Urs Hanhart
Der Zentralvorstand des nationalen Handballverbandes hat kürzlich in einer Videokonferenz entschieden, die Meisterschaft 2020/21 bei den Aktiven (1. Liga und tiefer) abzubrechen. Neben der fehlenden Perspektive floss auch eine Vereinsbefragung in die Beurteilung ein. Darin votierten mehr als zwei Drittel dafür, die im letzten Oktober nach den Verschärfungen der Massnahmen im Zusammenhang mit der Coronapandemie unterbrochene Meisterschaft nicht wieder aufzunehmen. Damit kann bereits zum zweiten Mal in Folge die Saison nicht beendet werden. Im Gegensatz zum Vorjahr blieb man diesmal bereits in der Qualifikation stecken.
Speziell ist, dass im Hinblick auf die nächste Saison im Aktivbereich ein Bewerbungsprozess für Aufstiege «am grünen Tisch» vorgesehen ist, sofern in einer Liga im Vergleich zur vorgesehenen Normgrösse freie Plätze bestehen. Fertig gespielt werden sollen die Meisterschaften in der Nationalliga A und B.
Klarheit sorgt für Erleichterung
Zu jenen, die einer Wiederaufnahme der Meisterschaft eher skeptisch gegenüberstanden, gehörte auch der Erstligist HC KTV Altdorf. Dessen Präsident Dave Bär sagt zum Entscheid des Zentralvorstandes: «Aus sportlicher Sicht ist es sehr schade, dass die Saison nun abgebrochen wurde. Anderseits sind wir froh, dass jetzt Klarheit herrscht und die Ungewissheit vorüber ist.»
Der Urner Traditionsverein war ohnehin in einer sehr unangenehmen Situation, hätte er doch – zusätzlich zum ohnehin schon happigen Restprogramm – auch noch drei aus unterschiedlichen Gründen ausgefallene Qualifikationsspiele nachholen müssen. Im Falle einer Weiterführung der Meisterschaft hätte er ein absolutes Mammutprogramm zu bestreiten gehabt, das von einer Amateurmannschaft kaum zu bewältigen gewesen wäre. Bär führt noch einen weiteren Aspekt an:
«Es hätte bestimmt wieder Teams gegeben, die in Quarantäne geschickt worden wären. Dann wäre der ohnehin schon sehr sportliche Spielplan wie ein Kartenhaus zusammengebrochen.»
Freundschafts- anstatt Punktspiele
Die Erstligaspieler konnten in den letzten Wochen und Monaten nur Grundlagentraining im Kraft- und Ausdauerbereich in kleinen Gruppen bestreiten. Hallen- und handballspezifisches Training war nicht erlaubt. Um wieder in den Spielbetrieb einzusteigen, wären Lockerungen unabdingbar gewesen. Ob es demnächst solche geben wird, ist jedoch fraglich. Beim HC KTV Altdorf denkt man bereits an die nächste Saison. «Es wird nun keine Trainingspause eingelegt. Wir hoffen, bald wieder mit dem Hallentraining loslegen zu können», betont Bär. «Wenn möglich, werden wir versuchen, noch einige Freundschaftsspiele zu bestreiten, um den Anschluss nicht zu verlieren.» Das sei sicherlich gut für die Motivation der Akteure:
«Sie können es kaum erwarten, wieder miteinander Handball zu spielen. Von Lauf- und Krafteinheiten haben mittlerweile alle die Nase voll.»
Etwas anders sieht es im Nachwuchsbereich aus. Spieler bis 20 Jahre dürfen seit kurzem wieder handballspezifische Hallentrainings absolvieren. Zum Teil soll der Meisterschaftsbetrieb wieder aufgenommen werden.
«Es gilt, das Beste aus der Situation zu machen»
Finanziell muss der HC KTV Altdorf durch die Coronakrise und die damit verbundenen Meisterschaftsabbrüche mit einer saftigen Einbusse rechnen. «Einerseits sind die Sponsoren nicht mehr so zahlungskräftig wie früher und andererseits konnten wir nicht mehr die gewohnte Gegenleistung bringen», so der Vereinschef. «Zudem fehlen uns die Einnahmen aus Veranstaltungen, die wir sonst durchgeführt haben, wie etwa an der Fasnacht.»
Wie gross das Loch in der Kasse ausfallen wird, kann Bär momentan noch nicht abschätzen. Genaue Zahlen werden erst im August im Rahmen des Jahresabschlusses vorgelegt. Trotzdem blickt Bär verhalten optimistisch in die Zukunft. Er unterstreicht: «Es gilt nun, nach vorne zu schauen und das Beste aus der Situation zu machen. Immerhin sieht man ein Ende des Tunnels. Ich bin zuversichtlich, dass im Herbst wieder mit der Meisterschaft gestartet werden kann.»