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Uri

Kultur belebt die regionale Wirtschaft

Ein Projektteam hat im Auftrag des Programms San Gottardo das Kultur- und Kreativschaffen in der Gotthardregion auf ihren Nutzen für die Regionalentwicklung untersucht. Die Autoren sehen auch Handlungsbedarf.
Kulturelle Veranstaltungen, wie beispielsweise hier das Festival Alpentöne 2019 in Altdorf, beleben die regionale Wirtschaft. (Bild: PD)
Romed Aschwanden, Historiker. (Bild: Florian Arnold)

Die Gotthardregion ist eine vielfältige Kulturlandschaft: Gelebte Traditionen, Kreativschaffende mit eigenen Projekten und Angeboten wie Theater, Konzerte, Kinos oder Festivals beleben die Bergtäler der Kantone Uri, Wallis, Graubünden und Tessin. Die vielen Angebote tragen mitunter zu attraktiven Lebensräumen bei. Gleichzeitig generieren Kultur, Kunst und Kreativschaffen regionalwirtschaftliche Effekte: Sie schaffen Arbeitsplätze, zudem profitiert eine ganze Reihe von Branchen wie beispielsweise die Gastronomie oder Handwerksbetriebe von den verschiedenen Aktivitäten.

Ein Projektteam unter Mitwirkung des Urner Instituts «Kulturen der Alpen» hat nun im Auftrag des Programms San Gottardo (siehe Box) das Kulturangebot im Kanton Uri, in der Surselva, im Goms und in der Tessiner Region Bellinzonese e Valli untersucht. Das Team eruierte, welche kreativwirtschaftlichen Akteure und Projekte in der Gotthardregion das Potenzial für einen regionalwirtschaftlichen Nutzen bergen, und verfasste entsprechende Handlungsempfehlungen. Das Projektteam bestand aus dem Historiker Romed Aschwanden (Institut Kulturen der Alpen), der Organisationsberaterin Annette Schönholzer (Connect the Dots GmbH) und dem Kulturmanager Francesco Walter (Musikdorf Ernen).

Zwischen den Branchen vermitteln

Das Projektteam zeigt in einer 90-seitigen Auslegeordnung mitunter auf, dass Infrastruktur- und Tourismusprojekte nicht ausreichen, um die Berggebiet als attraktiven Lebens- und Wirtschaftsraum zu erhalten. «Kreativwirtschaft erzeugt nebst den erwiesenen wirtschaftlichen Effekten auch eine nicht-ökonomische Wirkung», erläutert Mitautor Romed Aschwanden. Denn Kreativschaffen bringe viel Kompetenzen in die Region und trage massgeblich zu einem positiven Selbst- und Fremdbild bei.

Besonders nachhaltig für die Entwicklung der Region könnte sich die Zusammenarbeit der Kreativbranchen mit anderen Wirtschaftszweigen erweisen.

«Kreativschaffende denken häufig ‹out of the box› und können wichtige Impulse geben»,

so Aschwanden. «Das ist für die Berggebiete besonders wichtig, da für die aktuellen Herausforderungen oftmals neue Lösungsansätze notwendig sind.» An den Schnittstellen zu anderen Branchen wie Hotellerie, Kommunikation, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe verortet die Studie demnach das grösste Entwicklungspotenzial für die Gotthardregion.

Projektteam empfiehlt Aufbau eines Netzwerks

Die Autorengruppe empfiehlt den Verantwortlichen des Programms San Gottardo daher, in den vier Gotthardkantonen ein «Creative-Hub-Netzwerk» aufzubauen. Die verschiedenen «Hubs» (Knotenpunkte) sollen die Kreativschaffenden aktiv an einem Ort zusammenbringen, wo sie sich informieren, austauschen und auch beraten lassen können. Zudem sollen die Knotenpunkte den überregionalen Austausch fördern und schliesslich auf nationaler Ebene Brücken zu weiteren Akteurinnen und Akteuren, Förderstellen sowie Bildungs- und Forschungsstätten schlagen.

Das «Creative-Hub-Netzwerk», so das Autorenteam, garantiere eine lokale Verwurzelung, die vorhandene Bedürfnisse aufnimmt und zur Problemlösung Hand bietet. Zudem erleichtere das Netzwerk den Austausch von Informationen und Expertisen über die Kantonsgrenzen hinweg und treibe die Erschliessung von Absatzmärkten auf nationaler Ebene voran.

Empfehlungen werden weiterverfolgt

«Wir werden die Überlegungen und Empfehlungen aus der Projektstudie aufnehmen und weiterverfolgen», sagt Christian Raab, Vorsitzender des Leitenden Ausschusses Programm San Gottardo und Generalsekretär der Urner Volkswirtschaftsdirektion. «Wir sehen die Chance, dass durch die Schaffung von neuen und vernetzten Leistungen in der Kultur- und Kreativwirtschaft auch eine wirtschaftliche Dynamisierung des Gotthardraums erfolgen kann.» Das Autorenteam habe mit seiner differenzierten Arbeit eine «erfolgversprechende Perspektive» aufgezeigt. (pd/lur)

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