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Uri

Spannung pur beim Urner Umweltpreis: Jury tat sich schwer mit dem Entscheid

Der Anerkennungspreis zeichnet nachhaltige und umweltfreundliche Projekte aus. Nun wurde er das erste Mal vom Amt für Umweltschutz vergeben. Das Resultat kommt überraschend.
Die glücklichen Gewinner des Urner Umweltpreises: Karin Baumann (links) von «Kura» sowie Ivo und Emilio Baldini von der Paul Baldini AG. (Bild: Anian Heierli (Altdorf, 28. September 2021))

Anian Heierli

Die Jury hatte Mühe, eine Gewinnerin oder einen Gewinner zu küren. Zu gut waren die 30 Beiträge, die beim neu lancierten Urner Umweltpreis 2021 eingegangen sind. Es waren nachhaltige Projekte, innovative Ideen und spezielle Engagements für die Umwelt und ein intaktes Klima. Der Preis ist mit 3000 Franken dotiert und liefert darüber hinaus einen gewissen Prestigewert in Zeiten, in denen Umweltschutz immer wichtiger wird.

Die breit abgestützte Fachjury hat sich deshalb entschieden, das Preisgeld auf je 1500 Franken aufzuteilen und am Dienstag im Kulturkloster Altdorf gleich eine Siegerin und einen Sieger zu küren. Denn beide Gewinner, so unterschiedlich diese auch sind, seien «bedeutend» und «innovativ». Wegen besonderer Leistung verleiht das Amt für Umweltschutz den Preis der Paul Baldini AG und dem Altdorfer Laden «Kura nachhaltig und unverpackt».

Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektor Christian Arnold war die Begeisterung anzumerken. «Der Urner Umweltpreis schafft in erster Linie Öffentlichkeit für das vielseitige Engagement der Urnerinnen und Urner für die Umwelt», sagt er und betont:

«Uri trägt Sorge zur Umwelt. Wir wissen, dass wir ein Teil davon sind.»

Genau das hat gemäss Jury die Paul Baldini AG in den vergangenen Jahren immer wieder unter Beweis gestellt. «Das Recyclingunternehmen in Altdorf hat während Jahren grosse Innovation bewiesen», heisst es in der Mitteilung zur Preisverleihung. Seit der Umweltzertifizierung ISO 14001 habe sich der Recyclingpionier stetig weiterentwickelt. So hat die Paul Baldini AG eine Strassenwischgut- und Strassenabwasser-Aufbereitungsanlage selbst entwickelt und in Betrieb genommen. Für den Recyclingprozess wird das Dachwasser genutzt, der Heizverbund aus Abfallholz betrieben und die Motoren im stationären Brechwerk laufen mit Strom aus Urner Wasserkraft.

Es gibt kaum ein Material, dass nicht bearbeitet wird

Ebenso führte die Firma als Erstes im Kanton Uri eine Kunststoffseparatsammlung für die Bevölkerung ein. Regierungsrat Christian Arnold hob in seiner Rede hervor, dass sich die Paul Baldini AG in vielen Bereich als Pionier hervorgetan hat. «Das Unternehmen hat uns mit seiner innovativen und modernen Art überzeugt», sagt er. «Kaum ein Material wird nicht selber bearbeitet und in den Stoffkreislauf zurückgeführt. Sowohl wirtschaftlich, sozial und ökologisch hat das Familienunternehmen bewiesen, dass es alle drei Säulen der Nachhaltigkeit lebt und dies schon seit mehr als einem Jahrhundert.»

Verwaltungsratspräsident Emilio und Geschäftsleitungsmitglied Ivo Baldini sind sich der Ehre bewusst. Ivo Baldini bedankte sich herzlich mit «umweltschützlichen Grüssen.» Das Motto seines Betriebs laute: «Innovation durch Motivation.» Senior Emilio Baldini betonte am Rande der Veranstaltung, dass der Preis für ihn eine grosse Ehre sei. Als er vor 40 Jahren mit Recycling und Umweltschutz angefangen habe, sei er sicher ein Pionier im Kanton Uri gewesen. Sein Fazit: «Das ist eine tolle Wertschätzung und Anerkennung für unsere Eigeninitiative.»

Der Altdorfer Laden Kura, betrieben von Karin Baumann, überzeugte wohl mit neuen Ideen. Kura bietet unverpackte Lebens- und Reinigungsmittel sowie Kosmetikartikel zum Auffüllen an zwei Standorten in Altdorf an. Heisst konkret: Kura setzt Abfallvermeidung in der Praxis um. Die Kundschaft bringt ihre Gefässe selbst mit, Verpackungsmaterial wird eingespart und Abfall vermieden. Kura ermöglicht der Urner Bevölkerung, Kreislaufwirtschaft aktiv zu leben und hat die Umweltpreis-Jury damit überzeugt.

Arnold: «Das ist aktiv gelebter Umweltschutz»

Für Regierungsrat Arnold ist der Mini-Laden Kura nicht nur ein nachhaltiges Projekt, sondern auch ein sozialer Treffpunkt für Gleichgesinnte. «In sozialen Medien ist Kura präsent und zieht damit junge Kundschaft an», sagt er. «Kura hat uns mit seiner innovativen und zukunftsorientierten Art überzeugt.» Mit der Überreichung der Umweltpreises 2021 an «Kura nachhaltig und unverpackt» danke man für den Einsatz. «Hoffen wir, dass sie mit ihrem ‹unverpackt Lädäli›, wie sie es liebevoll selbst nennen, möglichst viel Erfolg haben», so Arnold. Er bringt es auf den Punkt: «Das ist aktiv gelebter Umweltschutz.»

Karin Baumann war sehr überrascht. «Als ich sah, wie viele grosse Firmen teilnahmen, dachte ich nicht an den Sieg.» Umso mehr schätzt sie den Preis. Heute sei das «Lädäli» mehr ein Hobby neben Beruf und Familie. Doch ein geheimer Traum von ihr ist es, dass daraus in Zukunft ein finanzielles Standbein wird. So abwegig dürfte das nicht sein. Gemäss Baumann gibt es schon nach einem Jahr Betriebszeit viele Stammkunden.

Schon heute ist klar, dass der Urner Umweltpreis keine einmalige Sache ist, sondern langfristig etabliert werden soll. Je nach Anzahl Bewerbern im Zwei- oder Ein-Jahres-Turnus.

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