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Luzern

Von überrascht bis unzufrieden: So reagieren Luzerner Branchen auf die Öffnungspläne

Der Bundesrat hat die nächsten Öffnungsschritte kommuniziert. Während Gastronomie, Kultur und Kirche mehr erwartet haben, stellen sich vor allem im Pflegebereich ungeklärte Fragen.
Wie die Lockerung der Maskenpflicht in Alters- und Pflegeheimen umgesetzt wird, muss erst noch geprüft werden. (Bild: Pius Amrein (22. November 2020))

Livia Fischer, Sandro Renggli und Pascal Studer

Der Bundesrat stellt sich auf eine dritte Welle ein – und schickt trotzdem Vorschläge für Öffnungen in die Konsultation. Kommen die vorgeschlagenen Lockerungen so durch die Vernehmlassung, stehen am 22. März in diversen Bereichen Schritte zurück zur Normalität an.

Auch in der Pflege. Hier zeigt sich der Heimverband Curaviva Luzern überrascht. Präsident Christian Arnold sagt:

«Dass geimpfte Personen gegenüber ungeimpften Personen Vorteile erfahren, indem sie von der Maskenpflicht befreit werden, ist eine Strategieänderung, die wir so nicht erwartet hatten.»

Wie die konkrete Umsetzung aussehen könnte, müsse erst geprüft werden. Ebenfalls noch offen sei die Frage, ob die Aufhebung der Maskenpflicht nur in den Häusern oder auch in der Öffentlichkeit gelten solle.

Die Bewohnenden dürfte dieser Lockerungsschritt jedoch freuen, denkt Arnold. Auch geht er davon aus, dass die Mitarbeitenden diesbezüglich keine Bedenken haben werden. Doch: «Die Umsetzung im Alltag könnte anspruchsvoll sein. Wie soll das Personal die nicht geimpften Bewohnenden von den geimpften Personen unterscheiden?» Schliesslich benötigten kognitiv eingeschränkte Bewohnende bei der Umsetzung von Schutzmassnahmen Unterstützung.

Gastronomie unzufrieden

Ein besonderer Zankapfel war in den vergangenen Wochen die Gastronomie. Dies dürfte sich in absehbarer Zukunft auch nicht ändern, am 22. März könnten vorerst nur die Terrassen öffnen. Für Ruedi Stöckli, Verbandspräsident von Gastro Luzern, sind die in Aussicht gestellten Lockerungen das «Minimum»:

«Ich hätte erwartet, dass auch ein zweiter Öffnungsschritt angekündigt wird. Zum Beispiel, dass die Restaurants vor Ostern komplett öffnen dürfen.»

So aber bleibe die riesige Unsicherheit für seine Branche bestehen. «Ich weiss nicht, worauf noch gewartet wird. Unsere Schutzkonzepte haben sich als sicher erwiesen. Trotzdem muss die Gastronomie weiter den Kopf hinhalten.» Die wirtschaftlichen Schäden, welche die anhaltenden Massnahmen verursachen, erachtet Stöckli als zu verheerend: «Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben.»

Kulturveranstaltungen vorerst im kleinen Rahmen

Auch die Kulturbranche würde vom nächsten Lockerungsschritt profitieren. Veranstaltungen mit einem Publikum von 150 (draussen) beziehungsweise 50 (drinnen) Personen dürften wieder durchgeführt werden. Die Kapazität des Veranstaltungsorts darf dabei maximal zu einem Drittel ausgelastet sein.

«Natürlich begrüssen wir die Lockerungen. Für den Kultur- sowie auch unseren Kongressbereich sind diese sehr wichtig», erklärt KKL-Mediensprecherin Corinne Schneebeli.

«Für uns gehen diese leider nach wie vor zu wenig weit. Veranstaltungen mit maximal 50 Personen sind bei unseren Kapazitäten von bis zu 1900 Sitzplätzen kaum sinnvoll durchführbar.»

Aus diesem Grund müsse man weiterhin davon ausgehen, dass nur sehr sporadisch Veranstaltungen im KKL stattfinden werden. «Unser Schutzkonzept steht jedoch selbstverständlich und wir sind bereit, sehr rasch wieder zu starten», so Schneebeli.

Katholische Kirche hat sich mehr erhofft

Dass der Bundesrat bereits Lockerungen im Universitäts- und Hochschulbereich sowie bei Weiterbildungsangeboten in Aussicht stellt, überrascht. Anfang Februar hatte die Universität Luzern gegenüber ihren Studierenden kommuniziert, dass man Öffnungen – falls es die Lage und die rechtlichen Bedingungen erlaubten – nach der Osterpause in Betracht ziehe. Gilt dies nun noch? Dave Schläpfer, Mediensprecher an der Universität, sagt: «Es ist schlicht zu früh, um dazu bereits etwas sagen zu können.»

Auch bei der Hochschule Luzern (HSLU) weicht vorerst nicht von ihrem derzeitigen Fahrplan ab. Sigrid Cariola, Leiterin Unternehmenskommunikation, sagt: «Wir beobachten die Entwicklung sehr sorgfältig.» Relevant sei, was der Bundesrat am 19. März entscheidet. Cariola betont aber:

«Für Anpassungen muss die Lage über längere Zeit stabil sein.»

Klar scheint, dass die Lage der Studierenden auch bei der Schweizer Regierung sehr präsent ist. Bundespräsident Guy Parmelin sagte dazu: «Wir verfolgen die Situation der Studierenden sehr genau.»

Keine Änderungen gibt es bei religiösen Anlässen. Dort sind bereits jetzt maximal 50 Personen erlaubt. Hanspeter Wasmer, Bischofsvikar der Bistumsregion St.Viktor, zu der auch die Kantone Luzern und Zug gehören, sagt: «Auch wenn wir den Entscheid natürlich mittragen, haben wir mehr erwartet.» So habe man sich vor allem erhofft, dass auf die jeweiligen Grösse der Kirchen geachtet werde. «Insbesondere bei grösseren Kirchen wie der Jesuitenkirche oder der Hofkirche wären unter Einhaltung der Massnahmen mehr als 50 Personen möglich.» Besonders hinsichtlich Ostern hätte Wasmer zudem weitergehende Lockerungen begrüsst.

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