bleiben an der Haltestelle zurück. Kaum geht die Fahrt weiter, tönt's von hinten: «Und, wie oft hast du sie heute geb*?» Der andere so: «Dreimal – und dreimal ist sie gekommen.» Letzteres wage ich zu bezweifeln, obwohl ich weiss Gott nicht vom Fach bin – aber dies nur so nebenbei. Die jungen Männer reden und reden. Immer wieder fällt dieses B-Wort. Nein, ich bin nicht entsetzt ob deren Sprache. Ich war damals nicht besser. Nun ja, Jungs neigen zum Prahlen. Viel mehr erstaunt mich, dass 16-Jährige dieses B-Wort überhaupt noch kennen, geschweige denn gebrauchen. Mich erinnert es schwer an die 1980er-Jahre. So wie etwa das Wort «föne» für pupsen.

Später betrete ich in Luzern einen Kleiderladen. Das Interieur ist seit Jahrzehnten unverändert. Vermutlich stammt es auch aus den 80er-Jahren. Als Krönung singt Rick Astley aus den Boxen «Never gonna give you up». Es ist mein «Back to the future»-Moment. Zeitkaspel?! Bin ich im 1987 gelandet? Ein Blick in die Runde zeigt: Nein. Alle tragen Maschgere. Also doch 2021. Ich weiss gar nicht, ob ich darüber erleichtert sein soll.

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