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«Ürner Asichtä»: Zugpferd Nationalmannschaft

Der Urner Lukas von Deschwanden war ein Jahr Profihandballer bei Stuttgart. In seiner Kolumne spricht er vom hohen Stellenwert, welchen Handball in Deutschland hat, und weshalb der Sport im Sommer 2020 auch an den Schweizer TV-Bildschirmen häufiger zu sehen sein wird als sonst.
Profihandballer Lukas von Deschwanden

Lukas von Deschwanden

Ein Kölner Pub Ende Januar 2019: Es gibt Bier und Chips. Auf den TV-Bildschirmen wird das Fussballspiel RB Leipzig gegen Borussia Dortmund gezeigt. Soweit eine 08/15-Pub-Situation in Deutschland. Doch kurz vor 18 Uhr werden die Fernseher umgestellt: vom Fussball Bundesligaspiel zum Handball-WM-Spiel Spanien gegen Frankreich.

Entspringt diese Situation den Tagträumen eines passionierten Handballspielers? Nein, sie hat tatsächlich genau so stattgefunden und steht repräsentativ für den Effekt, den ein grosses internationales Turnier auf den Stellenwert einer Sportart in einem Land haben kann.

Die Handball-WM hat in Deutschland einen richtigen Hype ausgelöst. Die Medien berichteten täglich darüber und Menschen, die davor nix mit Handball zu tun gehabt haben, interessierten sich plötzlich für die Sportart. Einmal mehr zeigt sich, dass Vereinsmannschaften Regionen, Nationalmannschaften aber ganze Länder begeistern können. Deswegen ist der sicherste Weg, eine Sportart national populärer zu machen, die Qualifikation für eine Endrunde.

Natürlich: Man darf nicht ausser Acht lassen, dass Deutschland im Winter 2019 nicht nur an der WM mitgespielt, sondern sie auch selber ausgetragen hat. Zudem geniesst der Handballsport in Deutschland generell bereits einen hohen Stellenwert. Aber auch der Effekt, der eine Schweizer Teilnahme an einem grossen internationalen Turnier auf die Popularität des Handballsports in der Schweiz haben würde, ist nicht zu unterschätzen!

Deshalb freue ich mich riesig, dass wir morgen die Möglichkeit bekommen, uns für die EM 2020 zu qualifizieren. Seit gefühlt einer Ewigkeit war die Schweiz im Handball nicht mehr an einem internationalen Turnier dabei. Wir wollen an der EM im Winter 2020 auch eine kleine Handball-Euphorie in der Schweiz auslösen. Dann würde vielleicht am Sonntagnachmittag auf SRF 2 nicht Fussball, sondern Handball gezeigt. Ich stelle mir schon vor, wie die Pubs an der Zürcher Langstrasse vom Fussballspiel FC Zürich gegen YB auf das Handballspiel Schweiz gegen Deutschland umschalten.

Dass wir gegen grosse Nationen wie Deutschland bestehen können, haben wir mit dem Sieg am 9. April in Düsseldorf gezeigt. Mit dem 29:27-Sieg haben wir der Handball-Euphorie unseres grossen Nachbarn einen kleinen Dämpfer verpasst.

In diesem Sinne: Setzt euch morgen vor den Fernseher, holt ein Bier aus dem Kühlschrank, schnappt euch eine Packung Chips und drückt uns die Daumen!

Das EM-Qualifikationsspiel der Schweiz gegen Serbien ist am Sonntag ab 17.55 Uhr live auf SRF 2 zu sehen.

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