notifications
Nidwalden

Vier Ob- und Nidwaldner sind gerüstet für die Berufs-WM in Kazan

Eine Nidwaldnerin und drei Obwaldner reisen am Freitag mit 38 anderen jungen Schweizer Berufsleuten an die World Skills in Russland.
Mario Enz
Denise Stöckli
Sonja Durrer
Martin Amstutz

Alex Piazza/Markus von Rotz

Alex Piazza/Markus von Rotz

Alex Piazza/Markus von Rotz

Alex Piazza/Markus von Rotz

Vom 22. bis 27. August finden im russischen Kazan die World Skills, die alle zwei Jahre stattfindenden Weltmeisterschaften der Berufsleute, statt. 42 junge Schweizer nehmen daran teil, 12 Frauen und 30 Männer aus insgesamt 40 Berufen.

Darunter sind auch zehn Zentralschweizer, davon eine Nidwaldnerin und drei Obwaldner, die wir hier vorstellen. Aus der restlichen Zentralschweiz reisen übermorgen Freitag auch 4 Teilnehmer aus Luzern, 1 aus Zug und 1 aus Uri ab. Aus Obwalden sind zudem zwei Experten in Kazan mit dabei: Nicole Leyssing-von Ah aus Alpnach (Bekleidungsgestaltung) und Simon von Moos aus Sachseln (Polymechanik CNC Drehen).

Insgesamt kämpfen über 1500 junge Berufsleute aus 77 Ländern und 50 Berufen um Medaillen. Das Schweizer Team erhielt Ende Juni am vierten und letzten Teamweekend einen Überraschungsbesuch von Bundesrat Guy Parmelin, der feststellte, die Delegation bestehe aus «hochtalentierten, leidenschaftlichen und motivierten jungen Berufsleuten».

Die vier Teilnehmer aus Nid- und Obwalden im Interview:

Mario Enz (22), Giswil, Landschaftsgärtner

Mit welchem Ziel startest du?
Mein Partner Fabian Hodel und ich wollen Gold holen. Dafür haben wir jetzt ein halbes Jahr lang hart trainiert.

Wie sieht deine Prüfungsaufgabe aus?
Das wissen wir nicht. Einen Tag vor Wettkampfbeginn bekommen wir erstmals den Plan zu sehen.

Welche Konkurrenten fürchtest du am meisten?
Unsere Nachbarländer sind sicher stark. Südtirol hat vor zwei Jahren Gold gewonnen. Aber auch Holland könnte ganz vorne mitmischen.

Und welche unvorhergesehenen Situationen?
Es kann immer ein Fehler passieren, der dich viel Zeit kostet. Von unseren Vorgängern wie auch in den Mentaltrainings haben wir aber wertvolle Tipps bekommen, wie man sofort wieder auf positive Gedanken kommt.

Wie hast du dich auf die World Skills vorbereitet?
Im Dezember hatten wir das erste gemeinsame Training. Dann haben wir in Wochenblöcken an diversen Themen gearbeitet, zum Beispiel Natursteinmauern, Pflästerungen, Holzbearbeitung oder Bepflanzungen. Gegen Ende arbeiteten wir vor allem im Bildungszentrum von Jardin Suisse Zentralschweiz in Neuenkirch.

Wie hat dich dein Arbeitgeber bei der Vorbereitung unterstützt?
Wir haben sehr viel im Betrieb gefehlt und bekamen trotzdem den vollen Lohn. Auch Jardin Suisse hat uns enorm unterstützt, indem sie uns die Infrastruktur für die Trainingseinheiten zur Verfügung stellten.

Welches sind deine Stärken?
Mich bringt man nicht so schnell aus der Ruhe. Im Team bin ich eher der Mann fürs Grobe, während Fabian fürs Detail zuständig ist.

Auf welchen Gegenstand kannst du in Kazan unmöglich verzichten?
Auf meine persönliche Schutzausrüstung, also Handschuhe, Arbeitsschuhe, Brille und Gehörschutz.

Wie geht es bei dir nach der WM weiter?
Ich werde die Vorarbeiterschule beginnen und mich auch danach kontinuierlich weiterbilden, damit ich meine Tätigkeit längerfristig ins Büro verlagern kann. Aber vorerst möchte ich noch ein paar Jahre draussen arbeiten.

Was gefällt dir an deinem Beruf am meisten?
Die grosse Vielseitigkeit. Heute erstelle ich eine Mauer, morgen sitze ich im Bagger und planiere, übermorgen pflanze ich an.

Was ist das Wichtigste, das du vom Lehrmeister gelernt hast?
Das saubere Arbeiten. Lieber sich etwas mehr Zeit nehmen als etwas «häreschlufe», pflegte er zu sagen.

Welchen Beruf hättest du gewählt, wäre es nicht der aktuelle?
Da mein Vater ein Gartenbaugeschäft führt, gabs für mich nie etwas anderes. In den Schulferien habe ich immer etwas mitgearbeitet.

Denise Stöckli (21), Stans, Bekleidungsgestalterin

Mit welchem Ziel startest du?
Ich will eine Medaille. Ich kenne zwar meine Konkurrenten nicht, aber in der Vergangenheit gehörte die Schweiz immer zu den Besten in Europa.

Wie sieht deine Prüfungsaufgabe aus?
Wir müssen einen Mantel designen und nähen. Gewisse Vorgaben wie etwa die Art des Kragens werden aber erst vor dem Wettkampf ausgelost. Für die ganze Aufgabe haben wir 12,5 Stunden Zeit.

Welche Konkurrenten fürchtest du am meisten?
Neben den Asiaten sicher die deutschsprachigen Länder, da unsere Arbeitsweise sehr ähnlich ist.

Und welche unvorhergesehenen Situationen?
Keine. Ich bin einfach nur gespannt, was kommt. Vor allem am ersten Wettkampftag gilt es sicher, unzählige Eindrücke zu verarbeiten.

Wie hast du dich auf die World Skills vorbereitet?
Zusammen mit meiner Expertin Nicole Leyssing habe ich im Atelier Schnittpunkt in Stans, wo ich die Lehre absolviert habe, einen Tag pro Woche trainiert. Das sogenannte «Abformen» dagegen, das an den WorldSkills ebenfalls gefordert ist, habe ich in Thun bei Maya Spring erlernt.

Wie hat dich dein Arbeitgeber bei der Vorbereitung unterstützt?
Dank der Pensenreduktion im Betrieb auf 80 Prozent konnte ich in diesem Jahr sehr intensiv trainieren. Zudem bekam ich für Team-Weekends wie auch auswärtige Trainings frei.

Welches sind deine Stärken?
Die präzise Verarbeitung.

Auf welchen Gegenstand kannst du in Kazan unmöglich verzichten?
Auf mein Arbeitswerkzeug. Da sind viele Sachen dabei, die ich bereits in der Lehre hatte. Damit fühle ich mich einfach wohl, das gibt mir Sicherheit.

Wie geht es bei dir nach der WM weiter?
Ich werde wieder 100 Prozent arbeiten und mich bis Ende Jahr orientieren, wohin mein Weg führen soll und welche Weiterbildungen ich dafür benötige. Ich kann mir gut vorstellen, irgendwann mal selbstständig zu sein.

Was gefällt dir an deinem Beruf am meisten?
Für Leute etwas zu nähen und ihnen damit eine Freude zu bereiten. Und dass ich jederzeit etwas für mich selber herstellen kann. Oft kaufe ich in den Ferien ein Stück Stoff und kreiere mir etwas Schönes.

Was ist das Wichtigste, das du vom Lehrmeister gelernt hast?
Das genaue, strukturierte und damit effiziente Arbeiten. Nicole Leyssing hat mir das immer wieder eingetrichtert. Heute weiss ich warum. Und dafür bin ich ihr sehr dankbar.

Welchen Beruf hättest du gewählt, wäre es nicht der aktuelle?
Ich wollte schon immer Schneiderin werden. Etwas anderes kam nie in Frage.

Sonja Durrer (19), Kerns, Bäckerin-Konditorin

Mit welchem Ziel startest du?
Ich will Vollgas geben und das Beste aus mir herausholen. Eine Medaille wäre dann die Krönung dieser Leistung.

Wie sieht deine Prüfungsaufgabe aus?
Der grösste Teil der Prüfung ist vorgegeben: Ein Sauerteig-Brot, Brioche-Gebäck, ein Baguette, Laugenbrezel, ein gesundes Brot und ein Schaustück zum Thema Ozean. Hinzu kommt noch eine Überraschungsaufgabe.

Welche Konkurrenten fürchtest du am meisten?
Die Asiaten, die Franzosen und die Österreicher waren in den letzten Jahren immer sehr stark.

Und welche unvorhergesehenen Situationen?
Dass ein Teil des Materials fehlt. Oder dass der Wettkampfplatz nicht nach meinen Vorstellungen eingerichtet ist.

Wie hast du dich auf die World Skills vorbereitet?
Anfänglich habe ich zwei Tage pro Woche trainiert, gegen Schluss waren es praktisch sechs Tage pro Woche. Am meisten haben mir die Team-Weekends von Swiss Skills imponiert. Man konnte so die anderen Athletinnen und Athleten kennen lernen und wir sind als Team mehr und mehr zusammengewachsen. Wenn du einen schlechten Tag hast, ist es sicher hilfreich, ein Team im Rücken zu haben, das dich wieder aufstellt.

Wie hat dich dein Arbeitgeber bei der Vorbereitung unterstützt?
Ich durfte jederzeit die Räumlichkeiten und die Rohstoffe der Fachschule nutzen. Zudem hatte ich die Möglichkeit, mit der Berufsweltmeisterin 2017, Ramona Bolliger, zu trainieren, da wir beide am selben Ort arbeiten. Es bedeutet mir viel, dass ich vom Verband und von der Fachschule Richemont so gut unterstützt worden bin.

Welches sind deine Stärken?
Die Kreativität und die präzise Ausführung.

Auf welchen Gegenstand kannst du in Kazan unmöglich verzichten?
Auf den Backofen und die Knetmaschine. Ohne die geht gar nichts.

Wie geht es bei dir nach der WM weiter?
Voraussichtlich werde ich bis Ostern bei Richemont bleiben. Mein Ziel ist sicher, später mal eine eigene Bäckerei zu haben.

Was gefällt dir an deinem Beruf am meisten?
Die Vielseitigkeit, die Faszination des ganzen Herstellungsprozesses – und das Frühaufstehen. Eigentlich gibt es nichts, was mir an meinem Beruf nicht gefällt. Das Backen ist meine Leidenschaft.

Was ist das Wichtigste, das du vom Lehrmeister gelernt hast?
Bei Beck Berwert in Sarnen wurde ich oft in die Entscheidungen mit einbezogen. Das habe ich sehr geschätzt und dafür bin ich ihm auch dankbar.

Welchen Beruf hättest du gewählt, wäre es nicht der aktuelle?
Konstrukteurin.

Martin Amstutz (20), Sachseln, Koch

Mit welchem Ziel startest du?
Ich werde mein Bestes geben und strebe einen Podestplatz an.

Wie sieht deine Prüfungsaufgabe aus?
Es gibt vier Module. Am ersten Tag müssen wir eine Mise en place mit verschiedenen Gemüse-Schnittarten millimetergenau erstellen und dazu eine Suppe nach speziellen Vorgaben zubereiten. Am zweiten Tag gibt’s einen Fleischgang, am dritten Tag einen Fisch und am letzten Tag einen Dessertteller.

Welche Konkurrenten fürchtest du am meisten?
Ich konzentriere mich auf meine Stärken und befasse mich nicht mit den Konkurrenten. Am Schluss soll der Beste gewinnen.

Und welche unvorhergesehenen Situationen?
In unserem Beruf gibt es immer viele Überraschungsfaktoren. Ich weiss zum Beispiel nicht, mit welchem Fleisch oder Fisch wir es zu tun bekommen. Grundsätzlich mache ich mir allerdings keine Gedanken darüber, was alles schief gehen könnte.

Wie hast du dich auf die World Skills vorbereitet?
Seit acht Monaten trainiere ich praktisch täglich, zuletzt vor allem bei meinem Experten im ÜK-Center in St. Gallen. Im letzten halben Jahr durfte ich zudem für ein Stage nach Finnland und nach China reisen, um meine Arbeitstechniken zu erweitern. Und ich war auch kurz in Kazan, um die örtlichen Begebenheiten kennen zu lernen.

Wie hat dich dein Arbeitgeber bei der Vorbereitung unterstützt?
Sie haben mir die ganze WM-Vorbereitung organisiert und viele Kosten übernommen. Weiter gebracht haben mich sicher auch die Teamweekends von Swiss Skills. Das bleibt mir fürs Leben.

Welches sind deine Stärken?
Ich bin ruhig und kann mich super auf meine Aufgabe konzentrieren.

Auf welchen Gegenstand kannst du in Kazan unmöglich verzichten?
Auf meine Messer.

Wie geht es bei dir nach der WM weiter?
Zurzeit steht bei mir der Wettkampf im Vordergrund. Über konkrete Zukunftspläne mache ich mir zu gegebener Zeit Gedanken. Sicher möchte ich bald mal wieder Geld verdienen.

Was gefällt dir an deinem Beruf am meisten?
Die Kreativität und dass ich damit Menschen eine Freude bereiten kann.

Was ist das Wichtigste, das du vom Lehrmeister gelernt hast?
Während meiner Lehre im Hotel Belvoir in Sachseln bekam ich von Lehrmeister Markus Zumstein immer wieder die Möglichkeit, kleinere Projekte zu realisieren und an Wettbewerben teilzunehmen. Davon profitiere ich heute stark.

Welchen Beruf hättest du gewählt, wäre es nicht der aktuelle?
Während meiner Lehre im Hotel Belvoir in Sachseln bekam ich von Lehrmeister Markus Zumstein immer wieder die Möglichkeit, kleinere Projekte zu realisieren und an Wettbewerben teilzunehmen. Davon profitiere ich heute stark.

Kommentare (0)