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Luzern

Metzger spricht von «totaler Bevormundung»

Die rein vegan-vegetarische Mensa der Universität Luzern polarisiert. Die Studierendenorganisation zeigt sich «positiv überrascht». Der Präsident der Zentralschweizer Metzgermeister hingegen ärgert sich über eine «Verpolitisierung des Essens».
Künftig soll in der Mensa der Universität Luzern ausschliesslich vegetarische Kost auf den Tisch kommen. (Symbolbild: Alexander Spatari/Moment RF)

Dominik Weingartner

Nachhaltigkeit oder Bevormundung? Am künftigen Menuplan der Uni-Mensa in Luzern scheiden sich die Geister. Vergangene Woche kündigte die Universität an, dass in der Mensa ab August ausschliesslich vegan-vegetarische Gerichte angeboten werden. Der Schritt geht mit dem Wechsel der Mensa-Betreiberin einher: Neu kocht die Zürcher Gastrogruppe ZFV für die Studentinnen und Studenten an der Uni Luzern.

Wie kommt das Angebot bei jenen an, die es bald hauptsächlich konsumieren sollen? Noel Baumann ist Vorstandsmitglied bei der Studierendenorganisation der Universität Luzern (SOL) und beaufsichtigt das Ressort Politik. Er sagt: «Wir waren eingeladen zur Informationsveranstaltung zum neuen Mensa-Angebot.» Laut Baumann sei man von Seiten der Studierendenvertretung «positiv überrascht» gewesen über die künftige vegan-vegetarische Ausrichtung des Angebots.

Baumann spricht von einem «mutigen und zukunftsorientierten Entscheid.» Das widerspiegle aber zunächst nur die Meinung des Vorstands der Studierendenorganisation:

«Wir müssen die Rückmeldungen der Studierenden abwarten.»

Die wenigen bisherigen Rückmeldungen seien überwiegend positiv.

Ein neuer Stadt-Land-Graben?

Gar nicht einverstanden mit der Entscheidung der Uni Luzern ist Markus Roten. Der Buochser ist Präsident der Zentralschweizer Metzgermeister. Er sagt:

«Die Verpolitisierung des Essens in dieser Form ist eine totale Bevormundung. Der Mensch muss in der Lage sein, selber zu entscheiden, ob er Fleisch essen will oder nicht.»

Immerhin gebe es über 90 Prozent regelmässige Fleischesser in der Schweiz, sagt Roten. «Die Verhältnismässigkeit geht völlig verloren.»

Roten ärgert sich darüber, dass Fleisch «verteufelt und für die Klimadiskussion missbraucht» werde. Dabei ist aus seiner Sicht fraglich, ob etwa der Konsum von Quinoa nachhaltiger sei als der von regionalem Fleisch. Den neuen Menuplan der Uni Luzern kritisiert der Metzger aber auch aus gesellschaftlichen Gründen. «Das reisst grosse Gräben zwischen Stadt und Land, zwischen akademischer und nicht-akademischer Bevölkerung. Das schadet der Demokratie», ist er überzeugt.

Fleischesser sollen angehört werden

Für Noel Baumann ist klar, dass auch die Kritiker der Neuausrichtung der Uni-Mensa angehört werden sollen. «Die SOL will alle Studierenden vertreten, auch die Fleischesserinnen und Fleischesser», sagt er.

«Wir hoffen sehr, dass sich gerade die Kritikerinnen und Kritiker zu Wort melden.»

Die ZFV habe sich sehr offen gezeigt für die Meinung der Studierenden. «Man will die Rückmeldungen evaluieren und ist auch bereit, das Angebot allenfalls anzupassen. Das ist auch unabdingbar für eine kooperative Zusammenarbeit», sagt Baumann.

Der Preis für ein Mittagsmenü wird sich für die Studierenden voraussichtlich nicht verändern. Laut Noel Baumann kostete ein Menü bisher um die acht Franken. Fleischliebhaber werden für diesen Preis in einem herkömmlichen Restaurant in der Stadt Luzern kaum auf ihre Kosten kommen.

Der Luzerner Bildungs- und Kulturdirektor Marcel Schwerzmann äussert sich zurückhaltend zum Thema. «Das Bildungs- und Kulturdepartement mischt sich nicht ins operative Geschäft der Universität ein und nimmt somit auch zur Menüauswahl keine Stellung», sagt er auf Anfrage. Und:

«Der Regierungsrat befürwortet eine ausgewogene Ernährung an den Luzerner Schulen und Hochschulen.»

Um den Bahnhof Luzern bestehe ein sehr breites Verpflegungsangebot. «Letztendlich wird der Markt entscheiden, welche Angebote auf Anklang stossen», so Schwerzmann.

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