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Uri

Sechs Monate später ist die Ursache immer noch unklar: Grossbrand von Erstfeld stellt Ermittler vor Schwierigkeiten

Ein Feuer hat im April zwei Urner Betriebe zerstört. Was genau der Auslöser des Brandes war, ist noch immer nicht geklärt. Brandstiftung stehe aber nicht im Vordergrund, so die Urner Kantonspolizei.
Eine Industriehalle wurde durch das Feuer komplett zerstört. (Bild: Paul Gwerder (Erstfeld, 15. April 2020))

Lucien Rahm

Zum Opfer sind dem Feuer zwei Erstfelder Betriebe gefallen. Der Grossbrand in einem Industriegebiet, der sich an einem Aprilmorgen dieses Jahres ereignete, hatte die Räume einer Tankrevisionsfirma und einer Autogarage komplett zerstört (wir berichteten).

Was genau den Brand auslöste, der über eine Million Franken an Sachschaden zur Folge hatte, ist auch ein halbes Jahr später noch nicht klar. «Aufgrund des hohen Zerstörungsgrades gestalten sich die Ermittlungsarbeiten schwierig», teilt die Kantonspolizei Uri auf Anfrage mit. Ein technischer Defekt könne nicht gänzlich ausgeschlossen werden. «Brandstiftung steht nicht im Vordergrund.»

Die Untersuchung, die vom Forensischen Institut Zürich unterstützt wird, ist also immer noch im Gange. Einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn verspricht sich die Kantonspolizei jedoch nicht mehr:

«Es muss davon ausgegangen werden, dass nach Abschluss des Verfahrens keine weiteren detaillierten Erkenntnisse vorliegen.»

Zündquelle lässt sich womöglich nicht mehr eingrenzen

«Für den Brandursachenermittler gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Auslöser eines Feuers zu finden», sagt Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des deutschen Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer, auf Anfrage unserer Zeitung. «Zunächst werden vor Ort unter anderem die Russspuren und die Zerstörungen durch den Brand untersucht und bewertet. Später werden eventuell Laboruntersuchungen von Proben und Asservaten durchgeführt», erläutert Drews das Vorgehen, wie es nach Bränden ganz allgemein üblich ist. Unter Asservaten sind am Brandort sichergestellte Gegenstände zu verstehen. Je stärker der Zerstörungsgrad an der Brandstelle aber ausfällt, desto weniger Optionen haben die Brandermittler meist, um die Ursache herauszufinden.

Bei einer geringeren Zerstörung würden sich die verschiedenen Spuren am Brandort viel mehr voneinander unterscheiden. «Unterschiede in der Ausprägung von Brandspuren ermöglichen es, den Brandausbruchsbereich einzugrenzen und dort auf die Suche nach Hinweisen auf die mögliche Zündquelle zu gehen», erklärt Drews.

Aussage über Brandursache ist oft Abwägung von Wahrscheinlichkeiten

In Erstfeld gehen die Ermittler offenbar nicht von einer Brandstiftung aus. Hinweise darauf lassen sich somit also nicht finden. In Fällen, in denen dies anders ist, schaue man unter anderem, ob sich Spuren von Brandbeschleuniger finden lassen, so Drews. «Dies wird zum Beispiel durch den Einsatz entsprechender Messgeräte auf der Brandstelle oder nach einer Entnahme von Proben später im Labor genauer untersucht.»

Interessant könne dabei auch die Frage nach der Geschwindigkeit sein, mit der sich das Feuer ausgebreitet hat. «Eine Aussage über eine Brandursache ist letztlich oft eine Abwägung von Wahrscheinlichkeiten, die auf Basis der Brandspuren und anderer Informationen vorgenommen wird.» Je stärker zum Beispiel die Belege für eine rein technische Brandursache seien, desto unwahrscheinlicher sei eine Brandlegung.

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