notifications
Uri

Umzüge und Fasnachtseröffnungen sind abgesagt: In Ob- und Nidwalden gibt es 2021 nur eine «Fasnacht light»

Die Ob- und Nidwaldner Fasnachtsgesellschaften machen Nägel mit Köpfen: Grossanlässe wird es an der Fasnacht 2021 keine geben. Dennoch soll die Tradition gepflegt werden – einfach spontaner als bisher.

Guuggenmusiken wollen Proben, Gruppen ihre Wagen bauen und die Sarner Lälli-Zunft ihr 100-Jahr-Jubiläum feiern. Doch wie macht man Fasnacht im Jahr 2021 mit einem unsichtbaren Virus, das sich jederzeit unkontrolliert verbreiten könnte? Nachdem sich die Zentralschweizer Fasnachtshochburg Luzern lange schwer getan hat mit einem Entscheid, sind die Verantwortlichen der Kantone Ob- und Nidwalden am Mittwoch in die Offensive gegangen. Sie hatten sich untereinander abgesprochen und informierten um 9 Uhr die Öffentlichkeit: Es soll auch im nächsten Jahr eine Fasnacht geben, aber ohne Grossanlässe. Das teilten die Fasnachtsvereinigungen, Zünfte und Guuggenmusiken des Kantons Obwalden, sowie die Frohsinngesellschaft Stans, die Beggozunft Beckenried, die Zunft Ennetbürgen und die Chriesizunft gemeinsam mit. Umzüge finden keine statt. Eine Fasnachtseröffnung wird es nicht geben. Und in Obwalden wird die Durchführung von Maskenbällen, anders als in Nidwalden, auch schon ausgeschlossen.

«Wir sind ursprünglich davon ausgegangen, dass nach der Sitzung vom 7. September zwischen dem Luzerner Fasnachtskomitee und den Stadtbehörden klare Signale ausgesendet werden zur Fasnacht 2021», sagt Fabian Fanger, Obmann der Lälli-Zunft, stellvertretend für die Obwaldner Fasnachtsvereinigungen. «Doch mit den Infos aus Luzern konnten wir nichts anfangen, deshalb haben wir gesagt: Wenn Luzern noch nicht entscheidet, machen wir's.» Ironischerweise informierte das Luzerner Fasnachtskomitee am Mittwoch nur eine Stunde nach den Ob- und Nidwaldnern, mit ähnlichem Inhalt: Die grossen Fasnachtsanlässe sind abgesagt.

Bis zu 10'000 Fasnächtler auf dem Stanser Dorfplatz

Es sei ihnen sehr schwergefallen, die Grossanlässe abzusagen, erklären Fabian Fanger und Sören Schwitzky, Präsident der Frohsinngesellschaft Stans, auf Anfrage. «Wir haben ein Herz für die Fasnacht», sagt Fanger. Schwitzky sagt im Namen der Nidwaldner Zünfte: «Den Entscheid haben wir nicht in fünf Minuten gefällt. Dafür hat es etliche Sitzungen gebraucht.» Doch alle hätten die Problematik erkannt. Die Pandemie wird auch im Februar 2021 noch nicht überstanden sein. Grossanlässe und Schutz vor dem Coronavirus – das passt nicht zusammen. Auf dem Stanser Dorfplatz beispielsweise versammeln sich während des Umzugs 8000 bis 10'000 Personen. Die Vorbereitungen müssten jetzt beginnen, sagt Schwitzky. «Doch wenn man keine Planungssicherheit hat, ist das Risiko schlicht zu gross.»

Ob die Fasnacht wie gewohnt durchgeführt werden kann, war auch bei Guuggenmusiken oder Wagenbauern ein grosses Thema. Sören Schwitzky und Fabian Fanger haben in den letzten Wochen viele Anfragen erhalten. Ihnen sei man einen frühen Entscheid schuldig gewesen. «Natürlich schmerzt die Absage der Grossanlässe im Herzen. Es war aber das einzig Richtige, dass wir alle zusammengesessen sind und Planungssicherheit geschaffen haben», sagt Fanger.

Lälli-Zunft muss Jubiläumsanlässe absagen

Besonders schmerzhaft ist dies für die Lälli-Zunft. Seit März begeht sie ihr Jubiläumsjahr, geplant waren diverse Anlässe verteilt über das ganze Jahr. Viele mussten abgesagt oder verschoben werden. Wie die Lällis ihr 100-jähriges Bestehen in Zeiten von Corona würdig zelebrieren können, ist noch nicht endgültig geklärt. Dazu finden weitere Sitzungen statt.

Keine Umzüge. Kein «Fätzige Mäntig». Keine Eröffnungsanlässe. Was ist an der Fasnacht 2021 überhaupt noch Fasnacht? Den Vereinen und Zünften ist wichtig, dass sie ihre internen und traditionellen Anlässe durchführen können. Dazu gehören etwa die Besuche in Altersheimen oder Institutionen für Menschen mit Behinderung. «Die Leute brauchen das Soziale, das ist für uns ein wichtiger Teil der Fasnacht – und diesen wollen wir auch pflegen», sagt Sören Schwitzky. «Wir wollen uns nicht ein Jahr lang verstecken.» Fabian Fanger ergänzt:

«Guuggenmusiken leben vom Musikmachen, wir Zünfte von der Geselligkeit. Das soll auch 2021 möglich sein.»

Es werde keine Fasnacht im üblichen Sinne sein, ist sich Fanger bewusst. «Wenn wir aber zurückdenken, wie es früher war: Da war vieles auch dezentral, ohne grosse Umzüge.» So stellt sich Fanger auch die Fasnacht 2021 vor: kleine Anlässe in den Dörfern, allenfalls in Restaurants. Alles relativ spontan umgesetzt, was auch dem Charakter der fünften Jahreszeit entsprechen würde. Immer mit dem Hintergedanken, grosse Menschenansammlungen zu vermeiden. Nun sei Kreativität gefragt, sagt Fanger, und liefert gleich eine Idee: «Vielleicht feiern wir 2021 eine Fasnacht wie vor 100 Jahren. Das würde auch zu unserem Jubiläum passen.»

Die Fasnacht 2021 findet statt. Ohne Umzüge. Ohne Maskenbälle. Ohne grosse Fasnachtseröffnung. Hoffentlich aber mit viel Kreativität. Mit Guuggenmusiken. Mit Konfetti. Mit vielen glücklichen Gesichtern. Der Schmutzige Donnerstag ist am 11. Februar 2021.

Kommentare (0)