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Uri

Urner Informatik-Unterricht geht ins Geld

Im kommenden Schuljahr 2019/20 wird im Kanton Uri das Fach Medien und Informatik eingeführt. Die Gemeinden bereiten sich intensiv darauf vor, stossen aber vor allem von den finanziellen Möglichkeiten her auch an Grenzen.
ICT-Supporter Felix Aschwanden (links) und Gesamtschulleiter Andi Meyer zu Besuch bei einer Schulklasse der Oberstufe in Altdorf. (Bild: Markus Zwyssig, 15. November 2018)

Markus Zwyssig

Viele Schüler können das neue Fach Medien und Informatik – kurz M+I – kaum erwarten. Bei den Gemeindeverwaltungen ist die Euphorie über die Einführung auf das Schuljahr 2019/2020 weniger gross. Den Rahmen für den Unterricht gibt der Kanton vor. «Wir machen Mindestvorgaben, was die Zahl der Computer betrifft, die an einer Schule vorhanden sein müssen», erklärt David Zurfluh vom Amt für Volksschulen Uri. Er leitete das Projekt zur Erarbeitung des Urner Medienkonzepts.

So werden in der fünften und sechsten Klasse der Primarschule für sechs Schüler ein Gerät gefordert. Auf der Oberstufe wird in verschiedenen Gemeinden eine 1 zu 1 Lösung angestrebt. Das heisst, jedes Kind hat ein Gerät, das es über mehrere Jahre brauchen kann. «Das ist eine Ideallösung, die es aber nicht überall geben wird», so Zurfluh. Aber: «Es muss nicht zwingend jedes Kind ein eigenes Gerät haben, um die Kompetenzen aus dem Lehrplan erarbeiten zu können.»

Mit dem neuen Fach fallen zusätzliche Lohnkosten an

Die notwendigen Anschaffungen neuer Computer sorgen in den Gemeinden immer wieder für Diskussionen. Die Schulen stellen ihre Anträge und der Gemeinderat entscheidet gestützt darauf. Zurfluh ist aber zufrieden: «Viele Gemeinden sind schon lange und gut unterwegs, was Computer und deren Software betrifft.» Trotzdem gebe es aber an mehreren Orten Handlungsbedarf. Für neue Geräte gibt es in Altdorf eine Mehrjahresplanung. «Es braucht je länger je mehr Geräte», sagt der Altdorfer Gesamtschulleiter Andi Meyer. «Da kann es schon zu Engpässen kommen. Wir haben aber an unserer Schule mehr Geräte im Einsatz, als uns der Kanton vorschreibt.»

Das neue Fach verursacht aber nicht nur Kosten für die Anschaffung neuer Computer. Die zusätzlichen Schulstunden bringen auch höhere Lohnkosten mit sich. «An unserer Schule entsteht dadurch ein 30-Prozent-Pensum – verteilt auf 9 Klassen», sagt Meyer. «In Sachen Ausbildung sind wir in einer komfortablen Lage, denn alle betroffenen Lehrpersonen haben diese absolviert», so Meyer. «Das Lehrmittel sind wir zurzeit hingegen noch am Evaluieren.» Felix Aschwanden, ICT-Supporter an der Schule Altdorf, ist zurzeit für rund 300 Computer verantwortlich, in der Mehrzahl Notebooks, die sich als Tablets nutzen lassen. Auf der Oberstufe hat jeder Schüler ein eigenes Tablet, das auch nach Hause genommen werden kann. Das Gerät, das bei der Anschaffung rund 400 Franken kostet, können die Eltern nach der Schulzeit für einen bescheidenen Beitrag von 40 Franken kaufen. In der fünften und sechsten Primarstufe gibt es in Altdorf zurzeit auf drei Schüler einen Computer. Die Geräte sind mobil und lassen sich einfach von Schulzimmer zu Schulzimmer verschieben.

Im Budget fehlen Neuanschaffungen

Schattdorf setzt als einzige Gemeinde im Kanton auf Apple. «Die Geräte sind zwar etwas teurer in der Anschaffung, aber halten dafür länger und sind günstiger im Unterhalt», erklärt Schulleiter Ernst Bär. Im Budget der Einwohnergemeinde für 2019 sucht man allerdings vergeblich nach Ausgaben für die Informatik an der Schule. «Der Gemeinderat will zuerst ein Medienkonzept über alle Bildungsstandorte der Gemeinde Schattdorf sehen, um einen grösseren Investitionsentscheid im Bereich Medien und Informatik nicht nur auf eine Diskussion über Endgeräte oder Marken zu reduzieren», begründet Geschäftsführer Daniel Münch. «Die Schule soll daher erst budgetieren, wenn ein ganzheitliches Medienkonzept alle Bedürfnisse der nötigen Infrastruktur transparent macht und alle Kosten effektiv absehbar sind.»

Das habe der Gemeinderat auch mit dem Schulrat im Rahmen der Budgetdiskussion 2019 erläutert und begründet. «Ein Medienkonzept soll wie auch in anderen Gemeinden im Kanton Teil eines ganzheitlichen Bildungskonzeptes sein, um die Einführung und Verankerung des Faches Medien und Informatik in Schattdorf nachhaltig und damit auch kosteneffizient zu gestalten», so Münch.

Nur kaputte Geräte werden vorerst ersetzt

Die Schule Schattdorf möchte aber möglichst bald neue Geräte. «Die Computer sind veraltet», sagt Ernst Bär. «Wir brauchen dringend Ersatz, da das neue Betriebssystem nicht überall läuft.» Die Wartung eines einheitlichen Betriebssystems sei für den reibungslosen Betrieb wichtig, sagt Bär. Münch erklärt dazu: «Endgeräte, die nicht mehr kompatibel sind oder gar ganz ausfallen, werden natürlich ersetzt.» Die Wartung und Sicherstellung der guten Medieninfrastruktur an den Schattdorfer Schulen stehe ausser Frage. «Solche Ersatz- und Wartungsfragen haben aber nichts mit dem Grundsatzentscheid des Gemeinderats zutun, erst dann über kostenintensive Investitionen auf der Medieninfrastruktur zu entscheiden, wenn seitens der Schule ein Medienkonzept vorliegt», so Münch.

Seedorf verfügt über ein solches Konzept. Hier sind für die Hardware­anschaffung im Budget für die Primarstufe 20000 Franken und für die Oberstufe 30000 Franken enthalten. «Mittelfristig planen wir, jeden Oberstufenschüler mit einem eigenen Gerät auszurüsten», sagt Schulleiter Flavio Müller. Für die Primarstufe sind zwei mobile Klassensätze sowie vier Notebooks pro Schulzimmer für den Einsatz im Unterricht vorgesehen. «Die Digitalisierung bringt grosse Herausforderung mit sich», sagt Müller. «Das reine Vorhandensein von Technologie bedeutet nicht, dass der Unterricht zielgerichteter oder besser ist.» Erst der gezielte pädagogisch-didaktische Einbezug der Mittel führe zum systematischen Kompetenzzuwachs bei den Schülern. Entsprechende Weiterbildungen sind geplant. Dies ist Bestandteil des Medienkonzepts, das die Schule erstellt hat.

Für die Primarstufe in Seedorf stehen schliesslich zwei mobile Klassensätze à rund 20 Geräte bereit. Zudem gibt es pro Zimmer 4 Geräte. «Das neue Schulfach bringt grosse Herausforderungen mit sich», weiss Schulleiter Müller. «In den ersten vier Klassen der Primarstufe sind die Inhalte von Medien und Informatik in verschiedene Fächer integriert.» Erst ab der fünften und sechsten Klasse ist es ein eigenes Schulfach.

Kleine Klassen bringen Vorteile mit sich

Die Kreisschule Urner Oberland bereitet sich ebenfalls intensiv auf die Einführung vor. «Drei Lehrpersonen machen die Ausbildung», sagt Schulleiter Honegger. Für den Lehrplan 21 bildet die Kreisschule Unterrichts-Teams zusammen mit Silenen und Andermatt. «Wir sind gut ausgerüstet, was die Hardware betrifft. Wir haben fast das Dreifache dessen, was der Kanton fordert», so Honegger. Zugutekommt Gurtnellen, dass die Klassen klein sind. Zwei Klassen pro Schulhaus auf der Primarstufe sind mit Computern und Notebooks ausgestattet. Die Notebooks können in den Klassen flexibel eingesetzt werden.

Auf der Oberstufe stehen neben dem Informatikraum mit 14 Geräten (Notebooks und feste Arbeitsplätze) 10 Laptops für Projekte zur Verfügung. Daher gibt sich Honegger überzeugt: «Die Schule ist momentan sehr gut eingedeckt, was die Hardware betrifft.» Daher brauche es zurzeit keine besonderen Anschaffungen. «Wir haben vor einem Jahr eine Spende erhalten und konnten damit Geräte für den Informatikunterricht kaufen», erklärt Honegger. Wünsche für die Zukunft gibt es aber auch an der Kreisschule Urner Oberland. Honegger: «Wir brauchen in nächster Zeit mehr Geräte im Bereich Begabtenförderung. Zudem hegen wir die Idee, mehrere Tablets anzuschaffen.»

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