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Bristen

Urner Kristalle sind heiss begehrt

Rund 250 Personen aus der Schweiz und den benachbarten Ländern haben an der Mineralienbörse vom vergangenen Sonntag in Bristen nach wertvollen einheimischen Bergkristallen gesucht. Das Besondere: Händler sind am Anlass nicht erwünscht.
Johannes Keilmann (links) begutachtet Kristalle von Kurt Fedier. (Bild: Paul Gwerder, Bristen, 19. August 2018)

Paul Gwerder

Der Mineralienreichtum im Maderanertal ist seit Jahrhunderten bekannt. Zahlreiche Fundorte wie das Griesserental, das Staldental oder das Etzlital sind deswegen in der Fachliteratur bekannt. Am vergangenen Sonntag lockte die Mineralienbörse rund 250 Besucher nach Bristen.

Durchgeführt wird die familiäre Ausstellung jeweils vom Strahlerverein Bristen/Maderanertal. Dieser feiert heuer das 90-jährige Bestehen. Das Jubiläum war zuvor im kleinen Rahmen an Maria Himmelfahrt mit einer heiligen Messe für die verstorbenen Mitglieder beim Golzernsteg gefeiert worden. Musikalisch wurde diese Feier von den «Wildspitzjuuzer» umrahmt.

Kunden schätzen den Kontakt zum «Finder»

Viele Strahlerkollegen kommen nicht nur an die Ausstellung der Mineralien, um nach besonderen Stücken Ausschau zu halten, sondern sie wollen sich auch mit Gleichgesinnten austauschen. «Das Besondere an dieser Ausstellung ist, dass nur Mitglieder ihre Funde präsentieren und verkaufen dürfen, nicht aber Händler», erklärt der Präsident des Strahlervereins, Kurt Fedier, der nun seit zehn Jahren Präsident des Vereins mit rund 300 Mitgliedern ist.

Die vielen Besucher aus nah und fern schätzen laut Fedier den direkten Kontakt zum Strahler. Interessant sei, dass die Zahl der Kristallsucher in den letzten Jahren nicht abgenommen hat, obwohl die Wahrscheinlichkeit, etwas zu finden, immer kleiner wird. «Heute haben wir 20 Aussteller hier, davon kommen die meisten aus dem Urnerland», sagt Kurt Fedier. «Im Gegensatz dazu reisen die Gäste aus allen Gebieten der Schweiz und den umliegenden Ländern an.»

Bei der Türöffnung um 9 Uhr standen bereits einige Dutzend Kaufwillige vor der Tür, um die exklusivsten Kristalle zu ergattern. Unter den Gästen war auch der 75-jährige Mineraloge Johannes Keilmann. «Ich bin seit meiner Jugendzeit den Mineralien verfallen und organisiere dieses Jahr zum 53. Mal die Mineralientage in München, welche während dreier Tage über 40 000 Besucher aus der ganzen Welt anzieht», erklärt der Fachmann, der im bayrischen Oberhaching lebt. Gestern sei er mit seiner Frau zum SAC-Hotel Maderanertal gewandert und hellauf begeistert gewesen: «Ich kannte dieses wildromantische Tal bisher nicht und verbinde dieses mit einem Kristall, der einzigartig ist und besonders gut behütet werden muss», so Johannes Keilmann.

Es werden immer wieder Kristalle gefunden

Der gebürtige Deutsche Kersten Hellmann sagt zur Börse: «Ich bin extra wegen des persönlichen Kontakts zu den Strahlern aus dem Rheintal hergekommen. Ausserdem finde ich immer ein paar exklusive Steine, welche relativ günstig angeboten werden.»

Unter den Gästen befanden sich auch Stefan Püntener und Martin Russi vom Vorstand der Mineralienfreunde Uri. Für den Erstfelder Stefan Püntener ist es wichtig, dass ein Strahler Geduld hat: «Irgendwann kann mit ein bisschen Glück jeder einen Rauchquarz oder sogar eine der begehrten ‹Eisenrosen› finden.» Ein regelmässiger Besucher ist auch der «Profistrahler» Bruno Müller, der nach besonderen Raritäten Ausschau hält. Er sagt zu seinem Hobby: «Wenn ich nach einer Woche aus meinem Biwak im Furkagebiet wieder ins Tal ziehe, dann bin ich einfach glücklich und zufrieden.» Sollte er noch einen schönen Kristall gefunden haben, sei dies noch das «Tüpfelchen auf dem i». Da Müller auch ein Sportkletterer ist, könne er an Orten in der Felswand nach verborgenen Schätzen suchen, wo nicht jeder hinkomme.

Unter den Ausstellern war auch der Altdorfer Josef Tresch, der meist im Griesserental nach den Schätzen sucht. «Ich bin praktisch jeden Samstag am ‹Strahlen› und kann sagen: Man findet immer wieder etwas, auch wenn ich heute länger dafür schuften muss als früher.» Den Kristallsuchern helfe heute die Klimaerwärmung, denn dadurch kommen bei Gletscherabbrüchen oder Felsstürzen neue Quarze zum Vorschein. «Einfacher wird es nicht, aber mit Geduld und einem guten Instinkt findet man immer etwas», sind sich die Strahler einig.

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