(RIN) Landrat Ruedi Wyrsch, Flüelen, und vier weitere Mitglieder der CVP-Fraktion machen sich Sorgen um die Stromversorgung des Kantons Uri. Sie stellen dem Regierungsrat in einer Interpellation vom 3. Februar «wichtige und berechtigte Fragen», heisst es in einer Mitteilung des Urner Umweltrats. Zwei andere Grossrisiken dürften dabei aber nicht vergessen werden: die Klimaüberhitzung und ein atomarer GAU. «Die Umsetzung von griffigen Massnahmen, die den Ausstoss von klimaschädigenden Gasen gegen null reduzieren, ist dringend», mahnt der Urner Umweltrat. «Uri kann und muss dafür mit dem neuen Energiegesetz einen wichtigen Schritt nach vorne machen.» Für den Urner Umweltrat ist aber ebenso wichtig, dass der vom Volk beschlossene Atomausstieg nicht hinausgezögert wird.
Die Urner Umweltorganisationen sind sich bewusst, dass der nötige Umbau unserer Energieversorgung eine grosse Herausforderung darstellt und der Ersatz von fossilen Energieträgern und Atomstrom nach einer Stärkung anderer Energiequellen verlangt. Mit dem bereits erfolgten Ausbau der Wasserkraft habe der Kanton Uri einen grossen Beitrag dazu geleistet, aber die Zitrone Wasserkraft sei ausgepresst, so die Umweltorganisationen. «Die Verstromung der letzten frei fliessenden Bäche in Uri darf nicht der Preis für den Umbau der Energieversorgung sein», sagt Tamara Diethelm, Gewässerspezialistin beim WWF Uri. Die Umweltorganisationen wehren sich insbesondere gegen die Nutzung der Meienreuss. Dies umso mehr, als diese wie auch alle anderen in den vergangenen Jahren in die Röhren gezwungenen Urner Gewässer mangels Wasserspeicher kaum etwas zur Beseitigung der potenziellen Mangellage im Winter beitragen würden.
Regierungsrat soll nochmals über die Erhöhung der Staumauer verhandeln
«Die Winterstromversorgung könnte mit einer Vergrösserung des Stauvolumens des Göscheneralpsees effektiver angegangen werden», sagt Alf Arnold, Vorstandsmitglied des VCS Uri. Die Umweltorganisationen fordern den Regierungsrat deshalb auf, noch einmal über die Erhöhung der Staumauer zu verhandeln. Das bereits bewilligte Projekt sei 2011 nur an der Uneinigkeit zwischen Kanton, Korporation Uri und der Kraftwerk Göschenen AG über den Restwert der Anlagen beim Heimfall gescheitert. Inzwischen hätten sich die Voraussetzungen geändert, so der Urner Umweltrat.
Das neue Energiegesetz des Bundes biete für Projekte, welche zu einer Verschiebung der Produktion ins Winterhalbjahr beitragen, grosse Subventionen an. «Die Umweltorganisationen haben schon damals ihr Einverständnis zur Erhöhung der Staumauer um acht Meter gegeben, für die notwendigen Ersatzmassnahmen konnten Lösungen gefunden werden», sagt Pia Tresch, Geschäftsleiterin von Pro Natura Uri. Eine Erhöhung der Staumauer erhöht auch die Winterproduktion der umliegenden Kraftwerke Wassen und Amsteg.
Grosses Potenzial auf den Dächern
Ein zweites starkes Standbein der Stromversorgung soll die Solarenergie sein, denn hier bestünde auch in Uri noch ein riesiges Potenzial auf den Dächern von Häusern, Fabrikhallen und Ställen sowie auf Infrastrukturen des Verkehrs, heisst es in der Mitteilung. Vor allem in höheren Lagen könne auch im Winterhalbjahr viel Solarstrom gewonnen werden. «Durch zusätzliche Windräder am Gütsch kann auch die Windkraft, die ihren Leistungshöhepunkt im Winter hat, noch mehr genutzt werden», ist der Umweltrat überzeugt. Im Weiteren schlagen die Urner Umweltorganisationen vor, das Urner Stromnetz in potenziell autarke, also wirtschaftlich unabhängige Zellen aufzuteilen, in denen der produzierte Strom in gemeinsamen Stromspeichern gelagert werden kann. Die deutsche Gemeinde Bordesholm mit rund 7500 Einwohnern habe diesen Weg eingeschlagen.