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Zug

Walter Lipp ist bereit für die Rolle als Baarer Gemeindepräsident

Vom Baarer Gemeindeschreiber zum Gemeindepräsidenten: Der Werdegang von Walter Lipp (55) ist aussergewöhnlich. Der gebürtige Entlebucher möchte sich für Treffpunkte im Zentrum einsetzen, für die Vereine – und für eine lebendige «Grüezi-Kultur».
Die erste Ansprache: Walter Lipp spricht anlässlich des Neujahrskonzertes zur Baarer Bevölkerung. Links von ihm ist der Gemeindeweibel Marco Kathriner zu sehen. (Bild: Stefan Kaiser (Baar, 1. Januar 2019))

Rahel Hug

«Baar soll weiterhin top bleiben» – so lautet die Schlagzeile auf der Frontseite des «Zugerbieters» vom 30. August 2001. Der Aufhänger ist ein Porträt über den neuen Gemeindeschreiber Walter Lipp, der ab 2002 als Nachfolger des heutigen Regierungsrates Beat Villiger die Leitung der Verwaltung übernahm. Im Artikel erklärt Walter Lipp klipp und klar, dass er keine Politkarriere im Sinn habe.

Es kam anders. Am 7. Oktober 2018 wurde der 55-Jährige zum Baarer Gemeindepräsidenten gewählt – dies deutlich mit 4180 Stimmen. Den alten Zeitungsbericht hat er aufbewahrt, und schmunzelt heute darüber. «Ich hätte mir damals nicht vorstellen können, einmal im Gemeinderat zu sitzen und sogar das Gemeindepräsidium zu übernehmen», sagt Lipp. Gemeindeschreiber sei stets sein Traumjob gewesen, bis zum Schluss. Doch nach 17 Jahren und mit Mitte 50 habe er Lust auf eine neue Herausforderung verspürt. Die drei Gemeindepräsidenten, unter denen Walter Lipp gearbeitet hat – Urs Perner (CVP), Jürg Dübendorfer (FDP) und Andreas Hotz (FDP) – bezeichnet er alle als Vorbilder. «Ich habe von jedem etwas mitgenommen», sagt er. Als Andreas Hotz im Sommer 2017 angekündigt habe, nicht mehr anzutreten, habe er sich Gedanken über seine Zukunft gemacht, erzählt Lipp. In Malta absolvierte er einen Sprachaufenthalt und brütete darüber, wie es weitergehen könnte. Danach stand für ihn fest: Er will Gemeindepräsident werden. «Wichtig war mir, dass es auch für meine Familie stimmt. Meine Frau Conny und die Kinder Nina und Lisa haben die Pläne unterstützt.»

Aufgewachsen in einer CVP-Familie

Der gebürtige Entlebucher – Lipp ist in Sörenberg aufgewachsen – stammt aus einer CVP-Familie. Theodor Schnider, der von 1979 bis 1995 im Nationalrat sass, war sein Onkel. Sein Bruder Hans Lipp ist seit 30 Jahren in der Politik, er amtet heute als Gemeindeammann von Flühli. Dort hat auch Walter Lipp seine berufliche Laufbahn gestartet. Er hat die Verwaltungslehre absolviert und zwei Jahre in Flühli gearbeitet. Danach zog es ihn nach Luzern, wo er in der Volkswirtschaftsdirektion tätig war. 1995 absolvierte er die Gemeindeschreiber-Prüfung, 1998 wurde er Vize-Gemeindeschreiber in Baar.

Lipp bezeichnet sich selber als «Vereinsmeier». Geselligkeit ist dem zweifachen Vater sehr wichtig. Lange Zeit war er im Jodlerklub Farnbüelglöggli Schachen aktiv. Schon kurz nach seinem Umzug nach Baar wirkte er in diversen OK’s von Schwing- und Jodelfesten mit. «So habe ich schnell Leute kennen gelernt. Mich in Baar zu integrieren, fiel mir daher gar nicht schwer.»

Das vergangene Jahr war ein turbulentes Jahr für Walter Lipp. Nachdem die CVP im Dezember 2017 über seine Kandidatur informiert hatte und er im Januar 2018 schliesslich nominiert worden war, wurden Vorwürfe laut, er sei eine Marionette der «alten Garde» im Gemeinderat, bestehend aus Andreas Hotz und Jost Arnold (FDP), sowie Paul Langenegger (CVP). «Ich habe diese Kritik sportlich genommen», erklärt Lipp. Er sei grundsätzlich ein positiv denkender, nicht nachtragender Mensch und lasse sich von solchen Vorwürfen nicht beeindrucken. Als Gemeindeschreiber musste er bei allen Geschäften, die mit den Wahlen zu tun hatten, in den Ausstand treten. Es folgte die Kündigung auf Ende Jahr. «Damit bin ich auf jeden Fall ein Risiko eingegangen», blickt Lipp zurück. «Ich hatte Respekt, bei der Wahl unter die ersten sieben zu kommen.» Für den Gemeinderat kandidierten in Baar bekanntlich zwölf Personen.

Jetzt ist Walter Lipp bereit für den Seiten- und Rollenwechsel. Er ist überzeugt, dass das «Modell Baar» eine Erfolgsgeschichte ist. Er möchte sich einsetzen für eine qualitätsvolle Entwicklung des Dorfkerns, belebte Freiräume und Treffpunkte im Zentrum. Auch die Vereine liegen ihm am Herzen. «Gerade in dieser schnelllebigen Zeit sorgen sie für sozialen Kitt.» Wichtig ist ihm zudem die «Grüezi-Kultur». «Viele Leute schauen die ganze Zeit auf ihr Handy. Ich wünsche mir, dass man sich auf der Strasse wieder häufiger grüsst.»

Generationen zusammenbringen

Das Gefühl, mit dem er sein Amt antritt, beschreibt Walter Lipp als «positive Anspannung». Er habe Respekt vor dem Amt, freue sich aber sehr auf die Zeit, sagt er. Lipp ist es ein Anliegen, Generationen zusammenzubringen und in regem Kontakt mit der Bevölkerung zu sein. «Ich möchte ein Präsident für alle sein. Meine Türen stehen immer offen.»

Hinweis
Unsere Zeitung spricht in den ersten beiden Januarwochen mit Politikerinnen und Politikern, die 2019 eine neue oder zusätzliche Funktion übernehmen.

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