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Uri

Urner Wirtschaft schöpft Zuversicht

Eine Umfrage zeigt: Die Situation erholt sich für viele Urner Betriebe bereits wieder. Für zwei Branchen ist die Misere aber nicht vorbei. Sorgenkinder bleiben auch in Uri der Tourismus und die Gastrobranche.
In Uri war das Bau- und Baunebengewerbe gut ausgelastet, auch wegen Projekten wie dem Kantonsspital Uri. (Bild: Urs Hanhart (Juni 2020))

Florian Arnold

Die Urner Wirtschaft befindet sich auf dem Weg zur Erholung. Das geht aus einer Umfrage hervor, die der Dachverband Wirtschaft Uri bei 243 Unternehmen durchführte. «Das Schlimmste der Krise scheint ausgestanden», heisst es in der dazugehörenden Medienmitteilung. René Röthlisberger, Präsident von Wirtschaft Uri, zeigt sich erleichtert über die Resultate: «Die Urner Wirtschaft besteht aus einem gesunden, stabilen Mix.» Als Grund dafür nennt er, dass man mit Ausnahme von einigen grösseren Unternehmen nicht von globalen Lieferketten abhänge.

Handwerkliche Betriebe sehr gut ausgelastet

Sorgenkinder bleiben auch in Uri der Tourismus und die Gastrobranche. «Sie benötigen noch besondere Beachtung und eventuell zusätzliche Unterstützung.» Wer von diesen Branchen abhänge, sei stärker von der Krise betroffen. Röthlisberger erwähnt, dass auch der industrielle Bereich in Uri etwa Teile der Sisag-Gruppe, Kässbohrer oder Technoalpin, welche Dienstleistungen und Produkte für die Tourismusbranche anbieten, betroffen ist. «Hier muss man viel Durchhaltewillen an den Tag legen.» Am stabilsten erwiesen sich vor allem KMU im Bau- und Baunebengewerbe wie Schreiner, Gipser, Maler et cetera, die gut bis sehr gut ausgelastet waren. «Hier wird die Frage sein, ob die Kaufkraft der Kunden längerfristig abnimmt. Wenn die Bevölkerung kein Geld mehr hat, investiert sie auch nicht mehr in KMU», so der Präsident.

Überstanden ist die Krise also noch nicht. Die Ergebnisse der Umfrage präsentieren sich im Detail wie folgt: Ein Drittel der Unternehmen hat aktuell Absatzschwierigkeiten im Inland. Gleich gross ist der Anteil, der mit Arbeitsausfällen ihrer Mitarbeiter zu kämpfen hat. Etwas geringer ist der Anteil, der einen zu hohen Personalbestand aufweist. Die von Corona betroffenen Unternehmen haben im Durchschnitt 33,4 Prozent ihres Umsatzes eingebüsst. Bei der Hälfte der Unternehmen hat sich die wirtschaftliche Situation seit dem letzten Öffnungsschritt nicht verbessert. Am meisten fürchten sich die Urner Unternehmen in den kommenden zwei Monaten vor Absatzschwierigkeiten. 23 Prozent rechnen dann mit einem zu hohen Personalbestand, 16 Prozent gehen von Liquiditätsproblemen aus. Die Hälfte der Unternehmen rechnet mit Umsatzeinbussen von 10 oder weniger Prozent. Zwei Drittel der Unternehmen glauben, dass es mindestens ein halbes Jahr dauern wird, bis sich die Situation normalisiert.

Rückhalt gibt es für das Handeln des Bundesrats sowie der Verantwortlichen des Kantons. Die Massnahmen des Regierungsrates erachten 77 Prozent als sehr gut. «Ein Grossteil der Unternehmen wünscht sich keine weiteren Massnahmen, sondern mehr Eigenverantwortung und eine rasche Rückkehr zur Normalität», schreibt Wirtschaft Uri.

Homeoffice wurde durch Krise salonfähig

Viele Unternehmen können der Coronakrise auch etwas Positives abgewinnen. Über 60 Prozent erwähnten, dass die Krise einen positiven Einfluss auf die Digitalisierung gehabt habe. «Neben prozesstechnischen Verbesserungen wurde häufig erwähnt, dass Homeoffice durch die Krise salonfähig geworden sei», hält Wirtschaft Uri fest.

Für den Verband ergeben sich aus der Umfrage auch politische Forderungen. «Die Ergebnisse aus der Umfrage zeigen die grossen Herausforderungen deutlich auf. Für Wirtschaft Uri ist klar, dass in der aktuellen Lage Unternehmen in zwei Bereichen entlastet werden müssen.»

Als Erstes nennt der Verband die Regulierungen: Diese sollen auf ein Minimum reduziert werden. Bürokratie soll nach Möglichkeit abgebaut werden. Zudem nimmt Wirtschaft Uri die Ergebnisse der Umfrage zum Anlass, um auf die Unsicherheiten an der Axenstrasse hinzuweisen.

Für Uri, die Bevölkerung und die Unternehmen sei eine gute Verkehrsanbindung zentral. «Die Axenstrasse muss nun von allen Entscheidungsträgern mit Nachdruck vorangetrieben werden, um einen sicheren Zugang gewähren zu können», so Wirtschaft Uri. Präsident Röthlisberger ergänzt: «Das Problem am Axen und die Coronakrise haben beide die Wirtschaftsentwicklung in Uri negativ beeinflusst. Die unglückliche Situation am Axen verhindert, dass sich die Wirtschaft schnell erholen kann.»

Kanton soll weiter Druck machen

«Die Pendler haben ständig mit Unsicherheiten zu kämpfen, und für KMU und Gewerbetreibende kann eine Sperrung des Axens Verlustaufträge bedeuten. Das hemmt die Motivation, ausserkantonale Aufträge hereinzuholen», erklärt René Röthlisberger. Auch wenn es in der Hand des Bundes liege, müsse man als Kanton Druck machen, so die klare Haltung.

Um der Wirtschaft am meisten zu helfen, müssten die Rahmenbedingungen stimmen. «Man muss auf jeden Fall verhindern, dass etwa die Steuern erhöht werden, sonst verlieren wir an Wirtschaftsstärke», sagt René Röthlisberger. «Wir müssen die Coronahaltung, dass uns der Staat hilft, ablegen und wieder in Richtung Eigenverantwortung gehen.»

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