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«Viele Sportler tragen ungeeignete Laufschuhe» - Wie die Laufanalyse funktioniert und was sie bringt

Am Anlass Uri aktiv wird unter anderem eine professionelle Laufanalyse angeboten. Jens Hollenbacher erklärt, was darunter zu verstehen ist.
Jens Hollenbacher von der Firma Molibso nimmt im Rahmen des Events Uri aktiv Laufanalysen vor. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 21. August 2020))
Über diese Plattform muss man gehen, um eine Analyse der eigenen Füsse zu erhalten. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 21. August 2020))

Urs Hanhart

Urs Hanhart

Jens Hollenbacher, Biomechaniker und promovierter Maschinenbauingenieur sowie Geschäftsführer der Firma Molibso, die ihren Sitz in Langenfeld (GER) hat, führt im Rahmen der Veranstaltung Uri aktiv sogenannte Profi-Laufanalysen durch. Normalerweise kostet diese Dienstleistung 79 Franken. Beim dreitägigen Event in Altdorf, der am Freitag begonnen hat und noch bis und mit Sonntag dauert, wird sie gratis angeboten. Im Gespräch verrät Hollenbacher, wie die Analyse funktioniert und was sie den Läufern bringt.

Was hat es mit dieser Laufanalyse auf sich – wie gehen Sie vor?Unser Angebot geht weit darüber hinaus, was sonst eine Laufanalyse umfasst. Wir achten auf Dinge, die mit bisherigen Technologien noch nicht möglich waren. Konkret nutzen wir eine Druckmessplatte, über die der Sportler geht und läuft, einmal mit und einmal ohne Schuhe. Das Ganze funktioniert ganz ähnlich wie eine Wärmebildkamera. Wiedergegeben wird im Prinzip der Druck, den die Füsse auf den Boden ausüben. Gleichzeitig analysieren wir sehr genau die Art des jeweiligen Fusses. Auf der Basis der Ergebnisse und der jeweiligen Eigenschaften des Fusses empfehlen wir die passenden Laufschuhe, wobei diese zuvor ebenfalls genau gemessen werden.»Da braucht man vermutlich eine grosse Auswahl an Schuhen?Ja genau. Im Rahmen von Uri aktiv können die Teilnehmer eine sehr grosse Auswahl ausprobieren und testen. Wenn ein Schuh eine bestimmte Form eines Druckbildes zeigt, passt er auch mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit zum Träger.Woher stammt dieses Analyseverfahren?Wir haben einen Grossteil der Hardware selber konzipiert. Die Software haben wir komplett in Eigenregie entwickelt. Der Entwicklungsprozess von der ersten Idee bis hin zum fertigen Produkt nahm mehrere Jahre in Anspruch. Unser Anspruch war es, eine Komplettlösung anzubieten, die eine Analyse sowohl der Füsse als auch der Laufschuhe beinhaltet. Mit den herkömmlichen Technologien war dies noch nicht möglich.Ist eine solche Analyse grundsätzlich für alle Läufer geeignet?Auf jeden Fall, vom Anfänger bis hin zum Profisportler. Wir kommen ursprünglich aus der Medizintechnik. Dadurch sind wir sehr breit aufgestellt. Entscheidend ist, was man mit den erhaltenen Daten und Informationen macht. Teilweise empfehlen wird den Sportlern nicht nur den geeigneten Schuh, sondern raten auch noch zu einer Einlage. Manchmal benötigen die Läufer darüber hinaus auch noch ein gezieltes Training zur Fussstabilisierung. Wir haben festgestellt, dass viele Sportler für sie ungeeignete Laufschuhe tragen. Kürzlich haben wir 15'000 Messungen ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass nur 12 Prozent der Kunden beim Barfusslaufen die gleichen Eigenschaften am linken und rechten Fuss haben.Dann müsste man also eigentlich zwei unterschiedliche Schuhe tragen?Nicht unbedingt. Das Ziel und die Herausforderung besteht darin, ein Schuhmodell zu finden, das den besten Kompromiss darstellt. Der Schuh bildet die Basis, in der allenfalls noch eine Einlage integriert wird. Für die Zukunft interessant ist das Thema 3D-Druck. Im Prinzip könnte man damit Schuhe komplett oder zumindest Teilelemente des Treters individuell drucken. Diesbezüglich gibt es bereits erste Ansätze. Allerdings ist man noch weit davon entfernt, bis diese Technologie wirklich marktreif ist. Man wird wohl noch lange bei den konventionellen Konzepten bleiben müssen. Die Herausforderung für uns besteht darin, mit Hilfe der Analyseergebnisse aus dem riesigen Angebot an Laufschuhen das individuell geeignete Paar herauszufinden.Wie lange dauert eine solche Laufanalyse?Die eigentliche Messung nimmt nur rund zehn Sekunden in Anspruch. Für die Interpretation der Werte benötigen wir pro Kunden etwa fünf Minuten. Inklusive Beratungsprozess dauert das Ganze 15 bis 20 Minuten. Die Analyse kostet sonst 79 Franken. Hier in Altdorf können wir sie gratis anbieten. Zudem erhalten die Kunden noch einen Rabatt auf Laufschuhe. Aber sie sind nicht verpflichtet, nach der Analyse Laufschuhe zu kaufen. Unser Ziel ist es, den Leuten mehr Informationen zu liefern, als sie sonst erhalten würden. Beim Orthopäden kriegen sie wahrscheinlich nicht so viele Infos, wie wir ihnen in so kurzer Zeit vermitteln können.Sie und ihr Team haben diese Dienstleistung bereits im Vorjahr bei der Premiere von Uri aktiv angeboten. Wie war das Echo?Sehr gut. Im letzten Jahr haben wird rund 150 Analysen vorgenommen. Wir haben alle Kunden, die 2019 mitgemacht haben, eingeladen, in diesem Jahr wiederzukommen. Innerhalb eines Jahres können sich die Füsse nämlich ändern. So sind ganz interessante Vergleiche möglich.Was halten Sie generell vom Event Uri aktiv?Den finde ich eine sehr gute Sache. Es ist begrüssenswert, dass die Leute zu mehr Bewegung animiert werden und der Gesundheitsaspekt in den Vordergrund gerückt wird. Zudem ist es wichtig, den Kunden klarzumachen, dass beim Kauf eines Laufschuhs auf bestimmte Kriterien geachtet werden sollte. Ich rate davon ab, Laufschuhe online zu kaufen. Die richtige Beratung durch Experten ist ein ganz entscheidender Faktor. Bei einem Fehlkauf kann einem die Freude am Laufen schnell wieder vergehen.

Weitere Infos zu «Uri aktiv» auf www.imholzsport.ch.

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