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Uri

Vegetation im Kanton Uri ist zwei Wochen im Rückstand

Nach der Trockenheit im vergangenen Jahr hofften die Urner Bauern heuer auf einen frühen Vegetationsbeginn. Der zumeist trockene Frühling und die vielen Engerlinge machen ihnen jedoch eine Strich durch die Rechnung.
Während im Kanton Obwalden, wo dieses Leserbild entstand, heuer fliegende Maikäfer zu sehen waren, waren die Tiere im Kanton Uri vor allem unterirdisch am Werk. (Bild: Marianne Schmid, Alpnach, 23. Mai 2019)
Engerlingsbefall mit Folgen: Diese Wiese hat ein Totalausfall erlitten. (Bild: PD) 

Carmen Epp

Carmen Epp

Durch die starken Niederschläge an Pfingsten droht in Vergessenheit zu geraten, dass der Frühling laut Meteorologen bisher zu warm und zu trocken ausfiel. Auch in Uri war es bis auf die vergangenen Tage «eher trocken», wie Jost Gisler, landwirtschaftlicher Berater vom Amt für Landwirtschaft auf Anfrage sagt. Was bedeutet das für die Urner Landwirtschaft? Im Vergleich über die vergangenen 15 bis 20 Jahre bewege man sich im normalen Bereich. «Verglichen mit den letzten fünf Jahren, dürfte die Vegetation etwa ein bis zwei Wochen im Rückstand sein.»

Das trifft die Urner Bauern besonders hart. Aufgrund der Trockenheit im vergangenen Jahr konnten sie nur wenig Futter für den Winter einlagern. «Viele Bauern hofften daher auf einen frühen, schnellen Vegetationsbeginn dieses Jahr.» Wegen der späten Vegetation mussten sie stattdessen nochmals Heu kaufen, das sehr teuer ist, weil die Lager überall fast leer sind.

Hoffnung auf einen nicht zu trockenen Sommer

«Auch die Alpen dürften dieses Jahr ein bis zwei Wochen später bestossen werden als die letzten zwei drei Jahre», führt Gisler weiter aus. Im längeren Vergleich dürfte man damit aber auch hier noch knapp im Normalbereich liegen.

Die starken Niederschläge an Pfingsten hätten bezüglich Trockenheit etwas für Entspannung gesorgt. Was wäre denn nun der beste Sommer für die Bauern? Gisler:

«Am schlimmsten wäre sicher ein heisser, trockener Sommer.»

Dies, weil die Wiesen vom vergangenen Jahr noch geschädigt sind, dazu kommt der Engerlingsbefall. «Eine Pflanze mit beschädigten Wurzeln und ohne Wasser, das sind zwei sehr schlechte Voraussetzungen», führt Gisler aus. Zudem seien alle Futterlager leer. «Bei einem zweiten schlechten Jahr in Folge würden wohl einige Bauern ihre Zahl Tiere für den Winter reduzieren.»

Auch ohne fliegende Käfer ein Hauptschadenjahr

Ihrem Namen zum Trotz fliegen Maikäfer oft bereits im April. Nicht so in diesem Jahr. Weder unter Strassenlaternen noch an Bäumen, die in vergangenen Jahren voller Käfer waren, gab es heuer welche zu sehen. Lag es an den kalten Temperaturen und dem vielen Schneefall im April? Gisler verneint: «Dass es keine oder nur sehr weniger Käfer gab, war zu erwarten.»

Das habe wenig mit dem Wetter, sondern viel mehr mit dem Entwicklungszyklus des Maikäfers zu tun, der sich über drei Jahre erstreckt. Im ersten Jahr spricht man von einem Flugjahr – in Uri war dies 2018 der Fall. Dann sieht man viele Käfer fliegen. «Den Schaden der Käfer bekommen vor allem die Bäume zu spüren», so Gisler. Da in Uri die Obstproduktion nur eine kleine Bedeutung habe und die Käfer genügend «wilde» Bäume am Waldrand finden, nehme die Landwirtschaft während des Flugjahrs nur geringen Schaden.

Verheerender seien die Folgen der Engerlinge, die man erst im Herbst des Flugjahres und im Jahr darauf zu spüren bekomme. Deshalb sei 2019 ein Hauptschadenjahr. Gisler erklärt:

«Der Engerling ist das ganze Jahr über im Boden und frisst die Graswurzeln ab. Dadurch kann es auf einer Wiese zum Totalausfall kommen.»

Im nächsten Jahr frisst der Engerling noch im Frühling und verpuppt sich anschliessend, um ein Jahr darauf wieder als Käfer zu fliegen. 2021 sollte man demnach wieder viele Käfer antreffen, 2022 folgt das nächste Hauptschadenjahr für die Urner Landwirtschaft.

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