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Zug

Vier Wände, ein Problem

Seitenblick
Autorin Laura Sibold

Laura Sibold

Jedes neue E-Mail in meinem Posteingang lässt zurzeit mein Herz höher schlagen. Grund dafür ist nicht etwa eine Dating-Plattform, die mir die freudige Nachricht eines neuen Kontaktes verkündet, sondern der Online-Wohnungsmarkt. Ich suche eine Mietwohnung, nur für mich. Grosse Ansprüche hab’ ich nicht, sag ich mir, ein bis zwei Zimmer, Küche und Bad soll sie haben, am liebsten natürlich im Kanton Zug. Munter stürzte ich mich vor knapp drei Monaten in die Wohnungssuche, begann zu googeln, zu telefonieren und zu besichtigen.

So fand ich mich eines Abends im Januar in einer eher ruhigen Wohngegend in der Stadt Zug wieder, überzeugt, nun endlich meine Traumwohnung zu betreten. Für alle, die mir an dieser Stelle etwas Naivität anlasten mögen: Ich geb’s zu, allein schon die (zumindest für die Stadt Zug) eher moderaten Mietkosten hätten mich stutzig machen sollen. Stattdessen klingelte ich jedoch mit Herzklopfen an der Tür und wurde eingelassen.

Zehn Minuten später kehrte ich auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein sehr staubiger Boden, überzogen mit undefinierbaren braunen Flecken. Ich folgte dem Vermieter durchs Treppenhaus, die Wohnung, den Keller – und spätestens nachdem ich mit den Fingern über die bröckelnde Tapete strich und mir verkündet wurde, dass man nachts die Heizung abstelle, traf ich eine Entscheidung. Ich würde hier nicht einziehen.

Mittlerweile habe ich meine Aussage revidiert – ich habe doch gewisse Ansprüche. Doch offenbar sind diese zu hoch, um in näherer Umgebung der Stadt Zug eine für mich erschwingliche Wohnung zu finden. Gelobt seien die konkurrenzlos tiefen Steuern, die stark entlastende Prämienverbilligung, die gute Infrastruktur und das landschaftlich wunderschöne Zugerland. Das gefällt mir und macht mich als Zugerin stolz. Es weckt in mir jedoch auch den Wunsch, hier wohnen bleiben zu können.

Auch wenn es zu Hause immer noch am Schönsten ist – inzwischen habe ich wohl oder übel mein Einzugsgebiet vergrössert und suche auch über die Kantonsgrenze hinaus. Mehrmals täglich rufe ich meinen Posteingang auf und warte in freudiger Erwartung auf das nächste E-Mail. Sie wird kommen, meine Traumwohnung. Irgendwann.

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