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Luzern

Ein bisschen wie Rucksacktouristen: Vögel ziehen monatelang mit ihren «Best Buddies» durch die Welt

Die Vogelwarte Sempach wartet mit einer kleinen Sensation auf: Dank neuester Technologie konnte sie in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule und dem Naturschutzbund aus Deutschland den weltweit ersten Nachweis in der Vogelzugforschung der Bienenfresser erbringen. Dank der Studie liegen nun Resultate über das Sozialverhalten der kleinen Vögel während ihrem jährlichen Zug nach Afrika vor.
Die Studie der Vogelwarte untersuchte mit neuester Technologie das Zugverhalten der farbenprächtigen Bienenfresser. (Bild: Mathias Schäf)
Die Bienenfresser mit ihrer schillernden Federpracht ziehen im Herbst nach Afrika, um dort zu überwintern. (Bild: Markus Varesvuo)

Melanie Schnider

Melanie Schnider

Melanie Schnider

Melanie Schnider

Dank einer neuen Technologie konnte die Vogelwarte Sempach einen ersten Nachweis für das Sozialverhalten von Bienenfressern während ihrem Zug in den warmen Süden erbringen. Bisher war nur von wenigen Vögeln wie Kranichen und Gänsen bekannt, dass sie zusammen nach Afrika ziehen und über die ganze Zeit zusammenblieben. Über das Sozialverhalten von kleinen Zugvögeln gab es bis heute keine Hinweise, teilt die Vogelwarte Sempach mit.

Forschenden der Vogelwarte Sempach ist es nun weltweit erstmals gelungen, einen tieferen Einblick in das Zugverhalten des kleinen Bienenfressers zu erhalten: Mehrere dieser farbenprächtigen Vögel schlossen sich zu einer Gruppe von «Freunden» zusammen, die acht Monate lang vom Weg nach Afrika bis zur Rückkehr in die Brutgebiete im darauffolgenden Jahr fast ununterbrochen zusammenblieb. Die einzelnen Individuen waren nie länger als fünf Tage voneinander getrennt, trotz einer Reise über rund 14 000 Kilometer.

Nachdem die jeweilige Vogelgruppe zu ihren Brutplätzen in Deutschland zurückgekehrt sind, konnten ihnen die kleinen, hochmodernen Sensoren abgenommen werden (siehe unten). Dann konnten sich die Forscher der Auswertung der Daten widmen.

Um zu den Erkenntnissen zu kommen, wurde der Flug von acht Gruppen an je 2 bis 5 Individuen untersucht. Die untenstehende Grafik zeigt in Farbe den Zug von Mitteleuropa nach Afrika. In schwarz ist der Rückflug aufgezeichnet. Die Anzahl der Linien steht für die Anzahl an Bienenfressern in der jeweiligen Gruppe (A-H). Bei der Gruppe D trat ein technischer Fehler auf, weshalb die Darstellung etwas anders aussieht.
Durch die Aufzeichnungen ist zu erkennen, dass die Bienenfresser fast den gesamten Weg gemeinsam zurückgelegt haben.

Die Erkenntnisse konnten dank dem aufgezeichneten Luftdruck gewonnen werden

Zu diesen Erkenntnissen ist die Vogelwarte gemeinsam mit Ornithologen vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gekommen, indem sie die Bienenfresser der jeweiligen Individuengruppe mit einem 1,5 Gramm leichten, sogenannten Multisensor-Logger ausgerüstet haben. Den Sensor hat die Vogelwarte gemeinsam mit der Berner Fachhochschule und mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt entwickelt. Dieser zeichnete während eines Jahres alle 5 Minuten neben der Lichtintensität, Temperatur und Aktivität des Vogels auch den atmosphärischen Druck auf.

Dadurch konnten Rückschlüsse auf die Flughöhe der Vögel gezogen werden. «Es zeigt sich, dass die Logger verschiedener Bienenfresser über lange Zeiträume identische Flughöhen aufgezeigt hatten», erläutert Kiran Dhanjal-Adams, die Erstautorin der Studie. «Dies ist der Beweis, dass auch kleine Vögel in sozialen Gruppen ziehen.»

Die untenstehende Grafik gibt genauere Auskunft über den Luftdruck und die damit verbundene Flughöhe. Die vertikale Achse steht für den Luftdruck in Hektopascal, die horizontale für die zeitliche Dimension, also ein Jahr. Umso höher ein Vogel fliegt, umso tiefer ist der Luftdruck, denn die Dichte der Luft ist in der Höhe geringer. Der Multisensor-Logger hat diese ständig gemessen. Hat ein Vogel an Höhe gewonnen, schlägt der Graph in der Darstellung nach unten aus. Die Muster eines jeden einzelnen, individuellen Bienenfressers sind extrem ähnlich. So konnten die Forscher darauf schliessen, dass die Vögel immer beisammen waren, in der gleichen Höhe geflogen sind und an den gleichen Plätzen zur selben Zeit gerastet haben.




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