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Uri

Beizer sind gefrustet – Regierung wäre hinter Öffnung gestanden

Für die Gastronomen spitzt sich die Situation weiter zu. Gastro-Uri-Präsident Joe Herger spricht Klartext über den Bundesratsentscheid.
Gastro-Uri-Präsident Joe Herger. (Bild: Urs Hanhart)
Der Urner Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektor Christian Arnold. (Bild: Markus Zwyssig / Urner Zeitung)

Florian Arnold

Enttäuschung pur nach der Medienkonferenz des Bundesrats: Gastro-Uri-Präsident Joe Herger kann die Entscheidung der Landesregierung nicht nachvollziehen. «Widersprüchlich, unverständlich, ein Affront gegenüber der Gastrobranche», fasst er es stichwortartig zusammen. Er sei wütend, frustriert und konsterniert. «15 Leute dürfen sich im Wald zum Grillieren treffen, aber die Restaurants sind immer noch zu.» Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen seien verheerend. «Zudem braucht das Gastgewerbe endlich Gewissheit, wann die Betriebe wieder öffnen können und unter welchen Bedingungen die behördlichen Auflagen gelockert werden.»

«Jeden Monat, den wir nicht öffnen können, wird die Situation prekärer», bringt er es auf den Punkt. «Das nagt nicht nur an der guten Laune, sondern auch am Portemonnaie.» Immerhin funktioniere im Kanton Uri die Auszahlung von Härtefallgeldern sehr gut, lobt Herger. Dass Mitglieder des Gastro-Verbands nun das Handtuch definitiv schmeissen wollen, sei ihm glücklicherweise nicht bekannt, so Herger. «Aber natürlich habe ich keinen Einblick in die einzelnen Buchhaltungen», gibt er zu bedenken.

Regierung wäre hinter Öffnung gestanden

Gesundheitsdirektor Christian Arnold hat Verständnis für die Sorgen der Gastronomen. «Es ist absolut nachvollziehbar, dass sich in der Gastrobranche viel Frust angestaut hat», so Arnold. Auch er hätte sich Anpassungen der Massnahmen in der Gastronomie erhofft. «Wir hätten es begrüsst, dass man immerhin im Aussenbereich Lockerungen vorgenommen hätte.»

Als Lichtblick erachtet er es, dass der Bundesrat die Lage schon rasch neu beurteilen will und sich dabei auf die Entwicklungen der Zahlen abstützen wird. «Wenn sich die Zahlen in die richtige Richtung entwickeln, soll sogar eine Öffnung der Innenräume in Betracht gezogen werden.» Das mache die Situation für die Gastronomen aber nicht unbedingt einfacher, so der Gesundheitsdirektor, «es fehlt die Planungssicherheit».

Für Joe Herger spielt dabei noch etwas anderes eine wichtige Rolle:

«Wenn man aufmacht, dann muss es wirtschaftlich sein – das war auch schon vor Corona so.»

Er selber sei deshalb eher pessimistisch, dass man schon im März wieder öffnen können wird. Eine Lösung wie im Spätherbst sei nicht zielführend, als die Beizen schon um 19 Uhr schliessen mussten. «Mit ein paar Znüni und Mittagessen kann man nicht wirtschaftlich arbeiten.» Es müsse andere Perspektiven geben. «Irgendwann müssen wir wieder Gruppen bewirten können, die über einzelne Vierertischchen hinausgehen. Wir leben auch von Geburtstagsfesten, Hochzeiten und Firmenessen.» Hoffnung hat der erfahrene Wirt, dass sich die Situation im Sommer wieder etwas beruhigen könnte.

Büezer sollen warm speisen können

Einen kleinen Lichtblick liess der Bund am Donnerstag durchschimmern, indem er die Idee von «Beizen für Büezer» erlauben möchte: Demnach sollen Berufstätige, die im Freien arbeiten, am Mittag die Möglichkeit einer warmen Mahlzeit in einem Restaurant erhalten. «Wir müssen zuerst abwarten, wie diese Idee im Kanton Uri umgesetzt werden soll», sagt Herger. «Letztlich wird jeder Wirt selber entscheiden müssen, ob er diese Möglichkeiten anbieten will.» Aber auch diesbezüglich stellt Herger klar in Frage, ob sich Aufwand und Ertrag so die Wage halten würden.

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