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Uri

Massagen statt Munition: Auf dem Ruag-Gelände in Altdorf dominieren heute Privatunternehmen

Wo einst einer der grössten Arbeitgeber Uris Geschosse herstellen liess, sind heute Privatfirmen einquartiert. Auch Bauland gibt es dort.
In den Gebäuden der Ruag sind heute unterschiedlichste Unternehmen eingemietet. (Bild: PD)

Lucien Rahm

Geschosse für grosskalibrige Waffen, Sprengstoff oder ungelenkte Raketen wurden in den Dutzenden von Industriehallen einst hergestellt. Mittlerweile dient das Areal der ehemaligen Munitionsfabrik Altdorf (MFA) mehrheitlich anderen Zwecken. Seit Ende der 1990er-Jahre – als die MFA und andere Schweizer Rüstungsfabriken zur Ruag zusammengeführt wurden – sind es vorwiegend private Firmen, die auf dem Gebiet im Südwesten Altdorfs ihre Produkte anfertigen. Dazu gehören beispielsweise Wasserturbinen, Küchenprodukte oder Halbleiter. Seit kurzem mietet auch der Flugzeughersteller Pilatus zwei Industriehallen, in denen er bald Flugzeugteile lagern wird.

Der Grossteil der Urner Munitionsproduktion, die zu Spitzenzeiten über 1000 Personen Arbeit bot, wurde 1998 nach Thun verlagert. Heute produzieren noch verschiedene Ruag-Divisionen wie zum Beispiel Ammotec sowie der Schweizer Ableger der deutschen Rheinmetall Defence klein- und mittelkalibrige Munition auf dem Areal in Altdorf.

Zaun ist mittlerweile entfernt worden

Nebst der Weiternutzung der vor 20 Jahren leer gewordenen Gebäude sei es ein Ziel gewesen, die dadurch verloren gegangenen Arbeitsplätze wieder anzusiedeln, sagt Yves Willi, der bei Ruag Real Estate die Marketingabteilung leitet. Heute würden auf dem gesamten Areal wieder knapp 1000 Arbeitnehmer beschäftigt. Dieses besteht einerseits aus dem Industriepark, andererseits aus dem Gelände, das seit drei Jahren unter dem Namen «Neuland» existiert und sich an kleinere und mittlere Unternehmen wendet. Dieses macht rund einen Zehntel des insgesamt über 400'000 Quadratmeter und 90 Gebäude umfassenden Geländes aus und liegt auf der nördlichen Seite des Schächens. «Mit der Umbenennung wollten wir sichtbar machen, dass hier etwas Neues entsteht», so Willi. Unter einem anderen Namen als Ruag aufzutreten, habe sich bei der Vermarktung des Angebots auf dem Businesspark «Neuland» zudem als förderlich erwiesen. Auch habe sich der Zaun, der das ganze Gelände bis vor wenigen Jahren umgab, als hinderlich herausgestellt. «Um das Areal für die Bevölkerung noch zugänglicher zu machen, haben wir ihn fürs ‹Neuland› entfernt».

Der Industriepark auf der anderen Seite des Schächens ist jedoch nach wie vor umzäunt und kann nur mit einer Zutrittskarte oder via Pförtnerhaus betreten werden. «Die industriellen Mieter haben diesbezüglich andere Bedürfnisse.» Der Zugang wird von Sicherheitspersonal überwacht, das nachts auch übers Areal patrouilliert. Die Sicherheitsdienstleistungen würden den Standort für die Industriebetriebe zusätzlich attraktiv machen. Daneben nennt Willi auch die gute Verkehrsanbindung als Vorteil. Mit der geplanten West-Ost-Verbindung und dem A2-Halbanschluss wäre das Areal zudem künftig direkt mit der Autobahn A2 verbunden. Ein weiterer Vorteil biete sich den Mietern im Industriepark mit dem Umstand, dass alle Betriebe eine Nähe zur Metallindustrie aufweisen würden, so Willi. «Wir versuchen bewusst, Firmen anzusiedeln, die einander Synergiepotenzial ermöglichen», fügt Ruag-Immobilienbewirtschafter Lukas Imfeld an. Manche Firmen würden dieses bereits nutzen. Neben den Lagerhallen der Pilatuswerke ist beispielsweise eine Firma einquartiert, die Innenausstattung für Flugzeuge designt.

Das über einen Kilometer lange Gelände birgt jedoch nicht nur Industriehallen. Ein grosser Teil davon ist mit Wald und Wiesen besetzt, welche die Ruag bewirtschaftet. «Dadurch tragen wir auch einen Teil dazu bei, die Biodiversität zu erhalten», so Willi. Auf dem Areal sollen beispielsweise sieben Rehe leben, sagt sein Kollege Imfeld.

Mieter können weiteres Land bebauen

Momentan werden die Angebote gut genutzt. «Die Auslastung bei beiden Arealen beläuft sich auf etwa 80 Prozent», sagt Willi. Im Areal «Neuland» seien es gar 90. Angesiedelt haben sich auf letzterem etwa Gesundheitsdienstleister wie medizinische Masseure oder Hypnosetherapeuten, aber auch Ingenieurbüros, eine Schreinerei oder das Fitnesscenter One, das im vergangenen Jahr den Betrieb aufnahm.

Im Industriepark besteht zudem die Möglichkeit, weitere Flächen zu bebauen. Firmen können diese Grundstücke hierfür im Baurecht nutzen – also gegen die Bezahlung eines Zinses. Mehrere zehntausend Quadratmeter stünden zu diesem Zweck bereit. «Dafür gibt es immer wieder Interessenten, die sich bei uns melden», so Imfeld. Bislang habe sich daraus jedoch nichts Konkretes ergeben.

«Spannende Projekte» in Aussicht

Weitere Verhandlungen über zusätzliche Bebauungen seien aber im Gange. Auch mit neuen Mietern sei man im Gespräch, wobei allerdings noch nichts spruchreif sei. Willi: «Es sind aber spannende Projekte darunter, welche die Attraktivität der beiden Arealteile weiter vergrössern würden.»

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