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Uri

Wissenschafter wollen die Urner Bevölkerung mit Diskussionsrunden in ihre Forschung einbeziehen

Das Urner Institut «Kulturen der Alpen» plant, in den kommenden Monaten mehrere Diskussionsrunden mit Urnern und Urnerinnen durchzuführen. Dabei soll über grosse und kleine Veränderungen im alpinen und ländlichen Alltag gesprochen werden.
Co-Projektleiterin Rahel Wunderli. (Bild: PD)
Co-Projektleiter Daniel Speich Chassé. (Bild: PD)
Gespräch zwischen Forscherin Rahel Wunderli und Urnern. (Bild: PD/ Peter Studer und Pipulak Minder)

Die ländliche Schweiz hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Das gilt auch für den alpinen Raum. Im Kanton Uri lässt sich dieser Wandel gut beobachten: Die Kulturlandschaft verändert sich, der Tourismus nimmt neue Gestalten an, der Verkehr formt die Umgebungen und die Digitalisierung krempelt Arbeitsalltage um.

Seit rund einem Jahr gibt es im Dätwyler-Areal in Altdorf das Urner Institut Kulturen der Alpen. Dort haben Wissenschafterinnen und Wissenschafter im vergangenen Jahr überlegt, wie die Entwicklungen in den ländlichen Regionen präziser untersucht werden können. Sie wissen, dass es in der Wissenschaft eine lange Tradition gibt, Strukturwandel zu erforschen und zu modellieren. Doch die Modelle arbeiten oft mit groben, vergleichsweise einfach messbaren Kategorien wie Anzahl Betriebe, Nutztiere, Arbeitskräfte.

Rahel Wunderli, Historikerin mit langjähriger Arbeits- und Forschungserfahrung in Uri, und Daniel Speich Chassé, Professor für Geschichte an der Universität Luzern, haben nun ein Projekt entwickelt, um dieser groben Modellierung entgegenzuwirken. Die beiden wollen im Gespräch mit der Bevölkerung herausfinden, wie die kleinen Verschiebungen und grossen Umwälzungen der vergangenen Jahrzehnte erlebt worden sind und mit welchen Erwartungen, Befürchtungen und Plänen der Blick in die Zukunft verbunden ist.

Erste Veranstaltung wird im April online durchgeführt

Eine Begleitgruppe unterstützt das Forschungsteam. Sie setzt sich zusammen aus Frauen und Männern, die in Uri leben, die Veränderungen in ihrer Umgebung aufmerksam beobachten und sich in unterschiedlicher Weise für die Zukunft des Kantons und seiner Bevölkerung einsetzen: Nathalie Barengo, Altdorf (Forstingenieurin und ehemalige Korporationsrätin); Daniel Kauz Schilling, Gurtnellen (Historiker und Mitglied der Rechnungsprüfungskommission Gurtnellen); Josef Schuler, Isenthal (pensionierter Lehrer und ehemaliger Leiter des kantonalen Amts für Kultur und Sport); Frieda Steffen, Andermatt (Bäuerin und ehemalige Landrätin) sowie Rebekka Wyler, Erstfeld (Historikerin und Gemeinderätin). Der emeritierte Geschichtsprofessor Martin Schaffner aus Basel ist ebenfalls Mitglied der Begleitgruppe. Er forscht seit vielen Jahren zum Urserntal.

Wunderli sagt zu diesem Ansatz: «Die bisherigen Gespräche mit der Begleitgruppe haben gezeigt, dass ein Bedürfnis nach Austausch und Reflexion besteht.» Und Speich Chassé ergänzt:

«Wir hatten den Eindruck, dass die Gespräche für alle Beteiligten interessant und inspirierend waren.»

Das stimmt die Projektleitung zuversichtlich für ihr Vorhaben. Ein wichtiger Teil davon sind auch lokale Diskussionsrunden zu spezifischen Themen mit der breiteren Bevölkerung: Wenn immer möglich will das Forschungsteam Thema und Veranstaltungsort miteinander in Bezug setzen.

An mehreren Veranstaltungen, zu denen alle Interessierten eingeladen sind, will das Forschungsteam in den kommenden Monaten mit der Urner Bevölkerung über verschiedenste Themen sprechen – etwa über den Wandel der Kulturlandschaft und die veränderte Nutzung, über Migration und Mobilität, die Digitalisierung oder über Gesundheit. «Viele weitere Themen werden noch dazu kommen», sagt Speich Chassé:

«Die Themen werden nicht ausschliesslich von uns vorgegeben, sondern entwickeln sich aus den Gesprächen heraus.»

Die erste Veranstaltung mit dem Titel «Welche Zukunft für die Urner Landschaft? Welche Zukunft für die Menschen, die darin arbeiten?» war Ende November in Isenthal geplant gewesen, musste allerdings wegen der Coronapandemie frühzeitig abgesagt werden. Da ungewiss ist, wann wieder Anlässe mit grösseren Gruppen stattfinden können, wird sie nun online durchgeführt. Am Freitagabend, 9. April 2021, wird unter der Moderation von Heinz Keller (ehemaliger Leiter des Theater Uri) in kleinen und grösseren Gruppen diskutiert. Ausserdem ist eine Podiumsdiskussion mit Personen aus Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wissenschaft und der Korporation Uri geplant.

Eine zweite Veranstaltung ist später in Erstfeld vorgesehen, bei der es um Mobilitätsthemen gehen wird. Die Pilotphase des Projekts wird unterstützt von Politcast-Uri, der Universität Luzern, dem Kanton Uri, der Dätwyler-Stiftung und der Raiffeisenbank Urnerland. Für weitere Anlässe wird im Moment noch eine Finanzierung gesucht. (pd/jb)

Mehr Infos zum Institut gibt es unter www.kulturen-der-alpen.ch. Die Anmeldung für die Online-Veranstaltung ist ab sofort und bis am 6. April möglich per Mail (mail@kulturen-der-alpen.ch).

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