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Kater Leo versüsst Auszeit auf dem Urnerboden

Die Altdorfer Architektin Michèle Brand kündigte für ein Filmprojekt ihren Job. Die Coronakrise zwingt sie nun zu einer Auszeit, durch die sie neue Lebensweisen kennen lernt. Mit dabei «Probekater» Leo.
Michèle Brand betreut auf dem Urnerboden Leo, den Kater ihrer Freundin Francesca.
(Bild: PD)

Christof Hirtler

Im Leben der Urnerin Michèle Brand ging es bisher pausenlos vorwärts: Schule, Gymnasium, ein Studium an der ETH Zürich, 2017 der Masterabschluss in Architektur, Praktika und Stellen in St. Moritz und Altdorf. Im Frühling 2019 entschied sie sich, noch eine andere Richtung auszuprobieren, als sie auf den Aufruf des Regisseurs Michael Koch aufmerksam wurde. Dieser suchte für seinen Film «Ein Stück Himmel», der im Isenthal gedreht wird, Laienspieler. «Das hat mich sofort gepackt», so Michèle Brand.

Nach ersten Proben mit anderen Spielerinnen und Spielern und Filmaufnahmen, erhielt Brand im Herbst 2019 die Zusage. Sie spielt Anna, die weibliche Hauptrolle. «Ich habe meine Arbeitsstelle gekündigt, weil ich diese Chance unbedingt packen wollte», erzählt sie. «Bisher machte ich immer gute Erfahrungen, mich auf Neues einzulassen.» Im Februar starteten die Dreharbeiten. «Ich hatte fünf Drehtage. Dann kam der Abbruch der Dreharbeiten wegen der Coronapandemie.» Das war am 16. März. Am Tag darauf wurde das Projekt vorerst auf Eis gelegt. «Nach dem ersten Schock nahm ich es gelassen, denn es geht ja weiter», so Brand.

Als «Probe-Katze» mit auf den Urnerboden genommen

So entschied sich Michèle Brand für eine Auszeit auf dem Urnerboden, wo ihre Mutter öfters eine Ferienwohnung miete. Michèle Brand geniesst es, mal keine Termine zu haben. «Es ist meine erste richtige Auszeit», sagt sie.

«Ich habe verlernt, nichts zu tun. Dieser Stillstand ist auch eine Chance, für viele Menschen könnte etwas Positives wachsen.»

Als Begleiter mit dabei ist Kater Leo, der eigentlich einer Freundin gehört. Diese arbeitet in Zürich als Lehrerin an der Kinderstation der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Dort sei die Lage angespannt, denn der Unterricht gehe weiter. «Um sie etwas zu entlasten, habe ich ihr angeboten, auf ihren Kater Leo aufzupassen, da ich mit meinem Freund schon länger geplant hatte, ihn als ‹Probe-Katze› in die Ferien zu nehmen», erzählt Michèle Brand. Die Fahrt auf den Urnerboden sei etwas anstrengend verlaufen, denn Leo habe auf der langen Fahrt ständig miaut. Beim Argseeli angekommen, sei die Katze schnell ins Haus gebracht worden – das Auto jedoch sei im Schnee stecken geblieben und musste ausgeschaufelt werden. «Leo ist gerne daheim an der Wärme. So bin ich hier nicht ganz allein.», sagt Michèle Brand. «Es beruhigt mich, zu sehen, wie er daliegt und aus dem Fenster schaut, oder ihm zuzuschauen, wie er sich putzt. Ständig ist er in meiner Nähe.»

Auszeit ohne Termine

In der kleinen Wohnung gibt es keinen Fernseher. Sie hört öfters Radio, damit sie informiert ist. Sonst verbringt sie ihre Zeit mit elementaren Dingen – Holz sägen, Holz scheiten, «damit das Holz ins Öfeli passt», einfache Gerichte kochen und stricken. «Damit habe ich beim Drehen begonnen, weil wir Schauspieler immer wieder längere Pausen hatten», so Brand. «Ich stricke Socken. Zu meiner Überraschung macht es mir Freude. Ein Paar habe ich fertig, jetzt bin ich an einem zweiten Paar, mit anderem Muster. Aber ohne Youtube-Filmchen ginge es nicht.»

Sie erzählt lachend: «Heute Morgen habe ich in der Fätsch gebadet.» Der Bergbach schlängelt sich durch den Urnerboden. «Das Wasser war so kalt und die Steinchen sind an meinem Badetuch festgefroren. Das Wetter ist wunderschön.» Leider habe sie alle ihre Lieblingsbücher, die Trilogie von Philip Pullmann, «Der goldene Kompass», «Das magische Messer» und «Das Bernstein-Teleskop» fast fertig gelesen. «Bald reise ich zurück nach Altdorf und überlege mir, wie es weitergehen soll», erzählt sie. Michèle Brand versucht, positiv zu bleiben und sich nicht zu stressen. «Ich mag es, wenn es planlos ist. Ich habe keine Verpflichtungen, keine Kinder, kann es gelassen nehmen.»

Job-Angebot des früheren Arbeitgebers erhalten

Vergangene Woche ist Michèle Brand nach Altdorf zurückgekehrt. Kater Leo bleibt noch eine Woche bei ihr und ihrem Freund Nicola in Altdorf in den Ferien. «Ich möchte gerne eine Katze. Mit Leo geht es sehr gut. Ich hoffe, dass ich Nicola überzeugen kann, ein Kätzchen zu halten.» Und auch beruflich habe sich ein Türchen aufgetan: Bereits kam eine Anfrage eines früheren Arbeitgebers aus St. Moritz. Am 6. April wird Michèle Brand nach St. Moritz reisen, um dort bis auf weiteres als Architektin zu arbeiten.

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