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Nidwalden

VCS gibt Kampf gegen Entlastungsstrasse in Stans auf – und fordert Verkehrsberuhigung im Dorf

Kehrtwende beim Verkehrsclub: Noch vor einem Monat forderte er einen Marschhalt bei der Planung der Entlastungsstrasse Stans West. Nun will er sich konstruktiv einbringen und sammelt Unterschriften.
Der VCS fordert, dass in Stans weitere Massnahmen wie Tempo-30-Zonen realisiert werden, um den Durchgangsverkehr zu reduzieren.
(Bild: Dominik Wunderli (Stans, 24. Juli 2019))
Auszug aus der Petition. (Quelle: VCS)

Christian Glaus

Christian Glaus

Christian Glaus

Bisher hat Daniel Daucourt, Präsident VCS Nid- und Obwalden, nur wenig Gutes am Bau der Entlastungsstrasse Stans West erkannt. Sie sei zu teuer, der Landverbrauch zu gross, der Nutzen zu klein. Nachdem Baudirektor Josef Niederberger in unserer Zeitung öffentlich verkündet hatte, dass er die 14 Millionen Franken teure Strasse auch ohne Vorliegen eines Gesamtverkehrskonzepts bauen will, kritisierte Daucourt dieses Vorgehen. Seine Haltung: keine neue Strasse ohne verkehrsberuhigende Massnahmen in Stans und ohne Gesamtverkehrskonzept. Er forderte «einen Marschhalt» bei der Planung der 1 Kilometer langen Strasse, welche die Ennetmooser- und die Rotzlochstrasse miteinander verbindet.

Doch Daucourt befasst sich lange genug mit der Thematik, um zu wissen, dass eine solch radikale Forderung im Nidwaldner Landrat keine Mehrheit findet. Obwohl der VCS eine Einwendung betreffend Umfahrungsstrasse Stans West – vor allem zwecks Variantenplanung und flankierende Massnahmen – eingereicht hat, erachtet er den Petitionsweg als angebrachter. Daucourt sagt:

«Wir wollen nicht einfach das Strassenprojekt bekämpfen, sondern einen konstruktiven Beitrag leisten.»

Ein Petitionskomitee hat nun die Petition «Für mehr Lebensqualität in Stans» lanciert und startet demnächst mit der reinen Online-Unterschriftensammlung.

Die Petition richtet sich an den Nidwaldner Regierungsrat, den Landrat und den Gemeinderat Stans. Darin heisst es: «Stans leidet unter dem motorisierten Verkehr und ist von Staus geplagt.» Ohne flankierende Massnahmen im Dorf bleibe die Entlastungsstrasse Stans West wirkungslos und generiere schliesslich Mehrverkehr. «Es ist daher zwingend, innerorts und insbesondere im Dorfkern von Stans der Verkehr koordiniert zu analysieren, planen und verträglich zu gestalten.»

VCS verlangt Analysen und klare Zielsetzungen

Was sich der VCS konkret unter einer verträglichen Gestaltung des Verkehrs vorstellt, lässt er in der Petition bewusst offen. «Es ist zum heutigen Zeitpunkt zu früh, um über einzelne Massnahmen diskutieren. Zuerst braucht es eine Analyse des heutigen Zustands, klare Zielsetzungen sowie eine Zusammenarbeit von Kanton und Gemeinde», sagt Daniel Daucourt. Klar scheint indes, dass die Reduktion des Durchgangsverkehrs in Stans nicht ohne Erweiterung der verkehrsberuhigten Zonen realisiert werden kann.

Das verdeutlichen auch die Projekte aus anderen Kantonen, die der VCS als gelungene Beispiele anführt. Er verweist etwa auf Umgestaltungen in Riva San Vitale im Tessin, in Wilderswil bei Interlaken oder in Saint-Imier:

Die Zentren dieser Gemeinden wurden für Fussgänger aufgewertet, teilweise entstanden Tempo-30- oder Begegnungszonen, die Mittelstreifen auf den Fahrbahnen sind verschwunden. Wilderswil sei ein gutes Beispiel für eine gelungene Verkehrsberuhigung, heisst es auf der Website des VCS: «Unter anderem rollt der Autoverkehr ruhiger, aber vor allem auch flüssiger, Fussgänger sind sicherer unterwegs und können nun die Strasse auch einfacher queren.»

Baudirektor will noch keine Lenkungsmassnahmen prüfen

Daniel Daucourt hofft, dass er mit der Petition die politischen Entscheidungsträger auf die Seite des VCS holen kann, damit der Durchgangsverkehr durch Stans reduziert werden kann. Denn Baudirektor Josef Niederberger will zuerst die Entlastungsstrasse bauen und dann über Lenkungsmassnahmen nachdenken. «Aus meiner Sicht wird die Entlastung grösser sein, als sich das viele vorstellen können», sagte er im Februar gegenüber unserer Zeitung.

Der VCS steht mit seiner Haltung nicht alleine da. Auch die Gemeinde Stans vermisst in der Planung der Entlastungsstrasse ergänzende Untersuchungen. «Die Forderungen in der Petition sind aus unserer Sicht sinnvoll und zielen in die gleiche Richtung wie unsere Anliegen», sagt die Stanser Gemeinderätin Sarah Odermatt. «Es ist für den regionalen Verkehr und für die Gemeinde Stans wichtig, dass die geplante Entlastungsstrasse zu einer wesentlichen Verkehrsentlastung führt. Dies ist mit dem vorliegenden Projekt noch nicht gewährleistet.» Die Prüfung und Umsetzung von Massnahmen auf den umliegenden Strassen sei daher essenziell. Der Stanser Gemeinderat wartet nun auf die Entscheide der kantonalen Gremien. «Denn abschliessend liegt es nun in der Verantwortung des Regierungs- und Landrats zu entscheiden, in welcher Form sie das Projekt zur Abstimmung bringen wollen.»

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