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Lawinensicherung für Strasse zwischen Realp und Hospental scheitert knapp

Obwohl Vertreter aus fast allen Fraktionen sich gestern im Landrat für die Motion von Georg Simmen (FDP, Realp) für eine lawinensichere Böschen ausgesprochen hatten, wurde sie mit 31 zu 27 Stimmen (bei 1 Enthaltung) nicht überwiesen.

Die Strasse zwischen Realp und Hospental wird durchschnittlich viermal pro Winter von Lawinen verschüttet. Am stärksten betroffen ist der 750 Meter lange Lawinenzug Böschen. Eine Galerie würde 30 Millionen Franken kosten, wie die Regierung 2010 in der Antwort auf eine erste Motion von Georg Simmen schrieb.

Nun forderte der Realper die Regierung im Mai mit einer neuen Motion dazu auf, mögliche Alternativen für eine lawinensichere Böschen zu prüfen und umzusetzen. So etwa per Aufforstung.

Aufforstung nur in Kombination möglich

Diese sei nur möglich, wenn zum Schutz der Jungpflanzen darüber Lawinen- und Stützverbauungen realisiert würden, was rund 15 Millionen Franken kostet, rechnete der Regierungsrat in seinem Bericht vor. Die Alternative sei zwar billiger als eine Galerie, aber nicht kostenwirksam, unverhältnismässig und daher nicht mit Bundesgeldern mitfinanzierbar.

Bis auf die SP/Grüne-Fraktion sprachen sich an der gestrigen Session zahlreiche Landratsmitglieder der anderen Parteien dafür aus, die Motion, entgegen dem Antrag der Regierung, zu überweisen.

«Es braucht endlich eine Lösung»

Neben den ökonomischen gebe es auch ökologische Aspekte, die in die Diskussion einfliessen sollen, hielt etwa Frieda Steffen (CVP, Andermatt) fest. «Der Regierungsrat sollte die Chance packen, aktiv ein Aufforstungsprojekt zu realisieren.»

Im Urner Oberland gebe es ohnehin immer mehr Wald, hielt Verena Walker (CVP, Wassen) fest. «Wieso kann und soll dieser nicht auch für den Schutz einer so wichtigen Strasse genutzt werden?»

Ruedi Cathry (FDP, Schattdorf) plädierte dafür, die Kantonsstrasse Andermatt–Realp als wichtige Verbindung ins Wallis nicht mit einer Strasse in einem Seitental zu vergleichen. Er sei zwar nicht bereit, 20 oder 30 Millionen Franken dafür zu sprechen, «aber es braucht endlich eine Lösung.»

Petra Simmen (SVP, Altdorf) bezeichnete es als unverständlich, dass sich der viel betonte touristische Aufschwung immer nur auf Ballungszentren konzentrieren soll.

Ins selbe Horn blies auch Thomas Sicher (FDP, Altdorf). Auch er sei nicht bereit, 20 Millionen Franken für die Böschen zu sprechen. «Angesichts des wachsenden Tourismus im Urserntal drängt sich eine Lösung jedoch auf.» Es sei zu klären, ob Wald auf dieser Höhe überhaupt wachse, wozu allenfalls ein Forschungsprojekt lanciert werden könnte.

Georg Simmen selber hielt mehrfach fest, dass es ihm nicht darum gehe, in zwei Jahren 15 Millionen Franken in die Böschen zu investieren. Was er verlange, sei ein nachhaltig zahlbares Generationenprojekt. «Wären unsere Vorfahren so mutlos gewesen wie die heutige Regierung, gäbe es heute in anderen Urner Regionen keine Schutzwälder», so Simmen.

Oberalp ist deutlich häufiger gesperrt

Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti betonte, dass die Regierung Verständnis habe für die Situation in Realp. «Wir müssen aber verhältnismässige Lösungen finden und können das Geld nicht zum Fenster rauswerfen.» So habe der Regierungsrat denn auch entschieden, die Matterhorn-Gotthard-Bahn bei ihren Verbauungen auf der Strecke Andermatt–Realp finanziell zu unterstützen.

Und Baudirektor Roger Nager wehrte sich gegen den Vorwurf, man würde Realp zu wenig beachten. «Man darf aber nicht vergessen, dass der Oberalppass deutlich häufiger wegen Lawinen gesperrt ist als die Strasse zwischen Andermatt und Realp.» Ausserdem müsse man im Hinblick auf die Kantonsfinanzen die Vernunft walten lassen.

Nach der angeregten Diskussion fiel der Entscheid denkbar knapp aus: 27 Landräte sprachen sich für, 31 gegen die Überweisung der Motion von Simmen aus (bei 1 Enthaltung).

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