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Luzern

Warum bleibt die CVP-Leitung im Luzerner Kantonsrat in Männerhand?

In den letzten 20 Jahren hat erst eine Frau die grösste Fraktion im Luzerner Kantonsrat geführt. Das bleibt vorerst so: Im Juni übernimmt Adrian Nussbaum die Leitung. Noch offen ist die Frage des Vizepräsidiums.
Blick in den Kantonsratssaal mit der CVP-Fraktion im Vordergrund. (Bild: Nadia Schärli, Luzern, 18. Februar 2019)

Alexander von Däniken

Sie ist mit 38 Sitzen die grösste Fraktion im 120-köpfigen Luzerner Kantonsparlament, 9 der CVP-Sitze sind von Frauen besetzt (Frauenanteil: 23,7 Prozent). Die Frauen werden weiter einem Mann unterstellt sein. Der Hochdorfer CVP-Kantonsrat Adrian Nussbaum übernimmt im Sommer das Fraktionspräsidium vom Willisauer Kollegen Ludwig Peyer. Die letzte und bislang wohl einzige Frau an der Spitze der CVP-Fraktion war Bernadette Schaller-Kurmann. Die damalige Alberswiler Grossrätin wurde 1999 zur Chefin gewählt; also vor 20 Jahren. Dass der Posten ein Sprungbrett sein kann, zeigte ausgerechnet Schallers Nachfolger Guido Graf. Sowohl Graf wie auch Schaller bewarben sich 2009 als Nachfolger von Regierungsrat Markus Dürr. Bernadette Schaller, mittlerweile auch ehemalige Ratspräsidentin, scheiterte jedoch an der Nominationsversammlung der CVP-Amtspartei Willisau an Graf.

Zurück in die Gegenwart: Warum hebt die CVP in Zeiten von Frauenförderung und Gleichstellung keine Frau auf den Schild? Diese Frage kann die Parteileitung nicht beantworten. Parteisekretär Rico De Bona: «Die Wahl des Fraktionspräsidiums ist Sache der Fraktion. Diese Trennung hat sich bewährt.»

Zwei Nummern 2 mit Aussicht auf Chefposition

De Bona weist darauf hin, dass die CVP-Fraktion jeweils zwei Vizepräsidenten wählt; also durchaus Chancen bestehen, dass eine Frau eine der Nummern 2 wird. So, wie in der Vergangenheit auch die jetzige Nationalrätin und Ständeratskandidatin Andrea Gmür (Luzern) sowie Marlis Roos (Geiss). Auch Adrian Nussbaum teilt sich bis Sommer das Amt des Vizechefs mit Daniel Piazza (Malters). «Das Feld ist offen», so der Parteisekretär.

Offen soll es bis nach den Wahlen am 31. März auch bleiben: Erst dann wird sich die CVP-Fraktion an einer konstituierenden Sitzung mit den Vizepräsidiumsposten befassen. Dass da per se eine Frau zur Debatte steht, verneint der designierte Fraktionschef Adrian Nussbaum:

«Das Geschlecht ist ein Kriterium, aber nicht das einzige.»

Auch die Region und das Alter der Kandidaten würden eine Rolle spielen. «Zudem ist noch entscheidend, wer sich von der CVP-Fraktion überhaupt für ein Vizepräsidium zur Verfügung stellt.» Die Fraktionschefs sind in engem Kontakt mit Kommissionspräsidenten, Regierungsräten und den anderen Fraktionen.

Hälfte der Fraktionen führt eine Frau an

Wie sieht es mit weiblicher Führungspower bei den anderen Kantonsratsparteien aus? Bei der mit 29 Sitzen zweitgrössten Fraktion, der SVP, gibt es derzeit nur 5 Frauen, was einem Anteil von 17,2 Prozent entspricht. Auch dort bleibt das Fraktionspräsidium in männlicher Hand: Guido Müller (Ebikon) gab das Amt im letzten Oktober an Urs Dickerhof (Emmen) weiter. Immerhin stellt die SVP unter den sechs im Kantonsrat vertretenen Parteien mit Angela Lüthold (Nottwil) derzeit die einzige Parteipräsidentin.

Bei der FDP sind Partei- und Fraktionspräsidium mit Männern besetzt; nämlich Markus Zenklusen (Emmen) und Andreas Moser (Luzern). Wie bei der CVP gibt es bei den Liberalen zwei Vizepräsidenten. Derzeit sind dies Jim Wolanin (Neuenkirch) – und Irene Keller (Vitznau). Keller gehört in der 25-köpfigen Fraktion zu einer 7-köpfigen Frauengruppe, was einem Frauenanteil von 28 Prozent entspricht.

SP, Grüne und GLP lassen ihre Fraktionen von Frauen führen; nämlich von Ylfete Fanaj (SP, Luzern), Monique Frey (Grüne, Emmen) und Michèle Graber (GLP, Udligenswil). Auch beim Frauenanteil in der Fraktion liegen diese Parteien vorn: Bei der SP (16 Sitze) sind es 37,5 Prozent, bei den Grünen (7 Sitze) 42,6 Prozent und bei der GLP (5 Sitze) 40 Prozent.

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