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Luzern

Von heute auf morgen: Die Eichwäldli-Bewohner müssen ausziehen

Die Bewohnerschaft im Eichwäldli darf ab sofort keine Veranstaltungen und Mittagessen im Haus mehr durchführen. Die Stadt hat sie aufgefordert, das Haus möglichst rasch zu verlassen.
Das Eichwäldli vom Architekten Armin Meili muss dringend stabilisiert und saniert werden. (Foto: Boris Bürgisser (Luzern, 13. Dezember 2018))

Pirmin Bossart

Als die acht Bewohner und Bewohnerinnen am Montag Besuch von Vertretern der städtischen Baudirektion erhielten, staunten sie nicht schlecht. «Uns wurde eine Expertise vorgelegt, verbunden mit einer Aufforderung, das Gebäude bis am nächsten Tag zu verlassen», sagt Emilio, Vertreter der Bewohnerschaft. «Am darauffolgenden Tag wurde uns das Betreten des Grundstücks verboten. Für diese Botschaft hätten wir eine Empfangsbestätigung unterschreiben sollen. Darauf haben wir verzichtet. Wir waren völlig überrumpelt.»

Das Eichwäldli, die ehemalige Soldatenstube, wird seit einigen Jahren bewohnt. Eigentümerin ist die Stadt Luzern. Die Liegenschaft ist in einem schlechten baulichen Zustand und wird mit Messungen überwacht. Das Mietverhältnis wurde immer wieder kurzfristig verlängert. Am 31. Dezember 2018 läuft der Vertrag aus und wird nicht mehr verlängert.

Die Bewohnerschaft war darüber orientiert, versuchte aber trotzdem, mit den Stadtbehörden ins Gespräch zu kommen, um eine mögliche neue Lösung auszuhandeln. Die Bewohner hätten nie Zweifel daran gehabt, dass bauliche Massnahmen nötig seien, betonten sie. Aber leider habe die Stadt mit den Bewohnern keine gemeinsame Lösung finden wollen: «Das hat uns irritiert.»

Menschenansammlungen sind zu gefährlich

Seit diesem Herbst haben die Bewohner jeden Donnerstag zu einem offenen Mittagessen und montags zu einem offenen Nachtessen eingeladen. Gegen 50 Personen nahmen jeweils daran teil. Auch mit weiteren Veranstaltungen wurde versucht, ein nachbarschaftliches Verhältnis zu leben und das Eichwäldli als unkomplizierten Begegnungsort zu etablieren.

Die Bewohner sehen das Eichwäldli als Ort, um zu erproben, wie ein kollektives und solidarisches Leben funktionieren kann. Dafür haben sie von Anwohnern, Besuchern und Kollegen viel Goodwill erhalten.

«Wir können nicht mehr die Verantwortung dafür tragen, wenn in der Liegenschaft grössere Menschenansammlungen und Veranstaltungen stattfinden. Der Zustand des Gebäudes ist sehr instabil. Es wäre viel zu gefährlich.»

Manuela Jost, Baudirektorin

Damit ist nun Schluss. «Wir haben ein neues Gutachten über den Zustand des Hauses erstellen lassen. Und dieses zeigt auf, dass die Statik in einem bedenklichen Zustand ist», erläuterte Baudirektorin Manuela Jost gestern auf Anfrage. «Insbesondere können wir nicht mehr die Verantwortung dafür tragen, wenn in der Liegenschaft grössere Menschenansammlungen und Veranstaltungen stattfinden. Der Zustand des Gebäudes ist sehr instabil. Es wäre viel zu gefährlich.»

Gleichzeitig sei klar, dass das Mietverhältnis noch bis Ende Dezember andaure, sagt Jost. «Der Mietvertrag gilt für ein paar Personen. Auf der sichersten Seite wären wir, wenn überhaupt niemand dort wohnen würde.»

Damit lässt sie durchblicken, dass die Stadt der Bewohnerschaft die gesetzliche Frist noch zugesteht, aber keine Veranstaltungen mehr duldet. Die Bewohnerschaft zeigt sich gewillt, sich daran zu halten. «Wir werden die offenen Essen weiterhin durchführen, aber nicht mehr drinnen, sondern draussen und dort eine Suppe oder sonst etwas Kleines anbieten», sagt Emilio. «Ansonsten haben wir alle geplanten Veranstaltungen abgesagt.»

Stabilisierung dringend notwendig

Eigentlich hat die Stadt vor, das Eichwäldli zu sanieren und als Materialraum für die Stadtgärtnerei und das Strasseninspektorat zur Verfügung zu stellen (Ausgabe vom 6. Dezember 2018). Sobald das Haus leer ist, sollen im Januar die dringendsten Massnahmen für die Stabilisierung stattfinden.

Gleichzeitig wird mit der kantonalen Denkmalpflege abgeklärt, ob das von Architekt Armin Meili konzipierte Gebäude schützenswert ist. «Dieses Gutachten läuft. Erst dann können wir entscheiden, was mit dem Eichwäldli konkret geschehen wird», sagt Manuela Jost.

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