notifications
Obwalden

Von Sachseln aus bringt die «Fabelhafte Welt» Bildung und Hoffnung

Zwei Sachsler verhelfen jungen Menschen in Afrika zu Aus- und Schulbildung. Um Gelder für ihr Hilfswerk zu generieren setzen sie nicht nur auf Spendengelder, sondern auch auf den Verkauf von speziellen Produkten.
Laura Stoffel (links) und Christoph Rohrer vom Hilfswerk «Die fabelhafte Welt» begutachten eine Togobag. Romy Ineichen (rechts) ist eine der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Claro-Ladens, der sich für fairen Handel einsetzt. (Bild: Philipp Unterschütz, Sachseln, 21. August 2018)

Philipp Unterschütz

In Bildung zu investieren ist ein zentrales Anliegen der in Sachseln wohnhaften Laura Stoffel (32) und Christoph Rohrer (35). «Zugang zu Bildung ist der Grundstein für eine emanzipierte Gesellschaft», sagt die angehende Anthropologin. Neu ist diese Erkenntnis zwar nicht, doch in diesem Fall setzt sich das Paar auch aktiv für seine Überzeugung ein.

Christoph, der Biologie und Chemie am Gymnasium St. Klemens in Luzern unterrichtet, und Laura sind am Aufbau einer eigenen Organisation mit dem hoffnungsvollen Namen «fabelhafte Welt», das bis zum heutigen Zeitpunkt vor allem junge Menschen im westafrikanischen Togo unterstützt. Mit einem Stipendienfonds wird bereits seit vier Jahren momentan 47 Schülerinnen und Schülern im Alter von 6 bis 22 Jahren in der Hauptstadt Lomé der Zugang zu Schul- und Ausbildung ermöglicht. «Der Fonds kommt Waisen, Halbwaisen und besonderen Härtefällen zugute, welche sich die Schulgebühren nicht leisten können», erklärt Laura Stoffel.

Für Schüler ausserhalb der Hauptstadt werden auch Schulmaterialien bezahlt, oder es werden die Kosten für die Geburtsurkunden übernommen, die es braucht, um in Togo einen Schulabschluss machen zu können. Ausgeführt und kontrolliert werden die Aktivitäten in Togo von der lokalen Organisation Sada, die im Aufbau von Schulen tätig ist und insbesondere auch die Alphabetisierung von Frauen fördert. Laura Stoffel startete die Zusammenarbeit bei einem Aufenthalt 2014 in Afrika.

Hilfe zur Selbsthilfe im Mittelpunkt

Die «fabelhafte Welt» ist seit Juli 2017 als Verein organisiert. Vieles befindet sich noch im Aufbau. Dass die beiden nicht einfach an eine grosse Hilfsorganisation spenden, sondern die Dinge selber in die Hand nehmen, hat seine Gründe. «Die Grösse ist ein wichtiger Faktor. Irgendwann kann Hilfe auch zum Geschäft werden und die Ideologie leidet», erklärt Christoph Rohrer. Ihnen sei langsames und organisches Wachstum wichtig. Als noch kleine Organisation könne man den Leuten auf Augenhöhe begegnen, man sei näher bei ihnen und es finde auch mehr Interaktion statt, bestätigt Laura Stoffel.

Die Kollaboration und Eigenverantwortung stehe im Zentrum ihrer Arbeit. «Ziel ist der Punkt, wo die Entwicklungsarbeit aufhört, weil sie überflüssig wird, wenn die lokale Organisation Wege gefunden hat, sich durch Gegenleistungen selber zu finanzieren.» Und getreu dieser Philosophie ist das Ziel der «fabelhaften Welt», auch unabhängig von Spendengeldern zu funktionieren. Zur Speisung des Fonds reichten bisher jeweils etwa 2300 Franken jährlich. Das Geld dafür stammte zum Teil aus direkten Geldspenden von 60 Unterstützern. Etwa die Hälfte wird durch den Verkauf verschiedenster Artikel aus Materialspenden auf Flohmärkten generiert. Und dazu kommt nun eine hoffentlich stetig steigende Summe, die aus dem Verkauf von zwei speziellen Produkten stammen.

Mit Produkten Projekte finanzieren

Zum einen sind das Taschen (Togobags), die in einem von Sada initiierten und geführten Nähatelier in Lomé hergestellt werden. Junge Frauen finden hier einen Lehrplatz. Der Gewinn aus dem Verkauf kommt je zur Hälfte Sada und der «fabelhaften Welt» zugute. «Wir hoffen, dass sie auch selber Absatzkanäle erschliessen und das Nähatelier etablieren können», sagt Laura Stoffel. Ein zweites Produkt ist der Lipstar, eine biologische Lippenpomade in verschiedenen Geschmacksrichtungen, die Christoph Rohrer selber im hauseigenen Labor in Sachseln herstellt.

Momentan läuft der Aufbau des Verkaufsnetzes, erhältlich sind die Produkte unter anderem im Neubad Luzern oder im Claro-Laden in Sachseln, der ehrenamtlich von einem Team von 16 Personen betrieben wird. Voraussetzung, dass ein Produkt im Claro-Laden verkauft wird, ist in erster Linie der Nachweis des fairen Handels, dass es möglichst naturverträglich ist und benachteiligten Menschen zugute kommt.

Weitere Infos finden sich unter: www.fabelhaftewelt.ch

Kommentare (0)