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Nidwalden

Verkehr in Stans: Auf der Suche nach Möglichkeiten

Eine Diskussionsrunde setzte sich mit den Auswirkungen des stetig zunehmenden Verkehrs im Nidwaldner Hauptort auseinander. Dabei wurden verschiedene Herangehensweisen an das Problem aufgezeigt.
Verkehr zwischen dem Länderpark und dem Autobahn-Anschluss Stans-Nord. (Bild: Corinne Glanzmann (Stans, 22. März 2017))

Martin Uebelhart

Unter dem Titel «Stans im Stau?» haben die Grünen Nidwalden, der VCS Obwalden/Nidwalden und Pro Velo Unterwalden zu einem Diskussionsanlass über die Entwicklung von Siedlung und Verkehr eingeladen.

Die Stanser Gemeinderätin Sarah Odermatt erzählte einleitend, dass ihr ein kleiner Weg zwischen der Stansstader- und der Robert-Durrer-Strasse ermöglicht habe, zu Fuss in kurzer Zeit von zu Hause zum Schulhaus Turmatt zu gelangen. Sie habe wohl erst Gemeinderätin werden müssen, um zu erkennen, was es brauche, damit so ein Weg entstehen könne.

Drei Referenten zeigten verschiedene Aspekte zum Thema Verkehr auf. Baudirektor Josef Niederberger zeigte den Ist-Zustand auf. Stans sei der wirtschaftliche Schwerpunkt im Kanton. In den vergangenen Jahrzehnten sei die Siedlungsfläche im Vergleich zum ganzen Kanton überdurchschnittlich gewachsen. Stans sei Standort für kunden- respektive verkehrsintensive Einkaufs- und Freizeitzentern – insbesondere in Nähe der beiden Autobahnausfahrten. Gleichzeitig sei der Nidwaldner Hauptort durch den öffentlichen Verkehr gut erschlossen. «Das Rückgrat ist die Line der Zentralbahn», so Niederberger. Als Herausforderungen ortet er unter anderem das Wachstum im Gesamtverkehr. Das Strassensystem im Regionalzentrum stosse an seine Grenzen.

In der Stosszeit sitzen 1,1 Leute in einem Auto

Als Lösungsansätze sieht er die Verbesserung des Angebots im öffentlichen Verkehr dort, wo Potenziale vorhanden seien. Aber auch das Testen neuer Formen wie Ridesharing. Zum von der Gemeinde angekündigten Versuch mit einem Einbahn-Regime in Stans meinte er, es gelte dies trotz möglichem Gegenwind auszuprobieren

Cyrill Wiget, Gemeindepräsident von Kriens (Grüne), machte die gut 40 Besucherinnen und Besucher am Samstagvormittag mit dem Gesamtverkehrskonzept seiner Gemeinde vertraut. Da die Siedlungen in erster Linie nach innen wachsen würden, gelte es, den Verkehr besser zu organisieren. Dabei habe man jeden Verkehrsträger separat angeschaut. Nach der «3V-Strategie» soll er vermieden, verlagert und verträglicher gemacht werden. Mit Druck und Anreiz sollen die Leute dazu gebracht werden, ihr Mobilitätsverhalten anzupassen. Die Erfahrung zeige, dass es wohl nicht nur mit Freiwilligkeit allein funktioniere.

Silas Hobi vom Verein Umverkehr, der sich für eine ökologische, sozialverträgliche und zukunftsweisende Mobilität einsetzt, zeigte auf, dass Autos zu den Stosszeiten durchschnittlich mit 1,1 Personen besetzt sind. Diese Autos brauchten viel Platz, währenddessen Fussgänger, Velofahrer oder Pendler in Zügen und Bussen deutlich weniger Platz beanspruchten. Um die Verdichtung nach innen komme man im Siedlungsraum nicht herum, hielt er fest. Je höher die Siedlungsdichte sei, umso tiefer liege bei der Verkehrsmittelwahl der Anteil des Autos.

In Diskussionen gute Lösungen finden

Delf Bucher, Landrat der Grünen aus Buochs moderierte den Anlass. Er wollte von Josef Niederberger wissen, inwieweit er in Sachen Verkehr bereit ist, an den politischen Rahmenbedingungen zu schrauben. «Wir sind die ausführende Behörde», sagte der Baudirektor zur Rolle der Regierung. Sie erhalte ihren Auftrag vom Landrat. «Ich versuche in den Diskussionen vorher gute Lösungen zu finden», hielt Niederberger fest. Dabei gehe es darum, es für die Leute attraktiv zu machen, statt zu sagen, sie nähmen das Velo oder gingen zu Fuss.

Sarah Odermatt meinte auf die Frage nach der Kommunikation für den angedachten Einbahnversuch, dass sich die betroffenen Anwohner umgewöhnen müssten. «Das ist nicht so einfach», räumte sie ein. Es gehe darum, das Gesamtkonzept anzuschauen. «Wir wollen jetzt darüber diskutieren, wie wir die Robert Durrer-Strasse sanieren wollen. Dazu wollen wir diesen Einbahn-Versuch machen.»

Delf Bucher ortet den Kopf als grösste Hürde, die es in einem Umdenkprozess zu überwinden gelte. Er wollte von Cyrill Wiget wissen, wie er die Krienser zum Umsteigen bewegen wolle. «Man kann den Leuten nicht einfach etwas aufzwingen. Das führt dazu, das wir ganz viel Basisarbeit leisten müssen», hielt Wiget fest. «Wenn wir jedoch sehen, wie viele Opfer die Natur und das Klima für unsere Lebensformen bringen, denke ich, dass wir als Politiker ein Stück weit unsere Macht nutzen können, um als Vordenker etwas zu bewegen.»

«Wenn das Auto vor der Türe steht, wird es auch benutzt»

Von Silas Hobi wollte Bucher wissen, wie es gelingen könnte, rational mit der emotionalen Bindung zum Auto umzugehen. Das sei eine grosse Herausforderung, sagte der Umverkehr-Geschäftsleiter. Beim Carpooling – gemeinsame Autofahrten etwa zum Arbeitsplatz – unterschätze man die Intimsphäre des eigenen Autos. Es bleibe wohl nur die Strategie «Steter Tropfen höhlt den Stein», meinte er.

Wichtig sei auch, dass auch möglichst wenig Leute die Investition eines Autokaufs tätigten, befand er. «Denn wenn das Auto vor der Türe steht, dann wird es auch benutzt», zeigte er sich überzeugt. Ein grosses Potenzial sieht er bei den Parkplätzen, sei es bei deren Bewirtschaftung oder den Vorschriften über die Parkplatzerstellungspflicht. Und es gebe weitere kleine Massnahmen wie Temporeduktionen oder Begegnungszonen, um den Strassenraum attraktiver zu gestalten. Dafür gebe es gute Beispiele und er rief dazu auf, sich diese anschauen zu gehen.

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