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Luzern

Vom Papier zum Smartphone: So erfassen Luzerner Restaurants die Daten ihrer Gäste

Noch werden die Kontaktdaten der Besucher Luzerner Restaurants auf Papier festgehalten. Das könnte sich schnell ändern: Die Erfassung per Smartphone wird teils schon praktiziert. Zum Beispiel im Kaffeehaus Alpineum.
(Bild: Eveline Beerkircher (13. Mai 2020) )

Simon Mathis

Simon Mathis

Schutzwände, Sicherheitsabstand und Hygienemassnahmen: Ein Restaurantbesuch in Luzern ist dieser Tage alles andere als normal. Hinzu kommt, dass die Restaurants persönliche Daten der Gäste erfragen. Ursprünglich wären die Gäste dazu verpflichtet gewesen, ihre Identität offenzulegen. In dieser Frage hat der Bundesrat allerdings in letzter Minute eine Kehrtwende vollzogen: Jetzt ist das Eintragen der Informationen freiwillig. Gleichwohl müssen Gastrobetriebe den Kunden die Möglichkeit geben, ihre Daten zu hinterlegen.

«Zurzeit arbeiten wir mit dem Erfassungsblatt, das Gastrosuisse ausgearbeitet hat», erzählt Ruedi Stöckli, Präsident von Gastro Luzern. Er hat am Montag sein Restaurant Strauss in Meierskappel wieder geöffnet. «Wir legen das Papier auf den Tisch, die Gäste können sich dann auf freiwilliger Basis eintragen.» Das Formular von Gastrosuisse sieht wie folgt aus (Stand 12. Mai):

Das klappe ganz gut: «Die meisten Gäste tragen sich anstandslos ein, nur selten weigert sich jemand.» Und auch das sei kein Problem, niemand werde dazu gezwungen. «Vereinzelt trägt sich auch eine ganze vierköpfige Gruppe ein, obwohl nur die Daten einer Person nötig wären.»

Bei der Papierlösung soll es jedoch nicht lange bleiben. Ruedi Stöckli will so bald wie möglich auf die digitale Erfassung von Personendaten umsteigen. Er verweist auf das Angebot der Restaurant-Marketing-Plattform Lunchgate, das sich derzeit noch in der Entwicklung befindet. «Das wird es den Gästen ermöglichen, sich über das Smartphone per QR-Code zu registrieren», so Stöckli.

«Das wäre die sauberste Lösung. Es hilft uns, einen Papierkrieg zu vermeiden.»

Stöckli geht davon aus, dass die digitale Datenerfassung nur wenige Komplikationen verursachen und vor allem bei den Jungen auf Anklang stossen werde. Auch der Datenschutz bereitet ihm kein Kopfzerbrechen: Wie vom eidgenössischen Datenschützer vorgegeben, würden die Daten nach zwei Wochen automatisch gelöscht.

Digital ist die Löschung von Daten einfacher

Ein Experte bestätigt, dass die traditionelle Lösung nicht zwangsläufig mehr Datenschutz biete als eine digitale. «Digital können die Daten automatisch nach 14 Tagen gelöscht werden», sagt Martin Steiger, Rechtsanwalt spezialisiert auf Datenschutzfragen. «Bei einer Lösung mit Papier und Stift muss das entsprechende Papier von Hand sicher und zuverlässig entsorgt werden.» Auch könne es eine digitale Lösung erleichtern, die Gäste über die Bearbeitung ihrer Daten zu informieren. «Aus hygienischen Gründen ist es ausserdem sinnvoll, auf Papier und Stift zu verzichten.»

Wichtig sei allerdings, dass das jeweilige Restaurant mit dem Anbieter der digitalen Lösung einen Auftragsbearbeitungsvertrag abschliesse. Darin müsse sich der Anbieter unter anderem verpflichten, die Daten nicht für eigene Zwecke zu verwenden. Seriöse Anbieter stellen einen solchen Vertrag von sich aus zur Unterzeichnung bereit – oder integrierten ihn in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen.

So macht es das Alpineum

Schon jetzt papierlos unterwegs ist die Alpineum Kaffeehaus Bar. Die Agentur Webkinder hat für das Café eine Oberfläche gestaltet, mit der Kunden ebenfalls per Smartphone und QR-Code auf ein Webformular zugreifen können, um dort ihre Kontaktdaten einzutippen. «Uns war von Anfang an klar, dass eine Lösung zur Erfassung der Kundendaten schnell und einfach, also digital, sein muss», sagt Geschäftsleiter Dominic Unternährer. Hier erklärt er, wie die Gästeregistrierung per Smartphone funktioniert.

Papier und Stift hätten nur für zusätzlichen hygienischen Aufwand gesorgt. Bei den Gästen käme die Datenerfassung relativ gut an. «Wir sind froh, dass die Erfassung freiwillig ist», so Unternährer. Denn: «Es würde wohl weniger gut ankommen, wenn wir sagen müssten: ‹Du bekommst nur ein Bier, wenn du uns deine Daten gibst.›»

Das Alpineum war schon vorher digital affin: Auch die Menukarten sind per QR-Code abrufbar. Die Agentur Webkinder will das Angebot namens «UPSAVE» auch anderen Restaurants zu Verfügung stellen. Jeweils 500 Kontakte pro Monat sind gratis, danach kostet eine Bestätigung per E-Mail 5 Rappen pro Gast. «Wir haben die Oberfläche innerhalb von zwei Tagen für unsere Partner beim Alpineum erstellt», sagt Projektleiter Enrik Berisha. «Da dachten wir uns, dass wir es auch anderen anbieten können.» Gross daran verdienen werde Webkinder nicht – zumal das Interesse an solchen Lösungen abgeflacht sei, seitdem die Erfassung der Gäste freiwillig erfolgen dürfe. Vorteil von UPSAVE sei, dass man keine App herunterladen müsse, um das Angebot zu nutzen.

Prélude und Obernau verzichten

In allen Luzerner Restaurants wird die Digitalisierung indes nicht einkehren. «Im Moment läuft es mit dem offiziellen Papierbogen wie geschmiert», sagt Andréas Härry, Co-Gastgeber im Restaurant Prélude im Le Théâtre. Obwohl ihm die Smartphonelösung gefalle, sei ein digitales Konzept noch nicht notwendig. Sobald das Geschäft anziehe, könne eine App allerdings hilfreich sein. Im Moment liege der Umsatz etwa 50 Prozent unter dem Normalwert. Auch Härry hält fest: «Wir sind sehr erstaunt darüber, wie positiv die Gäste auf die Datenerhebung reagieren. Bis jetzt hat nur eine Person gesagt, sie würde die Daten lieber nicht eintragen.»

Gar kein Thema ist die digitale Erfassung im Krienser Restaurant Obernau. «Das ist bei uns nicht nötig», sagt Wirt Beat Trummer. «Die meisten unserer Gäste melden sich per Telefon oder E-Mail an. Viele von ihnen sind Stammgäste, die wir ohnehin kennen.» Sind die Gäste unbekannt, frage das Personal sie direkt, ob sie dazu bereit wären, sich auf dem Erfassungsblatt einzutragen. Laut Trummers Schätzung sind etwa 80 Prozent der Gäste dazu bereit – wenn auch manche mit gewisser Belustigung.

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