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Zug will Schüler mit Spucktests vor Quarantäne bewahren

Der Zuger Regierungsrat präsentierte am Dienstag seine Strategie, wie er die Ausbreitung des Coronavirus an den höheren Schulen unterbinden will. Es besteht keine Verpflichtung bei diesem Reihentest mitzumachen, doch wer seinen Speichel spendet, geniesst Vorteile.
Der Zuger Regierungsrat informiert an der Medienkonferenz über das genaue Vorgehen. (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 16. Februar 2021))
«Viele Schülerinnen und Schüler fürchten die Quarantäne mehr als das Virus», sagt Stephan Schleiss. (Bild: Stefan Kaiser (Zug 16. Februar 2021))

Marco Morosoli

Marco Morosoli

«Wir müssen die Übertragungsketten des Coronavirus in den Schulen früh erkennen», sagte am Dienstagnachmittag (16. Februar 2020) Kantonsarzt Rudolf Hauri. An einer Pressekonferenz im Regierungsgebäude am unteren Postplatz, stellte die Regierung ihre neue Coronastrategie vor: Ab kommendem Montag sollen Schülerinnen und Schüler der Oberstufe und der Kantonsschule zwei Mal wöchentlich in ein Röhrchen spucken, um sich so auf das Coronavirus testen zu lassen.

Die Speichelproben werden in Labors in Luzern und Buchs (SG) ausgewertet. Bei einem positiven Fall in einer Testreihe geht es darum, diesen Coronavirus-Träger ausfindig zu machen und in die Isolation zu schicken. Bei einem solchen Ergebnis musste bis anhin die ganze Schulklasse in die Quarantäne. Fortan gilt nur für den Virusträger, sich in die Isolation zu begeben. Für den Rest der Klasse ändert sich an der Unterrichtsstruktur nichts.

Bildungsdirektor glaubt an rege Teilnahme

Die Ergebnisse der Spucktests sollen schon am kommenden Tag, noch vor Schulbeginn, vorliegen. Der Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss glaubt, dass der Wegfall der Massenquarantäne für die Schüler eine starke Triebfeder ist, um an den Tests teilzunehmen:

«Viele Schülerinnen und Schüler fürchten die Quarantäne mehr als das Virus.»

Es spielt wohl auch die Erkenntnis mit, dass viele Heranwachsende im Präsenzunterricht besser lernen. Ferner, so Schleiss, seien die Jugendlichen bestrebt, trotz des Coronavirus ein einigermassen normales Leben zu führen. Mehr noch: Die dauernd Getesteten wissen, wie es um ihre Gesundheit bestellt ist.

Aus der Lehrerschaft kamen wohl verhaltene Rückmeldungen

Es versteht sich von selbst, dass die Zuger Regierung hofft, dass sich auch die Lehrer in die Testschlange mit Abstand einreihen. Schleiss gab an, bereits Rückmeldungen aus der Lehrerschaft erhalten zu haben. Dabei sei bei ihm ein ganzer Fächer von Äusserungen eingetroffen. Will heissen, neben zustimmenden Botschaften waren auch besorgte und wohl auch reservierte darunter.

Stefan Schleiss, wie auch sein Regierungsratskollege Martin Pfister (Gesundheitsdirektor) sagten bei der Präsentation der kantonalen Spuckteststrategie, dass rechtlich alles abgeklärt und auf bestehenden Normen des Kantons und des Bundes abgestützt sei. Das Wort «obligatorisch» mieden die beiden Regierungsräte.

Im an die Presse abgegebenen Papier ist beschrieben, wie mit Testverweigerern umzugehen ist: «In erster Linie ist auch hier das Gespräch zu suchen.» Aber wie immer in solchen Fällen, wenn der sanfte Druck zu keinem Ergebnis führt, sind auch weitergehende Massnahmen möglich. Diese präzisiert der Zirkularbeschluss über «Massnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie – Erlass von Vorschriften zum Betrieb von Schulen» jedoch nicht. Hingegen ist eine detaillierte Rechtsmittelbelehrung Bestandteil des Regierungsratsbeschlusses.

Weiterhin zum Pflichtprogramm gehört das Tragen von Masken. Dabei gibt es eine Art «Kleiderordnung». Tragbar sind medizinische Gesichtsmasken, eine zertifizierte Gesichtsmaske ohne Ventil oder eine partikelfiltrierende Halbmaske ohne Ventil zu benützen. Die letztgenannte Mund- und Nasenbedeckung, eine sogenannte FFP2-Maske, ist für die Lehrpersonen empfohlen. Diese stellt der Kanton den Lehrkräften zur Verfügung.

Die Testreihen sind nicht billig, aber laut Kanton gut investiert

Das vorgestellte Regime gilt vorderhand vom nächsten Montag (22. Februar 2021) bis zum 16. April (Osterferien). Die FFP2-Masken kosten für den Testzyklus rund 10000 Franken. Die wöchentlichen Laborkosten betragen gemäss Coronatest-Papier schätzungsweise 450000 bis 500000 Franken. Diese Kosten übernimmt der Bund, wenn der Kanton Zug die erweiterte Teststrategie fährt. Die Kosten erachtet die Regierung als gut investiert. Ziel der Vorwärtsstrategie des Kantons: Unter allen Umständen den Präsenzunterricht aufrechterhalten.

Die Videos zur Pressekonferenz des Zuger Regierungsrates:

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