notifications
Luzern

Kanton entlastet den Rettungsdienst

Gegen den Rettungsdienst Seetal wurde eine Aufsichtsbeschwerde eingereicht. Laut der zuständigen Dienststelle liegen keine Missstände vor.
Beim Rettungsdienst Seetal kam es offenbar zu Kündigungen und Abgängen.

(Bild: Nadia Schärli (Hochdorf, 17. August 2021))
Das neue Co-Präsidium des Rettungsdienstes Seetal will Ruhe hineinbringen: Daniel Rüttimann und Nadja Blaser.

(Bild: Nadia Schärli (Hochdorf, 17. August 2021))

Reto Bieri

 

Lange Einsätze, schlechte Arbeitsbedingungen, Kündigungen. Auf diesen Vorwürfen basiert eine Aufsichtsbeschwerde gegen den Rettungsdienst Seetal. Eingereicht hat sie im Juni eine Person aus dem nahen Umfeld des Rettungsdienstes. Gegenüber dem «Seetaler Bote» sagte die Person, die nicht namentlich genannt werden will, sie tue dies zum Wohle der Mitarbeiter und Patienten. Das Arbeitsrecht werde nicht eingehalten. Die Folge seien diverse Personalabgänge.

Konkret seien elf Personen gegangen – oder mussten gehen. Das wäre jeder vierte Mitarbeitende. Gegenüber unserer Zeitung ergänzt die Person, in der Beschwerde sei es auch um fehlende Bewilligungen, steuerrechtliche Aspekte und fehlende Gewaltentrennung zwischen dem Vorstand und den Mitarbeitenden gegangen.

Dienststelle sieht keinen Grund, einzuschreiten

Der Kanton kommt allerdings zum Schluss, es lägen keine Missstände vor. Die zuständige Dienststelle Gesundheit und Sport (DIGE) hat die Aufsichtsbeschwerde mittlerweile beantwortet, wie der Vorstand des Rettungsdienstes in einer Mitteilung bekannt gibt. Die DIGE als gesundheitspolizeiliche Aufsichtsbehörde des Kantons sehe sich nicht veranlasst, unmittelbar einzuschreiten und Sofortmassnahmen anzuordnen.

Kritisiert wird in der Aufsichtsbeschwerde besonders die Einsatzplanung. Dazu sagt die DIGE, zur Optimierung und Klärung würden aktuell Gespräche zwischen Kanton, Bund und Rettungsdienst laufen. Der Rettungsdienst schreibt, Geschäftsführung und Vorstand sähen sich «auf gutem Weg zu einer weiterhin tragfähigen Lösung, die auch den gesetzlichen und arbeitsrechtlichen Vorgaben zu entsprechen vermag.» Die Person, welche die Aufsichtsbeschwerde eingereicht hat, meint dazu:

«Wenn nun alles korrekt in die Wege geleitet wird und die DIGE ein Auge darauf hat, ist das Ziel erreicht.»

Der 1975 gegründete Rettungsdienst Seetal ist im Gegensatz zu anderen Rettungsorganisationen als privater Verein organisiert. Als Co-Präsident amtet seit Ende Juni Daniel Rüttimann. Der Hochdorfer Gemeinde- und Kantonsrat (CVP) zeigt sich über den Entscheid des Kantons erleichtert und bezeichnet es als «Rückendeckung für den bisherigen und den aktuellen Vorstand sowie die Geschäftsführung.»

Einige arbeitsrechtliche Fälle sind noch in Bearbeitung

Ein paar offene Punkte seien zu klären, räumt er ein. «Einige arbeitsrechtliche Fälle sind noch in Bearbeitung. Es zeichnen sich aber Lösungen ab.» Näher ins Detail will Rüttimann nicht gehen. Dass es elf Kündigungen gegeben habe, stimme jedoch nicht. «Es gab zwar Wechsel, aber in einem annehmbaren Rahmen.» Eine Rolle spiele auch der allgemeine Personalmangel, der Markt im Rettungswesen sei ausgetrocknet. «Wir haben trotzdem einige Bewerbungen erhalten. Das zeigt, dass der Rettungsdienst Seetal einen guten Ruf hat.»

Daniel Rüttimann führt den Verein zusammen mit dem bisherigen Vorstandsmitglied Nadja Blaser aus Eschenbach. Nach einem Jahr zurückgetreten ist der Hitzkircher Arzt Cornel Raess. Rüttimann sagt, mit seiner Wahl als Co-Präsident wolle er mithelfen, nach einem schwierigen Jahr mit der Präsidiumsvakanz wieder Ruhe in den Verein zu bringen. Es gehe nun um Grundlegendes wie die Einsatzplanung, das Qualitätsmanagement und die Einsatzfähigkeit des Rettungsdienstes. Rüttimann weiter:

«Aber auch darum, wie wir die Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital verstärken können.»

Der Rettungsdienst sei in der Region stark verankert und soll möglichst eigenständig bleiben. Vom Kantonsspital habe er diesbezüglich klar positive Signale ausgemacht, sagt Rüttimann. Mit dem neuen Geschäftsführer Sebastian Breuer und dem wieder kompletten Vorstand wolle man den Verein stabilisieren. «Wir werden aber auch schauen müssen, ob die Struktur als Verein noch zeitgemäss ist.»

Ex-Kantonsrat neu im Vorstand

Es ist nicht das erste Mal, dass es rund um den Rettungsdienst Unruhe gibt. Vor drei Jahren wurden die Seetaler von einem Pilotprojekt ausgeschlossen, bei dem es um die Zentralisierung der Rettungsdienste in der Zentralschweiz ging. Der Hochdorfer Arzt und ehemalige SVP-Kantonsrat Beat Meister reichte deshalb im Parlament einen Vorstoss ein. Ende Juni nun wurde Meister ebenfalls in den fünfköpfigen Vorstand des Rettungsdienstes gewählt.

Der neue Geschäftsführer Sebastian Breuer folgt auf Günther Becker, der nach acht Jahren in den Ruhestand tritt. Im vergangenen Jahr hat der Rettungsdienst mit rund 2200 Einsätzen einen neuen Höchstwert erzielt. Er stellt mit zwei Ambulanzfahrzeugen die Notfallversorgung für rund 30'000 Menschen sicher.

Kommentare (0)