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Zug

Vorbotin des Grauens

Seitenblick
Raphael Biermayr, Redaktor Neue Zuger Zeitung

Stefan Kaiser (Neue ZZ)

Raphael Biermayr

Die Weihnachtsbeleuchtung hängt in Zug. Manche mögen darin etwas Schönes erkennen. Aber eigentlich ist sie eine Vorbotin des Grauens: Sonntagsverkäufe. Nie wird die Tragik des Erste-Welt-Daseins so greifbar wie in diesen Tagen. Denn niemand geht aus Notwendigkeit einkaufen, sondern aus der Unfähigkeit, mit der Ruhe umzugehen.

Statt – um im saisonalen Bild zu bleiben – die Zeit zur Einkehr zu nutzen, versuchen sie im Takt zu Hintergrundmusik und auf vorgegebenen Pfaden der Langeweile zu entfliehen – und das schlendernd! Es ist ein lebenslanges Schneckenrennen, bei dem man höchstens Etappensiege feiern kann.

Denn die restlichen Sonntage im Jahr sind unerbittlich, zumal in der kälteren Jahreszeit. Unter einem farbentleerten Himmel führen einem blechentleerte Strassen mit mitunter gelb blinkenden Ampeln die Werktags-Fremdsteuerung vor Augen. Man sollte dem unaufgeregten Sonntag dankbar sein, für die Chance, die er einem bietet. Nur in diesen Momenten kann man der Gleichförmigkeit ein Schnippchen schlagen, indem man beispielsweise beim Überqueren der Strasse nicht noch einmal zu den Seiten blickt.

Kurzum: Es ist die Freiheit, die gewohnten Kulissen zu ignorieren. Wer jemals durch die unbevölkerte Metalli-Passage hindurch geblickt und statt Unbehagen ein wohliges Gefühl verspürt hat, der kann der Vergänglichkeit etwas Tröstliches abgewinnen.

In diesem Sinne: Einen rasch vergänglichen Advent, allerseits!

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