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Wanderer brechen auf dem Gotthard doppelten Rekord

So viele Teilnehmer wie noch nie haben den über 15-stündigen Gotthardmarsch absolviert. Wanderleiter Paul Dubacher schlug in diesem Jahr mit Absicht ein etwas höheres Tempo ein.
Wanderleiter Paul Dubacher (vorne) und 110 tapfere Läufer absolvierten den Gotthardmarsch.

(pd/ml) Am vergangenen Samstag liefen 110 Teilnehmer stolz und glücklich nach knapp 15,5 Stunden Marschzeit auf dem Gotthardpass ein. Paul Dubacher ahnte schon früh, dass es in diesem Jahr beim Gotthardmarsch wieder einen Teilnehmerrekord geben würde. Und er behielt recht: Die Anmeldefrist war noch nicht mal abgelaufen, da war das Teilnehmermaximum schon erreicht. Der Organisator und Wanderleiter Dubacher begrüsste 115 gut trainierte und motivierte Personen am Samstag in Altdorf.

Bereits um 1.30 Uhr versammelte sich die Gruppe beim Telldenkmal, wo Busse und der Gepäcktransport bereitstanden. Nach einer ruhigen Fahrt nach Seelisberg nahm die Gruppe pünktlich um 2.40 Uhr das erste Teilstück in Angriff. «Die Dunkelheit macht den ersten Abschnitt des Gotthardmarsches gleich zu einer Herausforderung, die viel Konzentration verlangt. Entsprechend gross ist jeweils die Erleichterung, wenn alle gut in Bauen angekommen sind», so Paul Dubacher.

20 Tonnen Gepäck werden transportiert

Mit einer Viertelstunde Vorsprung gegenüber dem vergangenen Jahr traf die Wandergruppe um 6.05 Uhr in Attinghausen zu einer ersten Rast ein. «Es hatte auf den späten Nachmittag Gewitter gemeldet, die in den Bergen besonders unangenehm werden können. Darum habe ich das Tempo dieses Jahr etwas angezogen, was nicht bei allen Teilnehmenden gut ankam», meinte der Wanderleiter selbstkritisch.

Damit die Wandernden ihre Verpflegung und Ersatzkleidung nicht mittragen müssen, sorgte ein Begleitteam für den Gepäcktransport. Insgesamt hievt das Team an den neun Streckenposten über den Tag zusammengerechnet knapp 20 Tonnen Gepäck aus dem Kleinbus raus und wieder rein. Sie halten zudem ein waches Auge auf die Teilnehmenden und motivieren zum Weitermarschieren. «Auch für mich ist die Strecke kein Zuckerschleck und so bin ich froh um das eingespielte Begleitteam, welches am Eventtag für den reibungslosen Ablauf sorgt», meinte Dubacher.

Im Vorfeld wird der Anlass von Dubacher minutiös vorbereitet. Neben der Zustandsüberprüfung der Strecke werden diverse Stellen wie Polizei, Sanität, Rega und das Bundesamt für Strassen (Astra) über die Durchführung mit einem Zeitablauf informiert. Nach dem schneereichen Winter und unwetterartigen Regenfällen waren das Astra, das kantonale Bauamt und der Verein Urner Wanderwege besonders gefordert. Sie sorgten für einen einwandfrei in Stand gestellten Wanderweg. Insbesondere die neue Linienführung in der Schöllenen sei bravourös ausgebaut. Damit eine unkomplizierte und überschaubare Organisation gewährleistet ist, hält man an der Teilnehmerbeschränkung von rund 100 Personen fest.

Wahrer Kraftakt mit besonderem Gruppengefühl

Nach weiteren drei Marschstunden hielt die Wandergruppe gut gelaunt um 9 Uhr beim Kraftwerk in Amsteg, bevor die Steigung in Angriff genommen wurde. Und schon um 10.45 Uhr hiess es in Gurtnellen: Halbzeit. In den kurzen Pausen von jeweils 15 Minuten ist taktisches Schuhwechseln sowie Trinken und Essen gefragt. Eine gute Vorbereitung und die richtige Verpflegung unterwegs sind neben dem Durchhaltewillen das A und O beim Gotthardmarsch.

Spätestens ab Andermatt spüren die Teilnehmer die Strapazen und die Verletzungsgefahr steigt. Zur Sicherheit der Wanderer und zur mentalen Unterstützung warten in Andermatt Mitglieder des Samaritervereins auf die Gruppe. Wiederum konnte der Marsch ohne Zwischenfälle beendet werden. «Die Stimmung unter den Teilnehmenden war trotz des enormen Kraftakts sensationell. Eine Läuferin hat gar Gipfeli gebacken, die ihre Töchter bei der Rast in Gurtnellen verteilten» schwärmte Dubacher und lobte das besondere Gruppengefühl. Die selbstlosen und spontanen Gesten überraschen ihn immer wieder aufs Neue. Auch die Verpflegungsstände von freiwilligen Helfern halfen, die Wandernden bei Laune zu halten.

Der Wanderanlass ist seit Jahren weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt und ist sehr beliebt. «Der Grossteil der Wandergruppe stammt aus der Zentralschweiz. Es reisen aber auch Personen von weiter her an», so Dubacher. War der Gotthardmarsch in den ersten Jahren eine reine Männersache, nahmen immer mehr Frauen am Wanderanlass teil. In den letzten Jahren waren sie sogar in der Überzahl. Auch was das Alter betrifft, war die Gruppe sehr durchmischt. «Ich freue mich, dass am Samstag viele junge Frauen und Männer an der Wanderung dabei waren», freut sich der 74-jährige Wanderleiter, der selbst zu den ältesten Teilnehmern zählt.

Helferteam ermöglicht den Wanderanlass

110 Teilnehmer trafen kurz nach 18 Uhr, mit einstündigem Vorsprung gegenüber der offiziellen Marschtabelle, auf dem Gotthardpass ein. Das bedeutet einen doppelten Rekord. Noch nie beendeten so viele Leute den Gotthardmarsch und noch nie war man so schnell unterwegs. Dank des schnellen Tempos schafften es die ersten Läufer noch kurz vor dem Regen ins Hospiz. «Ich bin froh, dass wir fast gänzlich im Trockenen marschieren konnten. Ein Gewitter in den Bergen verträgt sich einfach schlecht mit metallenen Wanderstöcken», erklärte Dubacher.

Allen erfolgreichen Teilnehmern händigte der Wanderleiter beim Abendessen ein Diplom aus und gratulierte zur hervorragenden Leistung. In der Dankesrede richtete sich Paul Dubacher besonders an die vielen Helfer, welche den Wanderanlass erst ermöglichen. Allgemein wird dem Gotthardmarsch grosses wohlwollen entgegengebracht und die Teilnehmer loben die perfekte Organisation und das Zusammenspiel aller beteiligten Parteien. Darum ist klar: Der nächste Gotthardmarsch findet am 20. Juni 2020 statt. Ob dieser wieder von ihm geleitet wird, lässt Dubacher offen.

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