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Uri

Junge Urnerin findet trotz Lockdown ihren Traumberuf

Eigentlich hatte Elena Dahinden aus Silenen ihren Weg schon gefunden. Doch dann musste sie während der Coronakrise aufs Arbeitsamt, um zu stempeln.
Elena Dahinden. (Bild: Urs Hanhart)
Elena Dahinden arbeitet seit diesem Jahr als Lastwagen-Chauffeuse. (Bild: Urs Hanhart (Seedorf, 9. November 2020))
Hinter dem Steuer grosser Lastwagen ist Elena Dahinden in ihrem Element. (Bild: Urs Hanhart (Seedorf, 9. November 2020))

Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

367 Arbeitslose im April: Mitten im Lockdown erreichten die Arbeitslosenzahlen in Uri einen für diesen Kanton aussergewöhnlich hohen Stand. Hinter jedem einzelnen Fall verbirgt sich ein Schicksal. Eine der Betroffenen war auch Elena Dahinden aus Silenen. In ihrem Fall nahm die Geschichte eine gute Wende. Aber der Reihe nach.

Die grossen Maschinen und das Schicksal

Schon als kleines Mädchen stand Elena Dahinden auf ihrem Bauernhof fasziniert vor den grossen Geräten. «Das hat mich beeindruckt», sagt sie. Der Traum von der Arbeit mit den grossen Maschinen war geboren. Doch vorerst war ihr ein anderer Werdegang bestimmt. Von 2013 bis 2016 absolvierte sie ihre Lehre als Detailhandelsfachfrau bei der Landi in Schattdorf. «Wer einmal im Verkauf gearbeitet hat, weiss, wie es ist: Es ist eine schöne Zeit, aber irgendwann hat man es gesehen», sagt die heute 22-Jährige. Die Leute an der Kasse, die man immerzu anlächeln müsse, der ganze Trubel, Tag für Tag aufrecht stehen. «Ich war am Abend geistig und körperlich ausgelaugt, aber nicht erfüllt.»

Elena Dahinden entschied sich kurzerhand, «etwas anderes» zu suchen und im Service des Berghotels Gerig in Wassen eine Tätigkeit aufzunehmen. «Während der Saison war es streng, doch ich fühlte mich ausgelastet und das Team war toll», erinnert sie sich.

Von 2018 bis 2020 stürzte sie sich noch einmal ins Verkäuferleben als Angestellte bei der Landi in Horw. Doch der Beruf sagte ihr auch diesmal nicht zu. «Der Detailhandel hat sich so sehr verändert, heute sind mehr Massenwaren aus dem Osten dabei.» Ihre Gedanken begannen wieder zu kreisen: «Ist dies wirklich das, was ich bis zur Pensionierung machen will?» Und dann erinnerte sie sich, wie sie damals als kleines Mädchen stauend vor den grossen Geräten auf dem Bauernhof stand. «Ich begann, zu recherchieren, stiess auf die Lastwagenprüfung und informierte mich, wer in der Gegend eine Lastwagen-Chauffeuse gebrauchen könnte.»

Das Glück, keine Zusage zu erhalten

Es gelang Elena Dahinden, im März dieses Jahres eine mündliche Zusage bei einer Urner Baufirma zu erhalten. Sie kündigte bei der Landi. Doch dann kam der Lockdown. «Ich musste aufs RAV. Da war viel Papierkram dabei», sagt sie. Dahinden verschmitzt: Sie habe viele Bewerbungen schreiben müssen in der Hoffnung, dass sie keine Zusage erhält. Denn eigentlich wollte sie ja zur Urner Baufirma. «Ich hatte Glück», konstatiert sie. Mitte Mai nachdem Lockdown konnte sie endlich ihre Lastwagenprüfung absolvieren und wurde bei der Firma Mattli in Wassen eingestellt.

Heute sitzt Elena Dahinden stolz hinter dem Steuer zweier Lastwagentypen: dem Betonmischer und dem Betonkipper. Die Frage, welches Modell sie denn lieber fährt, soll ihr an dieser Stelle erspart bleiben – «das ist immer die erste Frage, die man mir stellt, und ich finde sie so doof». Doch wie ist es eigentlich, als junge Frau in einem Männerberuf tätig zu sein? «Kann man so etwas heute überhaupt noch sagen?», fragt sie sich laut. Sie sei von allen herzlich empfangen und aufgenommen worden. «Auf der Baustelle gibt es ein paar, die manchmal komisch gucken, aber vielleicht liegt dies auch an mir», sagt sie mit einem Augenzwinkern.

«Habe überhaupt nicht das Gefühl, mich irgendwie beweisen zu müssen»

Positiv fällt ihr aber auch auf, dass die Kollegen sehr hilfsbereit sind. «Man hilft mir oft, damit ich auf der Baustelle nicht jedes Mal aus dem Lastwagen aussteigen muss.» Herablassend sei noch nie ein Mann zu ihr gewesen. «Es ist ein sehr kollegialer Umgang und ich habe überhaupt nicht das Gefühl, mich irgendwie beweisen zu müssen.» Letztlich müssten ja beide arbeiten, egal ob Mann oder Frau.

Elena Dahinden hat sich jedenfalls sehr gut bei ihrer neuen Stelle eingelebt und kann sich durchaus vorstellen, mit dieser Stelle alt zu werden. Und wenn sie sich abends ins Bett fällen lässt? «Dann bin ich erfüllt, sowohl körperlich als auch geistig.»

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