notifications
Uri

Statist in Film und Fernsehen: Dieser Urner ist der Mann im Hintergrund

Patrick Kaufmann aus Altdorf hat schon in einigen Filmen und Fernsehproduktionen mitgespielt. Zu sehen ist er aber meist nur kurz – wenn man nicht gut achtgibt, verpasst man den Auftritt sogar.
Patrick Kaufmann aus Altdorf schlüpft in die verschiedensten Rollen. Im Soko-Team des "Tatorts" spielt er den IT-Nerd (zweiter von links). (Bild: PD)
Kaufmann wurde dabei auch schon zum Bundeskanzler... (Bild: PD)
.... oder einfach einmal einen Passanten. (Bild: PD)

Markus Zwyssig

Markus Zwyssig

Markus Zwyssig

An diesem Sonntagabend sitzt Patrick Kaufmann vor dem Fernseher, so wie Millionen andere Menschen auch. Den «Tatort» will er auf keinen Fall verpassen. Diesmal aber ist es für ihn etwas Besonderes: In der Folge «Ausgezählt» spielt er selber mit – zwar nur als Statist, aber immerhin. «Für mich als grossen ‹Tatort›-Fan ist das schon fast ein Ritterschlag», sagt Patrick Kaufmann.

Der 49-jährige Urner spielt im Team der Sonderkommission einen IT-Nerd. Er arbeitet an der Seite von Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Elisabeth Ritschard (Delia Mayer). Für die Dreharbeiten war er sechs Tage lang in der Viscosistadt in Emmenbrücke dabei, wo die Büroräume für die Sonderkommission des «Tatorts» aufgebaut worden waren, zuvor gab es ein sogenanntes «Fitting», bei dem Kleider und Frisur bestimmt wurden. Es gab zwar Pulte mit PC und Magnettafeln, erinnert sich Kaufmann. «Einiges, wie beispielsweise der Kaffeeautomat, war aber nur Attrappe.»

Bitte nochmals, aber in Slow-Motion

Angefangen hat alles mit einem Inserat in der Zeitung. Gesucht wurden Statisten für den Film «Wolkenbruch» von Michael Steiner. Kaufmann spielte in einer Tanzszene bei einer jüdischen Hochzeit mit. Um ihn im Film zu sehen, muss man aber gut aufpassen. Er war mit seiner Frau im Kino. Sie fragte ihn: «Wann bist Du endlich im Film zu sehen?» Darauf meinte er: «Das war doch eben gerade die Szene, in der ich im Hintergrund mitgetanzt habe.» Nun hat er den Film als DVD gekauft und will die Szene nochmals mit seiner Frau anschauen, dann aber in Slow-Motion.

Kaufmann verkörpert die unterschiedlichsten Rollen. Im geplanten Kino-Film «Stürm: Bis wir tot sind oder frei» über den Ausbrecherkönig Walter Stürm spielt Kaufmann einen Journalisten. Er musste sich dafür Haare und Bart wachsen lassen, um möglichst «zeitgemäss» auszusehen. Einen Polizisten wird er in der zweiten Staffel der SRF-Krimiserie «Wilder» verkörpern, die diesmal nicht mehr auf dem Urnerboden, sondern im Jura spielt. Für den «Bestatter» hat er einen ganzen Tag im Aargau als Spurensicherer in einem weissen Schutzanzug geschwitzt. Es geht aber auch nobler: Für «Die Goldfische» spielte er einen Businessmann an der Zürcher Bahnhofstrasse.

In Glarus stand er für die neue TV-Serie «Frieden» des Schweizer Fernsehens als Dorfbewohner vor der Kamera. Gekleidet wie in den 1940er-Jahren und mit Autos aus jener Zeit, wurde in einer ehemaligen Stofffabrik gedreht. Sogar die Festbänke sahen so aus, wie sie aus jener Zeit stammen würden. «Ich frage mich manchmal, woher die all diese alten Sachen überhaupt hernehmen», so Kaufmann.

Er hat auch schon in einem Science-Fiction-Film mitgemacht. «Zum Fürchten war das», erinnert sich Kaufmann. Über einhundert Statisten in orangefarbenen, schwarzen und weissen Overalls standen in halbdunklen Räumen in der Messehalle Basel und bestaunten einen fiktiven Raketenstart. Zu sehen sein wird die Szene dereinst im Film «Haven – Above Sky» des Basler Regisseurs Tim Fehlbaum.

Kaufmann arbeitet in einem Teilzeitpensum als Betreuer einer Wohngruppe in der Stiftung Behindertenbetriebe Uri (SBU). Seine Freizeit kann er sich so einteilen, dass er Statistenrolle annehmen kann. Die Arbeit als Statist gibt Kaufmann die Möglichkeit, hinter die Kulissen eines Drehs zu blicken. Kaufmann sagt:

«Es ist verrückt, wie viele Menschen es für einen Film braucht.»

Neben Regie, Kamera, Deko, Kostüme, Masken und so weitere gebe es eine Person, die nur Markierungen auf dem Boden mache. «Jeder Schauspieler weiss genau, wo er stehen muss», so Kaumann. Und natürlich gibt es da auch eine Person, die sich um das Wohl der Statisten kümmert. «Mineralwasser und Kaffee gibt es eigentlich immer», erzählt Kaumann. «Manchmal werden Sandwiches aufgetischt, andere Male auch ganze Menüs.» Viel verdient man als Statist aber nicht: 80 bis 100 Franken pro Tag sind die Regel. «Aber für das Geld macht man es ja auch nicht. Wichtig ist, dass man dabei sein kann.» Es fasziniert Patrick Kaufmann einfach immer wieder, in andere Rollen zu schlüpfen.

Kommentare (0)